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Die Römer in Rutesheim

 

Autoren: Arbeitskreis GESCHICHTE VOR ORT

Im Jahre 90 n. Chr. erbauten die Römer unter Kaiser Domitian zwischen Straßburg und Augsburg eine beinahe geradlinig verlaufende Steinstraße. Da Rutesheim genau in der Mitte zwischen den wichtigen Plätzen Pforzheim (lateinisch Portus) und dem Kastell Cannstatt lag, siedelten sich hier mehrere römische Gutshöfe (sog. Villa Rustica) an. In dieser Friedenszeit blühte unser Land dank der nun einströmenden hochentwickelten Mittelmeerkultur mit Steinbauten, Ziegeldächern, Säulenhallen, Kellern, Boden- und Wandheizung der Baderäume, Brunnen, steinernen Götterbildern und Münzverkehr, geradezu auf.

Bild: Überrest der Römerzeit in Rutesheim: Säulenstumpf aus Stubensandstein. (Foto: Arbeitskreis Geschichte vor Ort)

Römischer Gutshof „Auf der Mauer“
Alte Flurkarten zeigen auf der Flur „Auf der Mauer“ einen rechteckigen Gewannblock von etwa 150 : 175 m Größe. Auch aufgrund von verbreiteten Bauresten entspricht diese Größe wahrscheinlich ziemlich genau dem Umfang des damaligen hier befindlichen römischen Gutshofes bzw. seiner Einfriedung.

Ende 1926 stieß der damalige Besitzer Ludwig Duppel auf römisches Mauerwerk. 1927 untersuchte dann der Oberlehrer und Heimatforscher Karl Christian Mitschele die Stelle und legte einen Keller frei. Die mit Steinplatten belegte Sohle lag 1,9 m tief. Die Südwand ließ noch Ansätze eines Lichtschachtes erkennen. Im Keller lagen Stümpfe bzw. Bruchstücke von Säulen aus Stubensandstein, die heute im Foyer des Rathauses ausgestellt werden. Aufgefundene Heizkacheln weisen auf einen Baderaum hin. Zwei Silbermünzen (Denare) von Kaiser Severus Alexander (222-235) und Maximinus (235-238) stammen wohl aus der Spätzeit des Anwesens. Auch Bruchstücke von Bilderschüsseln und Tellern (Sigillataware) aus den Töpfereien von Rheinzabern wurden aufgefunden. Ferner gewöhnliche Tonware, die aus Schüsseln, Krügen, Töpfen, Faltenbechern, Tellern, großen Amphoren und Käseschüsseln bestand. Auch vier beinerne Haarnadeln befanden sich im Kellerraum. Im Januar 1933 wurden durch Mitschele westwärts davon zwei weitere Kellerräume dieses Gutshofes freigelegt. Die drei Kellerräume wurden nach den Teilausgrabungen 1927 und 1933 wieder zugeschüttet.

Geophysikalische Untersuchungen
Im Auftrag der Stadt Rutesheim führte die Firma Terrana Geophysik aus Mössingen im November und Dezember 2011 sowie im September 2012 sogenannte geophysikalische Untersuchungen im westlichen Teil des Gewannblockes durch. Das Ziel war dabei, knapp 80 Jahre nach diesen Ausgrabungen weitere Erkenntnisse zum Ausmaß dieses Gutshofs bzw. den Resten davon zu erlangen. Durch die Messungen konnten mit „sehr hoher Wahrscheinlichkeit“ Reste weiterer römischer Gebäude bzw. der Villa Rustica lokalisiert werden.

Weitere römische Spuren in Rutesheim
Ein zweiter römischer Gutshof befand sich etwa 400 Meter nordwestwärts in der Flur „Burgfeld“. Hier stieß der Gemeinderat Bolay 1832/1833 auf seinem Acker auf Fundamente von Grundmauern, einen schön behauenen Stein und das Stück einer Säule. 1847 fand er eng beieinander verpackt eine Menge wohlerhaltener römischer Küchen- und anderer Gerätschaften aus Bronze, Eisen, Ton und Glas. Dieser Fund befindet sich heute im Landesmuseum in Stuttgart.

Am Ostrand des Waldes Stockhau fand der Landesarchäologe Eduard Paulus 1840 in einem Waldgraben Bruchstücke römischer Ziegel und Gefäße. 1845 wurde unweit davon eine 8 cm große römische Bronzeglocke ausgegraben.

Im Fleckenland und in den Seewiesen, 200 Meter südlich der ehemaligen Römerstraße, fand man 1881 bei Grabungen ein Fundament von 1 m Stärke und 4 m Länge. Dabei lagen Gefäßreste aus Ton und Glas, ein ganz erhaltenes Gefäß und Bronzegriffe. Bruchstücke von sieben Sigillatabilderschüsseln befinden sich heute ebenfalls im Landesmuseum. Auch in der Flur Bechingen stieß man auf zahlreiche römische Ziegel, die ebenfalls auf einen römischen Gutshof deuten.
Mit freundlicher Genehmigung des Arbeitskreises GESCHICHTE VOR ORT

Der Artikel „Die Römer in Rutesheim“ ist Teil des historischen Stadtrundgangs Rutesheim. Zu einer pdf-Version dieses Artikels gelangen Sie hier.

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