Böblingen>>Geschichte>>Bombenangriff 1943

„Meine Erinnerung an die Schreckensnacht vom 7. / 8. Oktober 1943“
Schüler der 8. Klasse der Volksschule Gartenstraße berichten über die Bombennacht vom 7. / 8. Oktober 1943



Quelle: Erwin Funk: Böblingen im Dritten Reich – Teil 2. Erinnerungen und Erfahrungen in Berichten und Dokumenten, Böblingen 1987, S. 202-205.

„Meine Erinnerung an die Schreckensnacht vom 7. / 8. Oktober 1943“ lautete das Thema eines Schulaufsatzes in den Klassen 7 und 8 an der Böblinger Volksschule Gartenstraße. Erwin Funk veröffentlichte 1987 mehrere dieser Aufsätze in seiner umfangreichen Dokumentation „Böblingen im Dritten Reich“ Lesen Sie Im folgenden Auszüge aus zwei dieser Aufsätze:

„Selbst in der größten Verwüstung kam die Volksgemeinschaft nicht ins Wanken"
„Vom 7. auf 8. Oktober 1943 wurde auch unsere Stadt, wie noch viele andere in Deutschland, von den feindlichen Terrorfliegern zerstört und ruiniert. Darüber sollen wir nun einiges berichten. Am Donnerstag, dem 7. Oktober, nachts um 11.30 Uhr, heulten die Sirenen auf. Doch, wie schon öfters, dachten wir nicht, daß die Engländer auch uns angreifen würden. Viele Leute, oft sogar auch Männer, blieben darum ruhig im Bett. Auch ich hielt es wie diese, und als man erst eine Viertelstunde lang nichts hörte, freute ich mich schon, daß nun meine Geschwister wieder einmal umsonst aufgestanden wären. Da hörte man auf einmal von der Ferne das Motorengeräusch vieler feindlicher Flugzeuge. Jetzt fuhr ich aber aus dem Bett und kleidete mich eiligst an, da wurde es draußen taghell, und man hörte das Sausen der feindlichen Luftminen und Sprengbomben. Dazwischen hinein hörte man auch die herabstürzenden Phosphorbomben und -kanister. Oft flogen die Flugzeuge ganz nieder über die Stadt hinweg, daß man hätte meinen können, sie wollten sehen, was noch stehe und was sie noch zusammenwerfen könnten. Einige Häuser wurden sogar mit Bordwaffen beschossen. Der Angriff dauerte ungefähr 30 bis 40 Minuten, und nach einer weiteren Viertelstunde ertönte die Entwarnung. Als wir auf die Straße gingen, mußten wir über Schutt, Glasscherben und Trümmer steigen. Hier war es ganz hell vom Feuer der brennenden Häuser und Scheuern. Schon in der Stuttgarter Straße brannten einige Häuser, doch je mehr man in die Stadt hineinkam, um so größer war das Bild der Zerstörung. Überall brennende und eingestürzte Häuser. Auf der linken Seite der Altstadt stand beinahe alles in Flammen. Wenn man vom Schloßberg aus herabsah, konnte man überall das Aufflackern der Flammen sehen. Selbst die einzeln stehenden Häuser hatten die Mordbrenner nicht vergessen. Auch der Feierraum, die Kirche und andere schöne Gebäude wurden zerstört und ruiniert. Aber selbst in der größten Verwüstung kam die Volksgemeinschaft nicht ins Schwanken.“ ...

„... unser Hund mußte verbrennen"
„In der Nacht vom 7. auf 8. Oktober erlebte Böblingen einen furchtbaren Fliegerangriff. Ich schlief schon lange. Da, auf einmal, heulten die Sirenen. Ich stand schnell auf, zog mich an und ging zu meinen Eltern hinunter. Mein Vater ging auf die Bühne und schaute zum Fenster hinaus. Aber da war ein solcher Nebel, und es dachte sicher niemand daran, daß es so kommen könnte. Da, auf einmal hörte man in der Ferne Flieger surren, aber kaum waren sie da, so fielen schon Bomben. Wir gingen schnell in den Keller. Dann fiel Bombe auf Bombe. Nach etwa 5 Minuten bekam auch die Ziegelei, neben der ich wohnte, etwas ab. Sie brannte gleich lichterloh, daß es nur so knisterte und knasterte. Mein Vater und Herr Reinold sprangen immer wieder ins Büro, um wichtige Dinge zu retten. Dann schauten sie schnell nach unseren Hasen, Gänsen und Schweinen. Die Gänse waren schon fort, weil es ja alle Türen aufgerissen hatte. Die Schweine und Hasen konnte man noch retten, unser Hund aber mußte verbrennen.“ ...


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