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Fresken in der Bodenkammer

Erinnerungen an das Haus Rathausgäßle 1 in Höfingen

Quelle: Höfinger Heimatbuch, hrsg. vom Höfinger Heimatverein e.V., Höfingen 1986

Autor: Heinrich C. Birnbaum, R. Albrecht, P. Hezer, W. Mergel

Bild: Rathausgäßle 1 in Höfingen. Nur noch Fotos erinnern an das Gebäude. (Foto: Rolf Maier)

Das Gebäude Rathausgäßle 1 fiel unter die Ortkernsanierung Höfingen. Das Landesdenkmalamt hatte sich dafür ausgesprochen, das Haus zu erhalten. Bei der Besichtigung durch diese Behörde stellte sich heraus, dass in einer Bodenkammer sehr gut erhaltene Fresken aus dem Jahre 1606 zu finden waren. Das Landesdenkmalamt stimmte dann dem Abbruch zu, es machte aber zur Auflage, dass die Fresken erhalten werden müssen. Auch der Arbeitskreis Heimatmuseum hatte sich seit Jahren dafür eingesetzt, das Gebäude zu retten.

Die Buchstabenkombinationen, die man in den Fresken fand, konnten nur zum Teil entziffert werden: So könnte "VDMIA" beispielsweise bedeuten: "V-erbum D-ei M-anet I-n A-eternum", zu Deutsch: "Gottes Wort bleibt in Ewigkeit". Das war zugleich der Wahlspruch Herzogs Ulrichs (1498-1550). Das Zeichen in der Mitte könnte man wiederum als "JS" deuten, was darauf hinweisen würde, dass der bekannte Meister Jeremias Schwarz aus Leonberg das Haus gebaut hat. Die Initialen HBR (siehe Foto) könnten eventuell auf den Bauherrn Hanß Bernhard Reichert hinweisen, der laut Höfinger Taufbuch im Jahre 1578 geboren wurde. Bei dem Zeichen daneben handelt es sich um ein Steinmetzzeichen.

Bild: Fresko in einer Bodenkammer im Rathausgäßle 1. Deutlich zu erkennen ist die Jahrezahl 1606; die Buchstaben HBR könnten sich auf den Bauherrn Hanß Bernhard Reichert beziehen. Bei der Ausmalung handelte es sich um ein bodenständiges Beispiel für das in der Zeit um 1600 in ganz Deutschland weitverbreitete Roll-, und Beschlagwerk. (Foto: Otto Kudernatsch) - klicken Sie in das Bild, um es zu vergrößern

Wahrscheinlich war früher das ganze Haus in dieser Form ausgemalt. Die unteren Wohnräume sind sicher im Laufe der Jahrhunderte mehrmals geweißelt worden, so dass die Fresken darunter verschwunden sind.

Bei der Bevölkerung indes ist das Haus Rathausgäßle 1 in weniger guter Erinnerung. Dort wohnte Christian Spieß (* 1842), der Steuereinnehmer, bis zu seinem Tod im Jahre 1933. Wie die alten Höfinger noch wissen, lag er oft im Fenster und sprach vorbeikommende säumige Steuerzahler an, und zwar nicht immer in höflicher Form.

Leider ist das Haus in der Nacht zum 20. Juli 1986 abgebrannt und danach abgebrochen worden. Die Fresken sind zerstört.

Mit freundlicher Genehmigung des Höfinger Heimatvereins e.V.

Stadt Leonberg

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