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Mr kennet älles, außer onser oigas Geld macha

Vom württembergischen zum nationalen Geld

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Quelle: zeitreise-bb

Autor: Dr. Michael Geyer
Vorbemerkung
Regalien (regalia jura) ist ein seit dem 11. Jahrhundert verwendeter Ausdruck für alle möglichen dem König zustehenden Rechte, Einkünfte etc. Den meisten von uns fällt hier das Bergrecht oder das Münzrecht ein; und eben dieses Münzrecht, dieses Münzregal konnte vom Kaiser an geistliche und weltliche Herren oder Reichsstädte verliehen werden. Warum ist dieses Münzregal neben all dem Prestige, das es beinhaltet, so wichtig? Nun, baut ein Graf, ein Herzog etc. auf seinem eigenen Territorium Silber ab (siehe die Grafschaften von Tirol oder Schlick, aber auch Kuttenberg im Böhmischen und auch seit 1598 bei uns in Christophstal bei Freudenstadt), so kann er dieses, so er über das Münzrecht verfügt, unmittelbar zu Geld machen, denn er lässt aus diesem, seinem eigenen Silber, seine eigenen Münzen schlagen. Er hat also die Lizenz zum Geld machen.

Abriss der württembergischen Münzgeschichte
Württemberg im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit
1374 betritt Württemberg den numismatischen Boden der Geschichte, als Kaiser Karl IV dem Grafen Eberhard II das Münzrecht verleiht.

Eberhard II darf jetzt nach dem Vorbild der alten Münzstätte Hall (Schwäbisch Hall) einen Pfennig schlagen, der im tagtäglichen Gebrauch auch zum Haller oder genauer gesagt, zum Heller wird.

Diese Silbermünze wiegt zwischen 0,35 und o,45 Gramm (wie der Haller Heller) und hat auf der einen Seite eine ausgestreckte Handfläche (wie ihr Vorbild der Haller Heller) in der eine liegende Hirschstange (das württembergische Wappen hat drei Hirschstangen) ist und auf der anderen Seite, wie beim Haller Heller, ein Gabelkreuz mit Punkten in dessen Winkeln. Die Akzeptanz dieser Münze ist damit psychologisch gewährleistet.

Heller

Bild: Württembergischer Heller. (Bild: M. Geyer) - – Für eine weitere Ansicht klicken Sie bitte in das Bild.

Die Hellerwährung
Die Hellerwährung ist: 1 Pfund (1b) Heller= 20 Schilling (ß) = 240 Heller (h), so war dies auch noch in Großbritannien bis 1971, als es dort noch one pound sterling = 20 shillings = 240 pence gab. Bis zur Einführung des Euros gab es den Schilling in Österreich und den Tolar in Slowenien, und Kronen und den Heller gibt es offiziell immer noch in der Tschechischen Republik.

Wir alle kennen noch heute Redensarten, dass eine Schuld auf „ Heller und Pfennig“ beglichen wird, „wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert“, „jemandem etwas mit barer Münze heimzahlen“, „bei diesem Geschäft kommt der Gulden auf den Batzen“, hast Du mir etwas Geld wird zu „hast Du mir ein paar Kreuzerle“ und den „Pfennigfuchser“ kennt jeder.

Die Münzgeschichte der württembergischen Grafen (1374 – 1495) wird dadurch mitbestimmt, dass sie sich durch verschiedene Münzverträge mit benachbarten Herrschaften über die Nominale, den Feingehalt und die Münzbilder der gemeinsam ausgebrachten Münzen abstimmen, ist doch die wechselseitige Anerkennung des Geldes von zentraler Bedeutung für die Erleichterung und Vertiefung des wechselseitigen Handels.

Es folgt nun, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, ein Abriss über die verschiedenen Münzverträge und Reichsmünzordnungen Württemberg betreffend. Dieser Zeitraum erstreckt sich von 1396 bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts.
  • Kirchheimer Vertrag, dieser erste Münzvertrag wurde unter Graf Eberhard II (1392-1417) im Jahre1396 in Kirchheim/Teck mit dem Bischof von Augsburg, dem Herzog von Österreich, den beiden Grafen von Öttingen und den Reichsstädten Ulm, Esslingen und Schwäbisch Gmünd geschlossen. Zum ersten Mal gab es für den gesamten südwestdeutschen Raum ein größeres Silbernominal, den Schilling, der 12 Heller entsprach. Der württembergische Schilling zeigt drei übereinander liegende Hirschstangen in einem gotischen Schild. Erstmals auf einer württembergischen Münze erfolgt die Nennung des Münzherren und sein Adelsrang: „Eberhard.Comes.De.Wirtenb.“. Des weiteren wird eine Hellerprägung beschlossen und es wird festgelegt, dass 276 Heller einem rheinischen Gulden entsprechen, was den Handel mit den Gebieten entlang des Rheins beträchtlich erleichtert. Da Heller in größerer Zahl benötigt werden, erfolgt bis 1404 ihre Prägung auch in Göppingen.

