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1784 von Leonberg nach Gebersheim versetzt

Geschichte des Bauernhausmuseums in Gebersheim

Quelle: „Ein Haus erzählt (seine) Geschichte“ – das Bauernhausmuseum Gebersheim, Hg.: Stadt Leonberg, 1995

Autor: Frank Lang
Gebersheimer Bauernhausmuseum

Bild rechts: Das Gebersheimer Bauernhausmuseum wurde 1995 eröffnet. Auf über 600 qm Ausstellungsfläche dokumentiert es die bäuerliche Vergangenheit des Strohgäus und Geschichten aus dem Leben seiner ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohner. (Foto: Klaus Philippscheck)

Die baugeschichtlichen Forschungen zum Gebersheimer Bauernhausmuseum erhellen eine interessante, im Ort überlieferte Geschichte: Das Wohnhaus dieses Bauernhofes wurde einst aus Leonberg hierher versetzt. Jetzt ist auch der Zeitpunkt bekannt geworden – es war im Jahr 1784. Bauherr war der damalige Gebersheimer Schultheiß Jacob Friedrich Jüngling. Die Funde in den Archiven lassen es als sehr wahrscheinlich erscheinen, dass er das Fachwerkholz des Leonberger Pfarrhauses beim Abbruch kaufte. Leicht verändert ließ er es hier wieder als sein Wohnhaus aufbauen.

Eingang

Bild links: Eingang zum Bauernhausmuseum (Foto: Klaus Philippscheck)

Als Pfarr- und Dekanatshaus war es in Leonberg 168 Jahre zuvor, im Jahr 1616, von der zuständigen Tübinger Universitätspflege errichtet worden. Als das Haus noch als Pfarrhaus in Leonberg stand, waren die Mauern des Erdgeschosses zurückgesetzt, die oberen Fachwerkgeschosse kragten aus. Beim Wiederaufbau in Gebersheim wurden vom Schultheißen Jüngling im gesamten Erdgeschoss Stallungen eingeplant – und die sollten offenbar so groß wie möglich sein. Also wurden die Mauern ganz nach außen gesetzt. Die alten Innenwände und Deckenbalken aber baute man wie am alten Standort ein.

Ein Beleg hierfür sind Aussparungen, die an den Deckenbalken zu sehen sind. Sie stammen von dem ehemaligen inneren Lagerholz auf der Grundmauer. Diese Lagerhölzer waren rings um das Haus angeordnet. In manchen Räumen sind sie noch erhalten.

Der Zimmermeister verwendete die kompletten Fachwerkwände und zusätzlich viel altes und neues Bauholz. Die Abbundzeichen1*, die er beim Zusammenfügen auf dem Zimmerplatz eingekerbt hatte, bezeichnen exakt den künftigen Standort der Balken im Fachwerk des Hauses. Möglicherweise stammen sie noch aus der Zeit, als das Haus in Leonberg gebaut wurde.

Bild rechts: Baugeschichte des Bauernhausmuseums. (Nach einer Originalgrafik von Franz Dieter Peters in „Ein Haus erzählt (seine) Geschichte“; Leonberg 1995) – Klicken Sie in das Bild, um die Grafik zu vergrößern

1783 sollte an seiner Stelle im engen Stadtkern Leonbergs ein repräsentativer Neubau, das Dekanat, erbaut werden. Deshalb wurde das Pfarrhaus abgebrochen und das Baumaterial verkauft – offensichtlich an den Gebersheimer Schultheißen Jüngling. Auf dem Gartengrundstück hinter seinem Elternhaus ließ er ein „neues“ Wohnhaus errichten. Das Fachwerkholz aber – so die Auswertung der Jahresringe – wurde bereits im Winter 1615/16 gefällt. Die Scheune dieses neuen Bauernhauses hatte Jüngling schon 1775 gebaut, Schweinestall und Waschhaus kamen später hinzu, im Jahre 1792.

1

Buchstaben, Ziffern, Symbole und Muster der Zimmerleute, die zum schnellen und sicheren Zuordnen und Zusammensetzen der Bauteile für Fachwerk und Dachwerk dienen.

Der Text wurde gekürzt.

Mit freundlicher Genehmigung des Autors und der Stadt Leonberg.

Weitere Informationen zum Bauerhausmuseum Gebersheim erhalten Sie auf den Internetseiten des Fördervereins Bauernhausmuseum Gebersheim e.V. und auf den Museumsseiten des Landkreises Böblingen.

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