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Rutesheim>>Das Alemannisch-Fränkische Gräberfeld

Das Alemannisch-Fränkische Gräberfeld auf dem Hofrain

Zeugnisse historischen Umbruchs aus der Völkerwanderungszeit
 

Autoren: Herbert Vinçon, Harald Schaber, Arbeitskreis GESCHICHTE VOR ORT

Quelle: Stadtchronik Rutesheim. Mit dem Waldenserort Perouse, Rutesheim 2008, S. 29
Zahlreiche Gräberfunde belegen, dass sich auf dem Gebiet des heutigen Rutesheim ab etwa Ende des 3. Jahrhunderts die germanische Bevölkerungsgruppe der Alemannen - ein aus verschiedenen Stämmen Stammesteilen und Gruppen zusammengeschlossenes Volk - angesiedelt haben. Die Römer wurden dabei verdrängt und mussten sich nach und nach aus den rechtsrheinischen Gebiete westlich des Limes zurückziehen.

Bild: Grabung auf dem Grundstück Loyenstraße 3 im Jahre 1961. (Aus: H. Vinçon, Stadtchronik Rutesheim, Rutesheim 2008, S. 29) - klicken Sie in das Bild, um es zu vergrößern

Im Jahre 1920 wurde auf dem Hofrain die Sägerei und Möbelfabrik Berner gebaut. Bei den Erdarbeiten stieß man auf etwa 15 Gräber. Ein Jahr später fand man östlich davon beim Neubau Duppel sechs weitere Gräber mit Resten menschlicher Skelette, Resten von Eichensärgen und eine eiserne Wurfaxt als Grabbeigabe. Wiederum ein Jahr später, als die Sägerei Berner 1922 erweitert wurde, kamen noch einmal sechs Gräber ans Tageslicht. Auch in diesen Gräbern wurden Grabbeigaben wie ein Hiebschwert, Riemenzungen und ein Beinkamm gefunden. Mit den Grabbeigaben wurden die Toten für die Reise ins Jenseits ausgestattet. Die Lage der Gräber war so, dass die Toten in west-östlicher Richtung bestattet waren. Der Kopf lag im Westen mit „Blickrichtung“ nach Osten zur aufgehenden Sonne.

Durch diese drei Funde war klar, dass es sich auf dem Hofrain um ein Gräberfeld handelte, einen Friedhof nach heutigem Sprachgebrauch.

Bild: Männergrab mit Beigaben während der Ausgrabungen. (Aus: H. Vinçon, Stadtchronik Rutesheim, Rutesheim 2008, S. 30) - klicken Sie in das Bild, um es zu vergrößern

Einige Jahre später, 1928 und 1929, stieß man beim Bau einer Wasserleitung erneut auf ein Männergrab, in dem sich ein Hiebschwert befand. Im Mai 1938 fanden sich unter der Kreuzung Loyern-/Bismarckstraße drei weitere Gräber. Darunter war ein Frauengrab, in dem eine Halsperlenkette gefunden wurde. In den beiden anderen Gräbern kamen Pfeilspitzen und ein weiteres Hiebschwert zu Tage.

Schließlich entdeckte man im Jahre 1961 beim Bau von Haus Duppel in der Loyernstraße 3 ein weiteres Männergrab mit einer Lanzenspitze, Pfeilspitzen, Messer, Schere und Schnallen als Beigaben.

Durch all diese Funde dokumentiert sich, dass Alemannen auf dem Gebiet von Rutesheim gesiedelt haben. Das Gebiet auf dem Hofrain entspricht der damaligen Sitte, den Friedhof möglichst oberhalb der Siedlung anzulegen.

Zum Ende des 5. Jahrhunderts weiteten die Franken ihr Herrschaftsgebiet von Norden her bis nach Rutesheim in das Siedlungsgebiet der Alemannen aus. Von da an wurde Rutesheim von den Franken beherrscht. Das von den Alemannen angelegte Gräberfeld dürfte in der Folge auch noch von den Franken genutzt worden sein.
Mit freundlicher Genehmigung des Arbeitskreises GESCHICHTE VOR ORT

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