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Einmaliges Wissensreservoir zur Forstwirtschaft und zur Geschichte des Waldes im Kreisarchiv Böblingen Historische Forstbibliothek der Öffentlichkeit zugänglich gemachtQuelle: Aus Schönbuch und Gäu. Beilage der Kreiszeitung Böblinger Bote. Hrsg. vom Heimatgeschichtsverein für Schönbuch und Gäu, 2.Heft 2012, S. 6-7 Autorin: Dr. Helga Hager | ||||
Bild links: Prachtvoller Einband mit Eichenlaubdekor, „Das deutsche Jägerbuch“, Christian Wilhelm Allers u. Ludwig Ganghofer, 1. Aufl. 1897. (Foto: Kreisarchiv Böblingen) – Klicken Sie in das Bild, um es zu vergrößern Bild rechts: Schneidiger Forstmann wie aus dem Bilderbuch. Portrait eines Forstassessors aus dem Jahre 1896, gezeichnet von C. W. Allers, aus: „Das deutsche Jägerbuch“, C. W. Allers u. L. Ganghofer, 1897. (Foto: Kreisarchiv Böblingen) – Klicken Sie in das Bild, um es zu vergrößern Die Präsentbibliothek im Kreisarchiv umfasst 1.000 Bücher und Zeitschriften und deckt ein breites Spektrum der forstlichen Fachliteratur zu Wissenschaft und Praxis des 18. – 20. Jahrhunderts ab. Doch beinhaltet sie keineswegs nur genuin forstliche Themen wie Waldbau und Waldschutz, sondern auch grundlegende Werke zu den Naturwissenschaften: Geologie, Meteorologie, Botanik, Biologie und Zoologie sowie auch zu Geschichte und Politik. So spiegelt die Bibliothek sowohl das interdisziplinäre Fachwissen als auch das ganzheitliche Bildungsinteresse der historischen Benutzer wieder.Die Bücher und Zeitschriften der Präsenzbibliothek wurden in den Südwestdeutschen Bibliotheksverbund katalogisiert und sind nun für Jedermann recherchierbar. Das Projekt wurde von der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg gefördert. Bild links: Ehemaliges Forstamt in Weil im Schönbuch. Von 1926-2005 wurde hier die Historische Forstbibliothek aufbewahrt. Fachbibliothek für ForstbediensteteDie historische Forstbibliothek ist beim Forstlichen Leseverein Bebenhausen/Tübingen Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden. Mitglieder des Vereins waren vor allem höhere Forstbedienstete, aber auch Staats- und Gemeindebeamte. Der Verein sollte das „wissenschaftliche Streben“ unterstützen sowie den gegenseitigen Erfahrungsaustausch fördern. Ab 1865 erfolgte die Finanzierung der Bibliothek zu einem gewichtigen Teil durch die württembergische Forstdirektion. Die Bibliothek diente dem Forstamt Bebenhausen/Tübingen mit all seinen Försterstellen im Schönbuch faktisch als Dienstbibliothek. 1926 wurde die Bücherei des Lesevereins ans Forstamt Weil im Schönbuch übergeben. Im Zuge der Verwaltungsreform im Jahre 2005 – und der Eingliederung der Forstämter in die Landratsämter – wurde die Forstbibliothek an das Kreisarchiv übergeben. Bild rechts: Das älteste Buch der Sammlung, Carl Bonnets „Untersuchungen über den Nutzen der Blätter bey den Pflanzen (…)“ aus dem Jahre 1762. (Foto: Kreisarchiv Böblingen) – Klicken Sie in das Bild, um es zu vergrößern Das älteste Buch der Sammlung, „Untersuchungen über den Nutzen der Blätter bey den Pflanzen (…)“ von Carl Bonnet, wurde 1762 gedruckt und ist in Baden-Württemberg sonst nur noch in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart zu finden. Zu den ältesten Werken der Bibliothek gehören auch „Über Forstwirthschaft, besonders über Erhaltung, Abtrieb und Wiederanbau der Wälder“ von Christian Laurop (1796) oder „Anleitung zur forstwissenschaftlichen Meßkunde und Forsttaxation“ von Ernst Liebhaber (1806). Ein Schmuckstück der Geistesgeschichte stellt das Werk „Theodicee“ von Gottfried Wilhelm Leibnitz aus dem Jahr 1763 dar. Auch ein Werk von Charles Darwin befindet sich in der Sammlung: „Bildung der Ackererde durch die Thätigkeit der Würmer“ (1882).Die Bibliothek weist stellenweise für den Zeitraum des 19. Jahrhunderts eine größere Bandbreite auf als die Bestände in der Universitätsbibliothek Hohenheim bzw. der Württembergischen Landesbibliothek. Bild links: Ebenfalls Bestandteil der historischen Forstbibliothek: Darstellung einer vom Kiefernmarkkäfer (Hylesinus piniperda) befallenen Kiefer. (Foto: Kreisarchiv) – Klicken Sie in das Bild, um es zu vergrößern Wertvolles Konvolut zur Kulturgeschichte der ForstwirtschaftDas 1000-bändige Konvolut stellt ein Kulturgut dar, das mehr als die Summe der einzelnen Bücher und Zeitschriften repräsentiert: Es bietet die Chance, generelle langfristige Entwicklungen und Umbrüche in der Forstwirtschaft wie in der Naturwissenschaft über die Jahrhunderte hinweg zu verfolgen: So wurde die sogenannte Waldstreufrage in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts besonderes hitzig diskutiert. Etliche Titel wie „Der neuentbrannte Waldstreukampf“ (1869) oder „Die Waldstreu-Frage, ihre volkswirthschaftliche Bedeutung und die Mittel zur ihrer Lösung“ (1876) zeugen davon. Den zahlreichen Abhandlungen über den Anbau einzelner Baumarten und den dazu passenden Ertragstafeln lässt sich entnehmen, dass sich die Forstwissenschaftler und Förster schon damals mit einem ausgeglichenen Anbau beschäftigten. So sind Werke wie „Der gemischte Wald: seine Begründung und Pflege (…)“ von Karl Gayer (1886) keine Seltenheit. Die Autoren richteten sich darin vehement gegen die herrschende Tendenz zu Monokulturen mit Nadelgehölzen. Im Themenbereich Waldschutz lassen sich frühe ökologische Vorgehensweisen erkennen, Schädlinge biologisch zu bekämpfen: mit dem Einsatz nützlicher Insekten etwa oder mittels dem Eintrieb von Schweinen, die die im Boden ruhenden Larven der Gespinstblattwespe auffressen sollten. | ||||
Mit freundlicher Genehmigung der Autorin Die Autorin, Dr. Helga Hager, ist Leiterin des Böblinger Kreisarchivs.
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