  • 1404 schließt Eberhard II zur Erleichterung des Handels mit den Wirtschaftszentren im Allgäu und am Bodensee einen weiteren Münzvertrag mit den oberschwäbischen Reichsstädten Ulm, Biberach und Pfullendorf. Die staatliche Wirtschaftsförderung wird fortgesetzt im

  • Riedlinger Vertrag von 1423, der 50 Jahre Gültigkeit haben sollte. Zu den oben genannten Vertragspartnern von 1404 kommen noch Rottweil, Schwäbisch Gmünd, Kaufbeuren, Radolfzell, Giengen/Brenz und Aulendorf hinzu. Neben den schon üblichen Hellern und Schillingen werden auch noch Pfennige im Wert von zwei Hellern geschlagen. Die Geldwirtschaft muss erheblich zugenommen haben, werden doch Schillinge in großer Zahl geprägt. Wir kennen heute mehr als 40 verschiedene Schilling-Stempel. Württemberg wird 1422 geteilt und unter Eberhard im Bart, dem Gründer der Universität Tübingen, 1482 wiedervereinigt. Diesem wird das Recht, Goldmünzen zu prägen, verliehen.

  • Leonberger Münzvertrag 1475. Hier wird zwischen Baden und Württemberg ein gemeinsames Vorgehen in Währungsfragen, z.B. der Wertfixierung ausländischer Münzen beschlossen. Es kommt sogar zur Prägung gemeinsamer (sic!) Heller und Pfennige in einem Gesamtwert von 11000 Gulden Schillinge. Die gemeinschaftlichen Schillinge zeigten zum ersten und auch letzten Mal die Wappen beider Länder auf einer gemeinsamen Münze. 1480 findet diese Gemeinschaftsprägung mit dem Thronverzicht Ulrich V. ein jähes Ende. Gemäß der badischen Schlussabrechnung wurden in Tübingen insgesamt 127.366 Schillinge, 3.347.308 Pfennige und 408.768 Heller als gemeinsame Währung geprägt. Ganz deutlich erkennt man hier den gestiegenen Geldbedarf als Ausdruck dessen, dass die Naturalwirtschaft zunehmend durch die Geldwirtschaft abgelöst wird, und dass die Territorialherren in diesem Prozess zwar einerseits eine führende Rolle einnehmen, andererseits aber nicht in der Lage sind, die Brille der Kleinstaaterei abzusetzen.

  • Palmbaumschilling

    Bild: Erste datierte Münze Württembergs: Palmbaumschilling aus dem Jahre 1494. (Bild: M. Geyer) – Für eine vergrößerte Ansicht von Vorder- und Rückseite klicken Sie bitte in das Bild.

  • 1494 wird der Palmbaumschilling, die erste datierte Münze Württembergs geprägt. Sie zeigt auf der Vorderseite in einem quadrierten Schild die drei württembergischen Hirschstangen und die Barben von Mömpelgard. Auf der Rückseite ist eine Palme, die die gotisch geschriebene Jahreszahl teilt. Die Umschrift ist das persönlich Motto Eberhards „Attempto“.


    Goldgulden

    Bild: Goldgulden aus dem Jahre 1524. (Bild: M. Geyer) – Für eine vergrößerte Ansicht von Vorder- und Rückseite klicken Sie bitte in das Bild.

  • 1501 Heimsheimer Münzvertrag zwischen Württemberg und Baden. Auf Grundlage dieses Vertrags werden in Stuttgart Dreier (Drei Pfennig Münzen) in großer Zahl geprägt. Sie zeigen auf beiden Seiten einen einfachen Wappenschild mit den drei Hirschstangen. Ebenso werden Schilling im Wert von 12 Pfennigen geschlagen. Erstmals werden auch Goldmünzen (3,15-3,29 Gramm Gold) geschlagen. Wir kennen mehr als 50 verschiedene Stempelpaare, was auf eine weite Verbreitung dieser Goldmünze schließen lässt.



  • Reitertaler

    Bild: Reitertaler aus dem Jahre 1507. (Bild: M. Geyer) – Für eine vergrößerte Ansicht von Vorder- und Rückseite klicken Sie bitte in das Bild.

