Kostprobe aus Ernst Kepplers Mundartgedichten
Ernst Keppler hat sehr viele heimatbezogene, meist humorvolle, aber auch tiefsinnige und sehr treffende Mundartgedichte geschrieben und veröffentlicht. Eines davon handelt von der „Kirbe“.
Die „Kirbe“ wurde früher nach der Einbringung der Ernte gefeiert und zählte zu den beliebtesten Festen der Landbevölkerung. Gewöhnlich wurde das „Sauf-, Freß- und Buhlfest“, wie es bisweilen in alten Quellen heißt, über mehrere Tage mit Festessen und Tanz gefeiert.
Kirbe
Was ischt des au für a Gsprang
fascht a gschlages Wöchle lang?
Hefa hola, 's Bacha bstella,
Kraut eistepfla, Äpfel schäla,
Zwetschga stoana, Zwiebel schneida,
Herr! des tuat oam bald vertloada,
wenn, wia beim a Krokodil
's Tränawasser laufa will!
's Käsle rühra, Butter plôtza,
Toag vrdalka, Öl verschmotza,
au no Milch ond Eier nei,
goldgeal muaß des Pfläder sei!
's Wellholz gschlaucht ond d' Blech eigfettet
ond dia Kuacha einebettet!
Uff da Kopf da ganza Haufa,
d' Muater ka 's schier et verschnaufa,
sprengt em Jäscht zom Becka nomm,
daß sie jô gwiß zeitich komm.
Woascht, dear Mã ischt grad et fei
a so Täg; ka 's anderscht sei,
wenn 's so durchanandergôht
ond ällbott a Kuach vergrôht,
daß dia Weiber e dr Hatz
scheltet wia a Rauhrspatz?
Bua! e sora hoaßa Woch
brennt 's et bloß em Ofaloch!
D' Kenderla verganget schier,
bis mr aus dr Ofatür
ziagt dia Wagaräder raus
ond trait 's stolzig hoam e 's Haus.
Ofawarm an Zwiebelkuacha!
Narr, dea kascht et gnuag versuacha!
Alt ond jong haut tüchtig ei,
was ma dô a Drescher sei?
Ond au 's Kleischt verschmiert sei Gsicht,
strahlt wia so a Fahrradliacht.
Z'mittag kochet wurd heit et,
weil jô doch koas essa tät.
A Kaffeele langet guat,
daß mr et versticka tuat.
Ond dr Vatter suacht beim Moscht
a so bsondera Täg sein Troscht,
dear ischt räs und mondet fei,
was ma dô Champagner sei?
Älles deekt ganz gwiß uff Ehr:
Wenn no älltag Kirbe wär!
O, wia gsond ischt so a Kur!
Vom a Dokter gar koa Spur!
O, wia wirkt die guat Arznei,
mô so billig ischt drbei;
denn mr braucht - o glaubet 's mir –
nôch soo Feschttag koa Klischtier!
Quelle: Schönaicher Ortsgeschichte – Begebenheiten und „Gschichtla“.
Herausgeber: Gemeinde Schönaich 2003, S. 323