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Als die ersten Gartenwirtschaften im Schönbuch und Gäu entstanden

Quelle: Historische Blitzlichter aus dem Böblinger Kreisarchiv, Böblingen 2002

Autorin: Dr. Helga Hager

Bild: Vor über 100 Jahren wurden im Kreis Böblingen die ersten Gartenwirtschaften eröffnet. Mehr denn je sind sie heute Anziehungspunkte für erholungsbedürftige Städter. Im schattigen Biergarten des seit 1838 bewirtschafteten Landgasthofes "Grüner Baum" in Mauren lässt es sich auch bei hohen Temperaturen gut aushalten.

Während sich heute aller Ortens die Freizeithungrigen in Gartenwirtschaften tummeln, waren solche Freiluft-Lokalitäten vor 100 Jahren noch weitgehend unbekannt. Weitsichtige Wirte und Wirtinnen erkannten aber schon vor der Jahrhundertwende, welche geschäftlichen Chancen die Bewirtung im Freien barg. Denn der beginnende Fremdenverkehr lockte immer mehr Städter aus Stuttgart und Umgebung in die nahen Erholungsgebiete Schönbuch und Gäu. Und diese Fremden trugen neue Bedürfnisse an die traditionellen Landgaststätten heran, die oftmals nur über sehr begrenzte Räumlichkeiten verfügten.

So baute der Gärtringer Wirt Christian Bäuerle im Jahre 1894 hinter seiner Wirtschaft ein Gartenhaus von 10 m Länge und 5 Meter Breite und eröffnete es im Juli mit einer "musikalischen Unterhaltung". Im Gäuboten schaltete er dafür eigens eine Anzeige. Anfang des 20. Jahrhunderts folgten immer mehr Wirte diesem Trend: 1903 kauft der Rösslewirt von Steinenbronn einen Gras- und Baumgarten gegenüber seiner Wirtschaft, um hier eine Gartenwirtschaft einzurichten. Dabei bekam er die volle Unterstützung des Gemeinderates, der diese neue Einrichtung "schon im Hinblick auf den während der Saison regen Fremdenverkehr" befürwortete.

Im selben Jahr vergrößerte sich auch die Bahnhofsrestauration in Gärtringen um ein Gartenhaus. Der Löwen in Hildrizhausen legte im Jahre 1905 seine Gartenwirtschaft für 80 Personen aus, wobei auch diese überdacht war. Die Konkurrenz am Ort, der Hirsch in Hildrizhausen, befand sich ebenfalls auf der Höhe der Zeit. Recht großzügig plante der Löwenwirt von Schönaich, der 1909 seinen über 3 Ar großen Haus- und Baumgarten für die Bewirtung im Freien heranzog.

Diese ersten Gartenwirtschaften waren gleichsam Zeugnisse für die Sehnsucht der Städter nach der Natur. Am liebsten nahmen sie diese allerdings aus der Distanz wahr - als Kulisse für Freizeit und Erholung.

Mit freundlicher Genehmigung der Autorin

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