  • 1507 wird der Reitertaler, der erste süddeutsche Taler geprägt. Ein Reitertaler entspricht einem Goldgulden. Auf der Vorderseite ist der württembergische Herzog in Reiterdarstellung (siehe Namen der Münze) auf der Rückseite das quadrierte herzogliche Wappen. Übrigens leitet sich die Bezeichnung Taler von den ca. 20 Jahren später in hoher Stückzahl geprägten Silbermünzen der Grafschaft Schlick und ihrer Münzstätte Joachimstal ab.

  • 1509 Dritter Münzvertrag mit Baden. Deutlich wird das Interesse beider Fürsten am zwischenstaatlichen Handel.

  • 1524 Erste Reichsmünzordnung. Goldgulden und Taler werden zu Reichsmünzen erklärt. Ein Taler hat 21 Groschen. Aus einer Kölner Mark (Mark ist eine Gewichtseinheit) von 233,856 Gramm Silber werden 8 Taler bei einem Feingehalt von 937,5/1000 geschlagen. Ein Taler mit einem Gewicht von 27,41 Gramm entspricht 21 Groschen.

  • 1551 Zweite Reichsmünzordnung. Ein Taler hat 72 Kreuzer, drei Kreuzer ergeben einen Groschen.

  • 1554 Dritte Reichsmünzordnung. Ein (Reichs)Gulden (fl) entspricht 15 Batzen, diese entsprechen 60 Kreuzern (X). Ein Pfund Heller entspricht 43 Kreuzern (X). Als neue Kleingeldnominale (Kleingeld) wurde der Halbbatzen zu 2 Kreuzern geprägt. Später schlug man noch ganz und halbe Gulden zu 60 bzw. 30 Kreuzern. Dieser Reichsgulden hatte bis zur Einführung der Mark 1871 Bestand.

  • 1574 erste Guldenprägung in Württemberg. Es werden auch wieder als Kleinmünzen Schillinge geprägt. 1 Gulden (fl) hat 60 Kreuzer (X), einem Gulden (fl) entsprechen 28 Schilling (ß).
Württemberg vor der industriellen Revolution
Konventionstaler

    Bild: Konventionstaler aus dem Jahre 1759. (Bild: M. Geyer) – Für eine vergrößerte Ansicht von Vorder- und Rückseite, klicken Sie bitte in das Bild.

  • Seit 1759 Konventionstaler, geprägt als Nachfolger des Reichstalers für Österreich. Aufgrund der Herrschaftsverhältnisse (Vorderösterreich) und der wirtschaftlichen Dominanz Habsburgs breitet sich dieser stark in Süd- und Südwestdeutschland aus. Konventionstaler gibt es bis 1810, danach geht Württemberg, das auch in den Sog dieses Konventionstalers geraten war, von dessen Prägung ab. Dieser wird 1837 durch den Kronentaler ersetzt.

    Wie bei den oben genannten Münzverträgen und Reichsmünzordnungen ging es auch hier darum, in dem auch monetär zersplitterten Deutschen Reich über diesen Konventionstaler den Wirtschaftsteilnehmern ein solides gemeinsames monetäres Fundament zu schaffen, das natürlich, ob man dies wollte oder nicht, von Österreich bestimmt war.


  • 1837 Münchner Münzvertrag. 1837 will man das Münzwesen der Staaten des Deutschen Bundes aus verständlichen wirtschaftlichen Gründen vereinheitlichen. Im Deutschen Zollverein von 1834, in dem Österreich nicht vertreten ist, und damit zeichnet sich bereits eine kleindeutsche Lösung ab, fallen die Zollschranken. Mittel -und süddeutsche Staaten (der entsprechenden Zollvereine) unterzeichnen diesen Vertrag. In ihm ist der Gulden zur Prägung vorgesehen, da in diesen beiden Wirtschaftsräumen meist mit ihm gerechnet wird. Erneut wird der Versuch unternommen, einem größeren Wirtschaftsraum die dringend benötigte gemeinsame Währung zu geben.

  • Doppeltaler

    Bild: Doppeltaler zu 3 ½ Gulden. (Bild: M. Geyer) – Für eine vergrößerte Ansicht von Vorder- und Rückseite klicken Sie bitte in das Bild.

  • 1838 Dresdner Münzvertrag. Alle Mitglieder des Deutschen Bundes einigen sich auf eine gemeinsame Münze, den Doppeltaler zu 3 ½ Gulden. Dieser Kompromiss trägt der Tatsache Rechnung, dass der Norden nach Talern und der Süden nach Gulden rechnet. Die Wertangabe, die Gestaltung der Münze und das Gewicht sind vorgeschrieben. Neben der Gründung des Deutschen Zollvereins ist dies ein weiterer Schritt im Rahmen der wirtschaftlichen bzw. nationalen Einigung. Beide geben der einsetzenden Industrialisierung einen weiteren Schub. Die Vereinheitlichung von Maßen und Gewichten aber steht jedoch noch aus.

