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St. Michael in Mönchberg

Quelle: Die Peterskirche in Gültstein. 1091 - 1991, hrsg. von der Ev. Kirchengemeinde Gültstein, Herrenberg 1991

Autor: Dr. Roman Janssen

Bild: St. Michael in Mönchberg mit seinem freistehenden Chorturm aus dem 12. Jh.

Mönchberg besaß in vorreformatorischer Zeit nicht den Status einer Filiale1* der Pfarrei Gültstein, der es jedoch ohne Einschränkungen eingegliedert war. Entsprechend notierte der Visitator2* 1535: "So hat das Kirchlein zu Mönchberg für sich selbs nichts, sonder hat das die Kirch zu Giltstein bisher versehen".

Der Grund liegt in der um 1125 anzusetzenden Entstehung des Ortes als Ausbausiedlung im Gültsteiner Rechtsbezirk. Es kann nicht allzu lange gedauert haben, bis das Kloster auf dem später "Mönchberg" genannten Bergvorsprung ein eigenes Wirtschafts- und Verwaltungszentrum errichtete und in diesem Zusammenhang auch die St. Michael geweihte Kapelle, welche, nach dem noch bestehenden romanischen Chorturm mit Apsis zu urteilen, entschieden ins 12. Jahrhundert gehört. Errichtet wurde sie jedoch nicht für die entstehende Ansiedlung, sondern speziell für den Gottesdienst der hier stationierten Mönche und Brüder. Und dieser gleichsam private Charakter blieb bestehen. Die Hirsauer Niederlassung ist im Mittelalter zu einem Komplex ausgebaut worden, dessen Ausmaß heute kaum noch zu erahnen ist. Mitte des 15. Jahrhunderts wird sie in einem Lagerbuch der Abtei sogar als "Monasterium sancti Michahelis in Münchberg", als Kloster des heiligen Michael, bezeichnet, und noch beträchtliche Zeit nach der Reformation wird die Anlage als Burg charakterisiert. Es mag dies übertrieben sein, gewiss ist jedoch, dass sich auf dem "Mönchberg" die Hauptniederlassung der Hirsauer für Ihren "Gesamtbezirk Gültstein" befunden hat.

1491 erteilte der Generalvikar des Bischofs von Konstanz dem Pleban3* in Gültstein die Erlaubnis, die Kapelle in Mönchberg neu zu erbauen. Das könnte zwar auf den Plan deuten, die Kapelle für den Gottesdienst der kleinen Ansiedlung herzurichten, was aber offensichtlich nicht zustande kam. Ob überhaupt und in welchem Umfang gebaut worden ist, muss ebenso offen bleiben, der Chorturm scheint jedenfalls nicht berührt gewesen zu sein. Gesichert sind indessen Renovierungsarbeiten an den Wirtschaftsgebäuden und namentlich an dem eigentlichen Mönchshaus, in dessen Saal nach 1532, also zeitgleich mit der Ausmalung der Hirsauer Klosterkirche, Fresken mit biblischen Szenen angebracht wurden. Sein Keller, bekannt als "Kapuzinerkeller", befindet sich noch unter dem 1748 nicht zuletzt aus Steinen der alten Kapelle neu errichteten Kirchlein, das erst 1833 von Gültstein getrennt und als Filial der Pfarrei Kayh zugewiesen wurde.

1

von lat. "filia" = Tochter. Innerhalb von größeren Pfarreien gab es neben der Mutterkirche, der sog. "matrix" (hier: St. Peter in Gültstein) oft mehrere Filialkirchen. An der Spitze der Pfarrei stand der Pfarrer, dem oftmals weitere Geistliche zugeordnet waren.

2

Sog. "visitatoren", Vertreter der* *vorgesetzten Kirchenbehörde, bereisten systematisch die Pfarreien, um sich ein Bild von den dortigen sittlich-religiösen Zuständen zu machen. Sie kontrollierten das Gemeindeleben, die geistliche Amtsführung, die Vermögensverhältnisse und die kirchlichen Einrichtungen, machten Auflagen zur Beseitigung von Missständen und ahndeten Verstöße gegen das Kirchenrecht.

3

von lat. "plebs" = Leute, Volk. Der Pleban war der Seelsorger "für die Leute" ("Leutpriester"), des Gemeindevolkes einer Pfarrei.

Mit freundlicher Genehmigung des Autors und der Kirchengemeinde Gültstein

Die 80 Seiten starke Broschüre "Die Peterskirche in Gültstein 1091-1991" ist für 5,00 Euro beim Ev. Pfarramt Gültstein, Cranachstr. 4, 71083 Herrenberg, Tel: 07032/71395, erhältlich.

Literaturhinweis:
Adolf Schahl
Die Baugeschichte der evangelischen Kirche zu Mönchberg
In "Aus Schönbuch und Gäu" - Beilage der Kreiszeitung Böblinger Bote, Nr. 6/1969

Kirchen im Landkreis Böblingen
Hrsg. Evang. Kreisbildungswerk und Kath. Bildungswerk Kreis Böblingen
Red. Fritz Heimberger
Verlag Schnell & Steiner, München/Zürich, 1990

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