zeitreise bb
Lehenweiler>>Oberamtsbeschreibung

Lehenweiler in der Böblinger Oberamtsbeschreibung von 1850

Quelle: Beschreibung des Oberamts Böblingen. Herausgegeben von dem königlichen topographischen Bureau. Stuttgart und Tübingen 1850

Foto: Lehenweiler um 1900. Ländliche Idylle um das alte Schulhaus. (Foto: Gemeindearchiv Aidlingen/Privatbesitz) - klicken Sie in das Bild, um es zu vergrößern

Lehenweiler ein ½ Stunde nördlich vom Mutterort (Aidlingen) gelegener Weiler mit 210 evangelischen Einwohnern, verdankt seine Entstehung dem Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg († 1733), welcher vier Reitern1* aus seiner Garde sich hier anzusiedeln erlaubte. Der kleine, nur aus zwei Reihen Häuser bestehende Ort liegt auf der Höhe ziemlich geschützt am Anfang eines unbedeutenden Seitenthälchen des Würm-Thals. Die 1838 erbaute Schule, in der außer einer geräumigen Schulstube auch die Lehrerwohnung sich befindet, hat ein kleines Thürmchen mit Glocke und Uhr; sie liegt von allen Seiten frei am nordöstlichen Ende des Orts. Die fleißigen Einwohner sind, mit Ausnahme einiger Vermöglicheren, meist unbemittelt und nähren sich vom Feldbau und neben diesem durch Tagelohnen, Straßenarbeiten usw. Der Boden ist leicht, sehr steinig und weniger fruchtbar als der in der Gegend um Aidlingen; die Erzeugnisse desselben sind die gleichen wie die des Mutterorts. Die Güterpreise bewegen sich von 15 bis 400 fl.2* per Morgen.3*, was einen Maßstab für die ungleiche Ertragsfähigkeit der Felder abgibt. Was die Viehzucht betrifft, so beschäftigt sich diese in geringer Ausdehnung mit einer gewöhnlichen Landrace. Die Schweinezucht ist unbedeutend, dagegen die Schafzucht ziemlich namhaft. Einige Professionisten arbeiten für das nöthigste örtliche Bedürfniß, außer diesen befindet sich noch eine Gassenwirthschaft und ein Krämer im Ort.

1

Weshalb die OAB hier vier Gründer aufführt ist unklar. Der herzogliche Erlass von 1709 bezieht sich jedenfalls nur auf die beiden "Guarde Reutter" Weiß und Heinz

2

1 Gulden (fl) = 60 Kreuzer (x). Nach der Währungsumstellung entsprach 1 Gulden ca. 1,71 Mark. Die Guldenwährung im süddeutschen Raum bestand von ca. 1550 - 1875.

3

1 Morgen = 31,52 Ar

Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen
Im Jahre 1820 wurde auf Dekret des württembergischen Königs Wilhelm I das "königliche statistisch-topographische Bureau" in Stuttgart gegründet. Zwischen 1824 und 1886 wurden dort genaue Beschreibungen aller 64 württembergischen Verwaltungsbezirke und ihrer Gemeinden erarbeitet. Als 27. Band erschien im Jahre 1850 die Beschreibung des Oberamts Böblingen. Die Oberamtsbeschreibungen sind eine interessante und unverzichtbare Quelle zur württembergischen Landeskunde und werden als Reprint immer wieder aufgelegt.


Auf dem Internet-Portal Wikisource kann die Beschreibung des Oberamts Böblingens bereits vollständig abgerufen werden.

Mit freundlicher Genehmigung des Bissinger-Verlags Magstadt

Gemeinde Aidlingen

Diese Seite drucken
Zum Seitenanfang

www.zeitreise-bb.de