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„Es ist dies eine ganz kleine, nichtsnutzige Mostbirne..." Zur Förderung des Obstbaus im Oberamt Böblingen nach dem 1. Weltkrieg

Quelle: Historische Blitzlichter aus dem Kreisarchiv Böblingen, Böblingen 2001

Autorin: Dr. Helga Hager

Foto: Blühende Apfelbäume am Schönbuchrand

Es ist dies eine ganz kleine, nichtsnutzige Mostbirne...". So wettert im Jahr 1920 der Oberamtsbaumwart Konrad Rahn in der Lokalpresse über die „normännische Citterbirne" und andere Obstsorten, die trotz geringen Ertrags und minderwertiger Qualität immer noch im Bezirk angebaut würden. Der Obstbau könne, so sein Rat an die „obstbaubetreibende Bevölkerung" im Oberamt Böblingen, bedeutend gehoben werden, wenn alle untauglichen Sorten abgeworfen und mit guten Sorten gepfropft würden. Untauglich seien etwa die „Metzer Bratbirne" oder die „Pomeranzenbirne", auch weise das Oberamt noch viele wilde Bäume, sprich Holzäpfel und Holzbirnbäume auf. Das Veredeln der Bäume, so betont er, dürfe nur von einem „leistungsfähigen" Baumwart – und nicht von Laien - ausgeführt werden, wie es in der Vergangenheit vielerorts geschehen sei. Die Baumwarte ihrerseits müssten sich entsprechend fortbilden, beispielsweise auch Obstmessen besuchen, um über die neuesten Erkenntnisse in Sachen Sortenwahl informiert zu sein.

Obstbau als Kriseninstrument - Ertragssteigerung durch Veredelung
Der Ton des Oberamtsbaumwartes ist nicht zufällig etwas barsch. Die Oberamtsgremien hatten dieses Amt im Mai 1919 eigens dazu geschaffen, um der schwierigen wirtschaftlichen Lage in Folge des Ersten Weltkrieges aktiv zu begegnen. Die Förderung bzw. Verbesserung des Obstbaus wurde als ein probates Mittel betrachtet, der volkswirtschaftlich immer noch bedeutsamen Landwirtschaft eine zukunftsträchtige Entwicklung zu eröffnen. So war dann auch das Aufgabenfeld des Oberamtsbaumwartes sehr breit gefasst:

„Er hat das Oberamt und die Gemeindebehörden in allen Angelegenheiten des Obstbaus zu beraten, allen Bezirksangehörigen Anregung und Anleitung zu zweckmäßiger Ausführung von Baumpflanzungen und zur Durchführung der zur Hebung des Obstbaus erforderlichen Maßnahmen zu geben, bei dem Baumsatz und der Pflege der Bäume an allen Straßen des Bezirks und auf den Gemeindegütern mitzuwirken, sämtliche Gemeinden zweimal im Jahr zu bereisen, auf die Abstellung der gefundenen Mängel hinzuwirken, Vorträge über Obstbau und Obstverwertung zu halten und die Gemeindebaumwarte zu beraten und zu beaufsichtigen."

Dass die Arbeit des Oberamtsbaumwarts - im engen Verbund mit den Gemeindebaumwarten - Erfolg zeitigte, wird an seinen Tätigkeitsberichten ersichtlich. Jener aus dem Jahr 1930 hält beispielsweise fest, dass „sehr viele Obstbäume" mit einheitlichen Sorten umgepfropft worden seien – vor allem in Holzgerlingen und Magstadt. Außerdem sei die Planung von etwa 50 (!) neuen Obstanlagen auf den Weg gebracht worden; diese würden vom Reich pro Baum mit 1 Mark bezuschusst.

Fachberatung für Obst- und Gartenbau am Landratsamt Böblingen
Entsprechend des wirtschaftlichen Wandels hat sich die Aufgabenstellung dieser Beratungseinrichtung über die Zeit stark verändert. Der heutige Fachberater für Obst und Gartenbau im Landratsamt Böblingen, Manfred Nuber, gibt nicht nur Hilfestellungen für den Erwerbsobstbau, sondern auch für die hobbymäßig betriebenen Nutz- und Ziergärten. Dazu gehören auch heute noch Schnittkurse, Fachvorträge und Führungen, aber auch Lehrfahrten und Ortsverschönerungswettbewerbe. Fragen beantwortet Manfred Nuber gerne unter der Telefonnummer 07031/663-216.
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