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Auf Exkursion in den Steinbruch

Darmsheimer Hauptschüler informierten sich im Steinbruch Schäfer

Quelle: Sindelfinger Zeitung vom 18. 10. 1980
Wer bisher geglaubt hatte, Stein sei totes Material, der wurde im Oktober 1980 bei einer Exkursion im Steinbruch Schäfer in Darmsheim eines besseren belehrt. Der Stein ist nicht tot, er lebt, erklärte der Fachmann den wissbegierigen Besuchern, rund vierzig Mädchen und Jungen der vierten Hauptschulklasse aus Darmsheim, die in Begleitung von Lehrer Sacher und Rektor Stuibiger gekommen waren.

Foto: Ammoniten findet man im Steinbruch Schäfer auf Schritt und Tritt. SZ-Bild:Z

Die Firma Gebrüder Schäfer ist in der weiten Umgebung die einzige, die noch derartige Führungen veranstaltet, denn ganz ungefährlich ist solch ein Unternehmen mit Kindern nicht. Dennoch, für die Kleinen, die ständig mit Begeisterung auf der Suche nach Steinen waren und auch alle fündig wurden, war die Exkursion als Ergänzung zum Sachkundeunterricht ein Erlebnis. Mit Bleistift, Notizbuch und vorgefertigten Fragen rückten sie an, um sich von Firmenchef Dr. Axel Schäfer und Betriebsleiter Gustav Kienzle über alles Mögliche in Sachen Steinbruch informieren zu lassen.

Mit neuzeitlichen Problemen sollten sich die vierzig kleinen Besucher nicht beschäftigen und das wollten sie auch nicht. Sie interessierte vielmehr, dass an dieser Stelle einmal "ein riesengroßes Meer war - vor 200 Millionen Jahren; ein Binnenmeer, das vom Bodensee bis Würzburg reichte." Als da einer der Schüler meinte, einen so großen Zeitraum könne er sich gar nicht vorstellen, bekam er sogar von den Erwachsenen Zustimmung, die könnten's auch nicht, beruhigten sie ihn. Nur das, was seither entstanden ist, kann man noch sehen, den Kalkstein, der vorwiegend aus Meeresablagerungen stammt. Dieses sogenannte Sedimentgestein gehört zur geologischen Formation des oberen oder Hauptmuschelkalk und ist über dem Buntsandstein entstanden. Über dem Muschelkalk wiederum sind durch Meeres- und Landablagerungen der Keuper sowie der schwarze, braune und weiße Jura abgelagert. Durch die Entstehung des Rheingrabens kam es zur Abkippung dieser ehemals horizontalen Ablagerungen in südöstlicher Richtung. Später wurden, beispielsweise durch Gletscher, die weichen Schichten abgetragen, so dass je nach Härte Stufen und somit das schwäbisch-fränkische Stufenland entstand.

Unter dem Dolomit im Steinbruch Schäfer sieht man blaue Pflasterschichten, die erzeugt sind aus verfestigtem Kalkschlamm bzw. verfestigten Lebewesen wie Muscheln, Ammoniten und Lilien. "Diese Lebewesen nennt man Leitfossilien", erläuterte Dr. Schäfer den erstaunten Mädchen und Jungen, die allesamt angestrengt zu Boden blickten, um eine derartige Erinnerung zu erspähen. Finde man nämlich gleich ausgebildete Muscheln hier und anderswo so leite dies darauf hin, dass es sich um den gleichen geologischen Horizont handelt, weil das Meer dann an diesen Orten zur gleichen Zeit bestanden habe.

Hauptattraktion Sprengung
Was wäre ein Besuch im Steinbruch für solch interessierte Leute, ohne eine Sprengung erlebt zu haben? Selbstverständlich hatte man eine solche eigens organisiert, und natürlich wurde auch ausführlich erklärt, wie Sprengstoff und Zündschnur funktionieren und wie das so mit den Bohrlöchern ist. Auch über die Abbautechnik wurden die Schüler unterrichtet, die sich in der Reihenfolge Abräumen, Bohren, Sprengen, Aufladen mittels Schaufellader und Muldenkipper, Vorsortieren, Brechen im Brecher, Nachsortieren mittels elektronisch gesteuerter Siebe und schließlich Zusammenmischen vollzieht. Etwas verwundert waren die Zuhörer darüber, dass von den 150 Mitarbeitern der Firma Schäfer nur höchstens 20 im Steinbruch selbst arbeiten. Alle anderen sind in den sogenannten unproduktiven Betriebsteilen als Schlosser, Kfz-Arbeiter, Elektriker, Schreiner, Maler sowie in der Verwaltung oder im Betonwerk beschäftigt. Früher hingegen waren rund 100 Personen im Steinbruch tätig. Als Produkte, so erfuhren die Kinder, gehen aus dem Steinbruch Schäfer Schotter, Schroppen , Splitt, Sand und Mineralgemische, hauptsächlich für den Straßenbau, hervor.

Problem Umwelt
Ganz ausbleiben konnte das Umweltproblem nicht und auch nicht der Rekultivierungsplan, der zur Zeit mehr erfüllt wird, als der Firma der Belastung durch die Transportfahrzeuge wegen lieb ist. Von der Großbaustelle der Firma Daimler-Benz kommen täglich 3500 Tonnen Erdaushub in den Steinbruch, die laut Plan nur ein Fünftel dessen aufzufüllen brauchte; in der gleichen Zeit verlassen 2000 Tonnen den Betrieb. Gegenüber früher sei die Umweltbelastung wesentlich geringer, wurde den Besuchern mitgeteilt. Die Sprengerschütterungen würden dadurch klein gehalten, dass die Wandhöhe heute nur noch zwölf Meter betrage gegenüber 40 Meter früher sowie durch Millisekundenzünder. Dem Staub rückt man durch zwei Entstaubungsanlagen sowie durch Kehrmaschinen und Wassersprühwagen zu Leibe.
Der Text wurde gekürzt

Mit freundlicher Genehmigung der Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung

Die im Text erwähnte, heute noch bestehende Firma Schäfer finden Sie im Internet.

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