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Zur Schulgeschichte von Nebringen Schreiben nichts für Schulmädchen? Quelle: Beiträge zur Schulgeschichte des Kreises Böblingen von der Reformation bis um 1800, Böblingen 1971, (Veröffentlichung des Heimatgeschichtsvereins für Schönbuch und Gäu e. V. Band 11), S. 138 - 140.Autor: Felix Burkhardt | ||||
Den ersten Versuch, eine Schule in Nebringen zu errichten, unternahm man 1655. ... 1672 ist ein Winterschulmeister im Ort. Johann Sattler, Bürger und Bauer allda, unterrichtet die kleinen Kinder, 4 Knaben und 2 Mädchen, im ABC und im Beten. Die größeren Kinder gingen nach Tailfingen in die Schule. Sattler war im Schulehalten geübt; lange Jahre hatte er der Gemeinde Tailfingen als Schulmeister gedient. Nun er das 70. Lebensjahr überschritten hatte, ließ er sich noch als Winterschulmeister in seinem Heimatort gebrauchen. Noch 1676 finden wir ihn im Amt. Der alte Mann, etwas saumselig geworden, versah das Seine, so gut es ihm sein Alter und seine Leibeskräfte erlaubten. ... 1688 wurde Johannes Durst, ein Zeugmacher von Herrenberg, 40 Jahre alt, Schulmeister in Nebringen. Er war fleißig und lebte christlich (1692), hielt sich ohne Klag (1700). 1692 hatte er 11 Knaben und 10 Mädchen zu unterrichten, 1695 waren es 27 Schüler. Im Jahre 1701 fand man, er sei ein verdrossener Mann, schlecht in der Information; die Kinder würden nach Tailfingen geschickt. Man wollte sich, wie es 1702 heißt, noch mit ihm gedulden, bis das neue Schulhaus, das bereits im Werk sei, erbaut wäre; dann sollte die Schule besser besetzt werden. Nachfolger wurde um 1703 der Beck1* Johann Schneider von Haslach. In Haslach hatte er 6 Jahre als Schulmeister gewirkt. Da die Kinder bei ihm gut lernten und er fleißig in seiner Schulstube war, zeigten sich die Nebringer mit ihm zufrieden. Doch 1706 hatte er "sein voriges gut Lob durch einige verbottene Kuplerey und bösen Verdacht mit seiner Dienstmagd verlohren, derentwegen er schon eine geraume Zeit zu Herrenberg incarceriert und der Außgang von Fürstl. Cantzley zu erwarten". Das Verfahren brachte Schneider nicht um das Amt. 1708 vermerkt man, er ... habe sich nach seiner Begnadigung sehr wohl gehalten. Verdruss gab es wegen der Heizung der Schule. 1724 und in den folgenden Jahren kämpfte der Schulmeister um das nötige Brennholz. Die Gemeinde weigerte sich, ihm die bewilligten 2 Klafter2* Holz aus dem Gemeindewald zu reichen. Der Schulmeister erklärte schließlich, er sei zufrieden, wenn wenigstens jedes Kind wöchentlich nur ein Scheit Holz liefere. Schulmeister Schneider musste für eine starke Familie sorgen; er hatte 7 Kinder. Sein Sohn Johann Martin Schneider wurde von der Gemeinde als Schulmeister gewählt, nachdem der alte Schulmeister 1729 verstorben war. ... Mit dem Schreiben wollte es in der Nebringer Schule nicht so recht klappen. Die Eltern weigerten sich, ihre Mägdlein schreiben zu lassen. Hielt man das Schreiben für eine überflüssige Kunst oder sollte Papier gespart werden? Vergeblich war das Mühen des Schulmeisters, die Schulmädchen zum Schreiben zu bringen. Der Dekan musste seinen Einfluss geltend machen und die Eltern scharf vermahnen, den Widerstand gegen das Schreiben aufzugeben. 1737 besuchten 19 Knaben und 18 Mädchen die Schule. ... Johann Heinrich Gußmann von Döffingen, geb. 1748, Angehöriger einer verbreiteten Schulmeisterfamilie, erhielt 1768 die Schulmeisterstelle. Sein Vermögen war gering, sein Einkommen niedrig. Zugang zu neuen Lehrmethoden fand er kaum; das Lesen pädagogischer Schriften, mit denen er sich wenig beschäftigt hatte, wurde ihm vom Dekan empfohlen (1792). Das Mesneramt versah er ebenfalls. Weil er an den Sonn- und Feiertagen nicht mehr das Ave-Maria-Läuten vornahm, beschwerten sich die Einwohner (1792). ... Die Abneigung gegen das Schreiben war auch bei Gussmann noch nicht überwunden. Noch 1794 gaben die Eltern ihren Kindern kein Papier zum Schreiben; sie wollten es auch nicht dulden, dass die Mädchen in der Schule das Schreiben nach Diktat erlernten. ...
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Der Text wurde gekürzt. Mit freundlicher Genehmigung des Heimatgeschichtsvereins für Schönbuch und Gäu e.V. Aus dem Vorwort zur Schulgeschichte von Karl Heß Literaturhinweis zum Thema "Schulgeschichte" Johann Michael Bruhn Die frühe Lehrerfortbildung im jungen Königreich Württemberg. Wissenschaftliche Arbeit für die Diplomprüfung in Erziehungswissenschaft Studienrichtung Erwachsenenbildung an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg. Die Arbeit wurde im Internet publiziert: http://www.jmbruhn.de/ Diese Seite drucken |
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