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Die jüngste Sparkasse im Land

1905 wurde in Böblingen eine Oberamtssparkasse gegründet

Quelle: Sindelfinger Zeitung vom 5. Februar 1999

Autor: Karlheinz Reichert
Die jüngste Kreissparkasse im Land ist heute eine der größten: 1905 erst wurde mit der Eröffnung der Oberamtssparkasse Böblingen der letzte weiße Fleck in der württembergischen Sparkassenlandschaft ausgefüllt.

In ihrer Geschichtsschreibung beruft sich die Kreissparkasse heute gerne auf ihre Vorläufer in Sindelfingen. Dort wurde bereits 1827 die erste Leihkasse im Oberamt genehmigt, die bis 1892 bestand. 1828 war in Sindelfingen zudem eine private Sparkasse gegründet worden. Diese wurde bis 1850 als Tochter des Industrievereins und dann bis Ende 1903 als eigenständiger Verein geführt. 1904 nahm stattdessen die städtische Sparkasse Sindelfingen die Geschäfte auf, deren Gründung parallel zur Gründung der Oberamtssparkasse in Böblingen vorbereitet worden war. Im Dritten Reich mußte die städtische Sparkasse Sindelfingen mit der Oberamtssparkasse fusionieren.

Frühere Versuche, eine Oberamtssparkasse zu gründen, wurden in Böblingen durch einflußreiche Personen, die Mitglieder einer anderen Geldanstalt waren, immer wieder vereitelt. Am 11. Juli 1903 beschloß jedoch der Ausschuß der Amtsversammlung - nach heutiger Lesart wäre das ein Ausschuß des Kreistages - die Errichtung einer Sparkasse für den Oberamtsbezirk zu beantragen.

Bild: Von 1906 – 1923 befanden sich die Geschäftsräume der Oberamtssparkasse Böblingen am Postplatz gegenüber dem Hotel Post. Historische Aufnahme aus den 1920er Jahren. (Foto: StadtA Böblingen)

Am 2. Januar 1905 wurde das Institut in der Karlsstraße eröffnet. „Zweck der Sparkasse ist, den Einwohnern des Oberamtsbezirks Gelegenheit zur sicheren, verzinslichen Anlegung von Ersparnissen und zur Anlegung von Mündelgeldern zu geben, auch Geldbedürftigen die Erlangung von Darlehen zu ermöglichen", hieß es in Paragraph 2 der Satzung. Der niedrigste Einlagebetrag war eine Mark, der Höchstbetrag für Einzelpersonen und Verwaltungen 2.000 Mark, für Familien 3.000 Mark.

Oberamtspfleger König war zum Kassier gewählt worden. Er bekam 500 Mark Jahresgehalt und mußte zunächst 3.000 Mark, später 10.000 Mark als Kaution hinterlegen. Kassentage waren zunächst Montag, Mittwoch, Donnerstag und Samstag, jeweils von acht bis zwölf Uhr vormittags und von drei bis fünf Uhr nachmittags.

Die erste Spareinlage brachte die Ehefrau des Oberamtmannes Christian Schlecht. 16 Sparer zahlten am Eröffnungstag zusammen 4.205 Mark ein. Bis Ende Januar beliefen sich die Guthaben auf 26.810 Mark. Im Februar wurde dann mit der Auszahlung von Darlehen begonnen. Der erste Darlehensnehmer war der Schönaicher Bäcker Johann Georg Wolf.

Auf Einlagen zahlte die Sparkasse 3,6 Prozent Zins, für Darlehen verlangte sie vier Prozent. Bis Ende des Jahres waren an Guthaben 157.463 Mark zusammengekommen. An Darlehen waren 101.535 Mark ausbezahlt. Die Verwaltungskosten machten im ersten Geschäftsjahr 741,10 Mark aus. ...

Die Oberamtssparkasse Böblingen und die städtische Sparkasse Sindelfingen waren damals nicht die einzigen Institute, die Geld annahmen oder ausliehen. So gab es in Sindelfingen seit 1863 die Handwerkerbank, in Böblingen seit 1864 den Spar- und Vorschußverein (seit 1883 als Aktiengesellschaft). Auch die Magstadter hatten beispielsweise schon seit 1871 eine Gewerbebank. In anderen Orten des Oberamts gab es Spar- und Darlehenskassen.

Bild: Böblinger Zentrale der Kreisparkasse an der Wolfgang Brumme Allee

Wer den Pfennig nicht ehrt ...
Außerdem wurden in Aidlingen, Dagersheim, Darmsheim, Holzgerlingen, Magstadt, Maichingen, Schafhausen, Sindelfingen und in Weil im Schönbuch noch sog. „Pfennigsparkassen“ betrieben, meist von den Schultheißen oder den Pfarrern. Kassier war ein Kaufmann im Ort oder auch ein Lehrer.

Die Sparer kauften für zehn oder 20 Pfennig Wertmarken und klebten diese in ein Markenbüchlein. War dieses vollgeklebt, so wurde dessen Gegenwert dem Sparkonto gutgeschrieben und mit 3,6 Prozent verzinst. ... Pfennigsparkassen gab es bis zum Jahr 1923.

Der Text wurde gekürzt.

Mit freundlicher Genehmigung der Sindelfinger Zeitung / Böblinger Zeitung

Die Kreisparkasse Böblingen

Die heutige große Kreissparkasse Böblingen beruft sich auf vier historische Wurzeln:
1.Die 1828 vom Industrieverein gegründete private Sparkasse in Sindelfingen, die 1905 in die Städtische Sparkasse Sindelfingen überging.
2.Die 1847 gegründete Oberamts- Spar- und Hülfsleihkasse Herrenberg, die 1909 Oberamtssparkasse wurde.
3.Die 1882 entstandene Oberamtssparkasse Leonberg.
4.Die 1905 gegründete Oberamtssparkasse Böblingen.
1934 schlossen sich die Sparkassen Böblingen und Sindelfingen zur Kreissparkasse Böblingen zusammen, 1938 – das Oberamt Herrenberg wurde damals aufgelöst - kam Herrenberg dazu. Im Zuge der Gebietsreform in Baden-Württemberg und der Neuaufteilung der Kreisgrenzen fusionierten die Kreissparkasse Leonberg und Böblingen 1974 zur heutigen großen Kreissparkasse Böblingen.

Im Internet finden Sie die Kreisparkasse Böblingen unter http://www.kskbb.de/index.html



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