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Herrenberg>>Feuer- und Gerberseele
Wo die Gerber einst ihre Felle schwenkten

Das Herrenberger „Feuer- und Gerberseele“

Quelle: Kreiszeitung/Böblinger Bote vom 18. Februar 2004

Autorin: Simone Pfander

Bild links: Idylle vor den Toren der Stadt Herrenberg: Hier fuhren Kinder im Winter Schlittschuh, der Gerber wusch seine Felle und die Feuerwehr nutzte das „Seele“ als Löschwasserteich. (Foto: Archiv Herrenberg) – klicken sie in das Bild, um es zu vergrößern


Bild unten: Von Wasser fehlt jede Spur. Entlang der Herrenberger Seestraße befindet sich heute ein Parkplatz.

Herrenberg – Außerhalb der nördlichen Stadtmauer lag das „Feuer- und Gerberseele“ im 19. Jahrhundert. Heute sind dort nur noch Reste der Herrenberger Stadtmauer zu finden. Und aus dem ehemaligen See, der für die städtische Feuerwehr das Löschwasser lieferte, ist ein Parkplatz geworden.

„Die Gerber haben in diesem See ihre Felle geschwenkt und im Winter konnten die Kinder darauf Schlittschuh laufen“, erzählt Traugott Schmolz. Der ehemalige Herrenberger Stadtarchivar weiß genau, wie die Seestraße zu ihrem heutigen Gesicht gekommen ist. Dieses ist kaum mehr wieder zu erkennen, von einem See und hochgewachsenen Pappeln ist nichts mehr zu sehen.

Zwei Gerbereien gab es in Herrenberg, die dem früheren See seinen Namen verliehen. Für die Gerber und die Feuerwehr wurde er zu einem notwendigen Element. Letztgenannte konnte vom See aus, über das enge „Feuergässle“, direkt in die Altstadt gelangen und so gefährliche Brandherde bekämpfen. Hinzu kam die Färberei Ruf, die in diesem See die restliche Farbe aus ihren Stoffen schwenkte...

Bild: Reste der Herrenberger Stadtmauer am Nordrand der Stadt

Die Gebäude, die sich rechts und links der Seestraße befanden, sind größtenteils erhalten geblieben. So wurde aus der ehemaligen Färberei Ruf, die sich am Ende des „Feuer- und Gerberseeles“ befand, 1931 das Sanitärhaus Kettner. Das Haus befand sich damals außerhalb der ehemaligen Stadtmauer. 1987 verlagerten Eugen und Marianne Kettner ihr Geschäft nach hinten und rissen das alte Gebäude ab. Erfreulich dabei: die alte Stadtmauer konnte erhalten und renoviert werden und ist somit der letzte Rest, den man heute am Nordrand der Stadt finden kann.

Wer sich die Fassade des Sanitärhauses etwas genauer ansieht, der findet an der Ecke Seestraße/Hirschstraße eine Tafel mit der Jahreszahl 1826. In diesem Jahr rissen die Herrenberger den Rest des Gerbertors ab. Neben dem Bronntor, Tübingertor und Nufringertor die einzige Möglichkeit, in die alte Stadt zu gelangen.

Anstelle des „Feuer- und Gerberseeles“ befindet sich heute ein Parkplatz. Die noch bestehenden alten Fachwerkhäuser sind neu renoviert. Doch zum Schlittschuhlaufen werden sich in diesem Winter keine jungen Herrenberger treffen. Diese Zeit gehört längst der Vergangenheit an.

Mit freundlicher Genehmigung der Kreiszeitung / Böblinger Bote

Stadt Herrenberg

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