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"Das Rathaus ist alt, unansehnlich und einer Reparatur sehr bedürftig" Tailfingen in der Herrenberger Oberamtsbeschreibung von 1855 Quelle: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Herausgegeben von dem königlichen statistisch-topographischen Bureau, Stuttgart 1855 | ||||||||
Bild: "Gruß aus Thailfingen" aus der Zeit um 1900. Die Kirche in eleganter Jugendstilumrahmung (Aus: Herrenberg - Stadt und Amt in alten Ansichtskarten, hrsg. von T. Schmolz und R. Janssen, Herrenberg 1988) - klicken Sie in das Bild, um es zu vergrößern Thailfingen Gemeinde III. Klasse mit 672 evang. Einw., - Ev Pfarrei mit dem Filial-Ort NebringenDer nicht große, beinahe ein Dreieck bildende Ort liegt 5/4 Stunden südlich von Herrenberg auf einem ziemlich schmalen Bergrückenausläufer, der gegen Norden steil gegen das Thal des Thürnengrabens, ... abfällt; daher das Dorf, von der nördlichen Seite gesehen, namhaft hoch gelegen erscheint und eine freundliche, malerische Ansicht gewährt... Der Ort selbst besteht mit Ausnahme einiger wohlhäbig aussehenden Bauernwohnungen aus meist alten, minder ansehnlichen Häusern... Die ziemlich reinlich gehaltenen Ortsstraßen sind nicht gekandelt, ebenso sind die Düngerstätten noch nach alter Weise angelegt ... Beinahe in der Mitte des Orts steht die 1469 in einfachem germanischen1* Styl erbaute Pfarrkirche, welche übrigens in den Jahren 1699 und 1817 stylwidrige Veränderungen erlitten hat... Zunächst der Kirche steht das ansehnliche Pfarrhaus, welches 1614 von Heinrich Schickhardt erbaut wurde. Das zugleich die Lehrerwohnung enthaltende Schulhaus wurde in den letzen zwanzig Jahren namhaft verändert und verbessert; an der Volksschule ist ein Schulmeister mit einem Lehrgehülfen eingestellt, auch besteht seit 1850 eine Industrieschule mit gutem Erfolg unter Mitwirkung der Gattin des dermaligen Pfarrers Dürr. Das Rathaus ist alt unansehnlich und einer Reparatur sehr bedürftig.2* Ein Gemeindebackhaus wurde vor zehn Jahren errichtet, und ein öffentliches Waschhaus besteht schon längst; zwei Zehntscheuern, von denen die eine der Hofdomänenkammer, die andere dem Spital in Tübingen gehörte, sind im Jahre 1850 in Folge der Zehntablösung an einige Ortsbürger verkauft worden. Ein laufender und sieben Pump- und Ziehbrunnen liefern das ganze Jahr hindurch vortreffliches Trinkwasser; auf den Fall von Feuersgefahr sind zwei Wetten angelegt... Die Einwohner sind im Allgemeinen ein wohl gebauter, kräftiger Menschenschlag, und verbinden mit großem Fleiß viel Sparsamkeit und Religiosität, die übrigens nicht selten in einen strengen Pietismus übergeht. Ihre Vermögensumstände sind sehr erfreulich und geordnet, so dass seit vierzig Jahren nicht ein einziger Gant3* in der Gemeinde vorkam. Das Grundeigentum des vermöglichsten Güterbesitzers beträgt 120 Morgen Aecker und 10 Morgen4* Wiesen. Die klimatischen und Bodenverhältnisse sind äußerst günstig; die Luft ist rein und mild, und die mittelgroße ... Markung ... hat durchgängig einen sehr fruchtbaren, tiefgründigen .... Boden ... . Unter den angeführten örtlichen Verhältnissen hat sich die Landwirtschaft auf eine blühende Stufe erhoben ... Die noch im Zunehmen begriffene Obstzucht beschäftigt sich nicht nur mit Mostsorten, sondern auch mit Tafelobst; ... Die Rindviehzucht ist ziemlich namhaft ... Von Gewerben im Ort sind nur vier Schildwirtschaften und zwei Kramläden zu nennen... Der Ortsname ist abzuleiten von dem altdeutschen Mannsnamen Tagolf, Dagolf. Seine erstmalige Nennung fällt ins Jahr 1120... Im Jahre 1267 erscheint als Ortsadeliger Otto von "Talvingen", welcher... hiesige Güter an das Kloster Bebenhausen verkaufte ... Württemberg kam nach und nach in den Besitz des Dorfes. ... Im Mai 1672 und im März 1682 ward das Dorf durch schweres Brandunglück heimgesucht.
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Der Text wurde gekürzt Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen Im Jahre 1820 wurde auf Dekret des württembergischen Königs Wilhelm I das "königliche statistisch-topographische Bureau" in Stuttgart gegründet. Zwischen 1824 und 1886 wurden dort genaue Beschreibungen aller 64 württembergischen Verwaltungsbezirke und ihrer Gemeinden erarbeitet. Als 34. Band erschien im Jahre 1855 die Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Die Oberamtsbeschreibungen sind eine interessante und unverzichtbare Quelle zur württembergischen Landeskunde und werden als Reprint immer wieder aufgelegt. Mit freundlicher Genehmigung des Bissinger-Verlags Magstadt Diese Seite drucken |
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