  • 1857 Wiener Münzvertrag. Die Führungsmacht des Deutschen Bundes erkennt die sich abzeichnende Problematik unterschiedlicher Geldräume und damit verbunden die Gefahr des wirtschaftlichen Ausgegrenztseins. Erfolgreich wird gegengesteuert. Aus 500 Gramm Feinsilber des sog. Vereinspfunds werden 30 Vereinstaler geprägt. Damit gelingt es zum ersten Mal, Taler gleichen Gewichts und Feingehalts zu schaffen, der von Österreich bis Preußen und von Sachsen bis Württemberg gilt. Diese gemeinsame Währung ist von nicht zu unterschätzender Bedeutung für die einsetzende Industrielle Revolution. Wir haben den habsburgischen Wirtschaftsraum und den des Deutschen Zollvereins. Beide sind zwar einerseits durch eine gemeinsame Währung, den Vereinstaler verbunden, andererseits galten aber die daneben noch bestehenden sieben verschiedenen Währungssysteme weiter und machen der Wirtschaft immer noch schwer zu schaffen.
Württemberg und die Reichseinigung
Reichsgoldmünze

    Bild: Reichsgoldmünze. (Bild: M. Geyer) – Für eine vergrößerte Ansicht klicken Sie bitte in das Bild.

  • 1871 das „Gesetz, betreffend der Ausprägung von Reichsgoldmünzen“ setzte der seit Jahrhunderten bestehenden monetären Heterogenität ein Ende. Der Traum der Liberale ist Wirklichkeit geworden. Ein Wirtschaftsraum mit gleichen Münzen, Maßen und Gewichten. Welch ein Schub für die Industrialisierung!

    Alle 26 Bundesstaaten einigten sich auf eine gemeinsame Goldwährung. Es soll Goldmünzen mit einem Feingehalt von 900/1000 zu 10 und 20 Mark geben. Aus 500 Gramm Feingold werden 139,5 10 Mark Goldmünzen zu je 3,982 Gramm geprägt.



    Preußisches 2 und 5-Mark-Stück

    Bild: Preußisches 2-Mark-Stück aus dem Jahre 1901 und 5-Mark-Stück von 1902. Die Rückseiten zeigen den Reichsadler. (Bild: M. Geyer) - Für eine vergrößerte Ansicht der Vorderseiten klicken Sie bitte in das Bild.

    Reichseinheitlich werden die technischen Daten aller Münzen vorgeschrieben. Die Vorderseite der 2, 3, 5, 10 und 20 Mark Stücke zeigt die regierenden Fürsten der einzelnen Staaten bzw. Wappen der Städte, die Rückseite den Reichsadler. Gleichzeitig wird das Dezimalsystem eingeführt. Eine Mark hat von nun an 100 Pfennig.

    Der württembergische Taler bleibt mit seinem Wert von drei Mark bis 1907 offizielles Zahlungsmittel.



     3-Mark-Stück

    Bild: Württ. 3-Mark-Stück von 1911: Die Rückseite zeigt den Reichsadler. (Bild: M. Geyer) - Für eine vergrößerte Ansicht von Vorder- und Rückseite klicken Sie bitte in das Bild.

    Übrigens wurde 1916 anlässlich des 25-jährigen Regierungsjubiläums von König Wilhelm II die letzte württembergische Münze, ein 3 Mark Stück, geprägt. Damit ging eine seit 1374 bestehende Geschichte zu Ende.



     1000-Mark-Schein

    Bild: 1000-Mark-Schein der Berliner Reichsbank aus dem Jahre 1910. (Bild: M. Geyer) – Für eine vergrößerte Ansicht der Vorder- und Rückseite klicken Sie bitte in das Bild.

    Das in Württemberg hauptsächlich kursierende Geld waren der Gulden, der Taler und der Franc. Der Bevölkerung wurden entsprechende Umrechnungstabellen an die Hand gegeben (siehe Anlagen), um das tagtägliche Wirtschaftsleben zu erleichtern und damit sich auch nach und nach ein Wertgefühl für Mark und Pfennig einstellen konnte. Die im Unterrichts-Anhang wiedergegebenen Geldscheine zeigen auch das Fortbestehen der württembergischen Notenbank.

    Diesen Prozess kennen wir aus eigener Anschauung, als am 1.Januar 2002 unsere D-Mark auf den Euro umgestellt wurde.
Mit freundlicher Genehmigung des Autors

Umrechnungstabellen:
Reduktionstabelle von Mark in Gulden, Thaler und Francs
Gulden in Mark
Thaler in Mark
Francs in Mark


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