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Der Mönchbrunnen von Bondorf Autorin: Susanne Schmidt | ||||||
Etwa drei Kilometer westlich von Bondorf befindet sich im Gemeindewald „Bernloch“ ein alter rundgemauerter Brunnen, der den Namen „Mönchbrunnen“ trägt. „Der Volkssage nach“, so berichtet die Herrenberger Oberamtsbeschreibung von 1855, soll sich hier ein „längst abgegangenes Mönchskloster“1* befunden haben. Bild: Der “Mönchsbrunnen” im Wald bei Bondorf. Rechts vom Brunnen befindet sich eine Infotafel. (Foto: Jörg Weinmann) Einsam im Wald gelegene Mönchsklausen, in denen sogenannte „Waldbrüder“ ein karges Leben führten, lassen sich in unserer Region seit dem 14. Jahrhundert vermehrt nachweisen, u.a. in Aidlingen, Eltingen, Herrenberg, Hildrizhausen, Holzgerlingen und Waldenbuch. Die meisten dieser Klausen wurden nach der Reformation aufgegeben. Nur die alten Flurnamen erinnern noch an diese frommen Einrichtungen und machen sie ungefähr lokalisierbar. Im westlichen Schönbuch befinden sich auf dem Bromberg (Gemarkung Altdorf) noch Überreste einer Einsiedelei aus dem 15. Jahrhundert. Ein Waldbrüderhaus wird 1481 auch bei Holzgerlingen im Distrikt Heghalde erwähnt, wo sich bis heute noch Relikte eines gemauerten „Mönchbrunnens“ befinden.Für den Bondorfer Mönchbrunnen fehlen allerdings solche Hinweise. Auch die Bezeichnungen „Mönchsteige“, „Ob dem Mönchgarten“ oder „Nonnenwald“ für weiter westlich gelegene Waldgewanne sind hierfür kein Beleg. Ulrich Jopp, der sich seit Jahrzehnten mit der Geschichte Bondorfs befasst, verweist in Bezug auf die Namensgebung vielmehr auf die alten Besitzverhältnisse. So war der „Nonnenwald“ einst im Besitz der Dominikanerinnen vom Kloster Kirchberg bei Sulz am Neckar und die Gebiete um den Mönchsbrunnen gehörten nachweislich dem Kloster Bebenhausen. Relikt aus der Römerzeit Archäologischen Untersuchungen zufolge ist der Bondorfer Mönchbrunnen auch gar nicht mittelalterlichen Ursprungs, sondern viel älter. Die fruchtbaren Gäulandschaften des Mittleren Neckarraumes sind altes römisches Siedlungsgebiet. Im Bondorfer Gewann „Mauren“ konnten 1975 im Rahmen einer großflächigen Rettungsgrabung die Überreste eines großen römischen Gutshofes, einer sog. villa rustica, freigelegt werden. Daneben wurden weitere Fundstellen ausgemacht, darunter auch im Gebiet Mönchbrunnen. Bereits bei Untersuchungen in den 1930er Jahren wurden wenige Meter neben dem Brunnen auch behauene Steine, Bauschutt und ein Kellergewölbe oder Hypokaustum beobachtet.2* Vermutlich gehörte der Brunnen ebenfalls zu einer im 2. Jh. n. Chr. errichteten römischen Hofanlage. Weshalb der Brunnen allerdings nicht in einer Senke, sondern an einem hochgelegenen Geländepunkt angelegt wurde, kann sich auch Ulrich Jopp nicht erklären. Möglicher Weise handelt es sich um eine Regenwasserzisterne oder der Brunnen muss einst viel tiefer gewesen sein. Bild: Mönchsbrunnen, gesicherter Brunnenschacht. (Foto: Jörg Weinmann) Heute führt der Mönchbrunnen kein Wasser mehr. Schutt und Erde bedecken die Brunnensohle, deren tatsächliche Tiefe bisher nicht ermittelt wurde. Gemauert wurde er mörtelfrei aus behauenen und unbehauenen Natursteinen. Sein heutiges Aussehen erhielt er allerdings erst im Jahre 2006. Damals wurde zum Schutz des historischen Brunnenrandes über dem Boden ein Ring betoniert, die jetzt sichtbaren Steine aufgemauert und der Schacht mit einem Stahlgitter gesichert.3*
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Ein herzliches Dankeschön an Ulrich Jopp, Bondorf, der Quellen, Literatur und sein umfassendes Wissen zur Verfügung stellte.
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