zeitreise bb
Sindelfingen>>Archäologie>>Römischer Brunnen

Römischer Brunnen in Sindelfingen ausgegraben

Gut erhaltene Holzfundamente und Textilreste auf Baugrundstück gefunden

Quelle: Sindelfinger Zeitung vom 8. 4. 1982

Foto: Die Bemühungen haben sich gelohnt, sichtlich erfreut zeigen sich Ewald Altheimer (SZ-Bild: links) und Fozli Gashi. SZ-Bild:Z - klicken Sie in das Bild, um es zu vergrößern

Im Jahre 1982 wurde in Sindelfingen ein römischer Brunnen ausgegraben. Über die Existenz dieses Brunnens wusste man bereits seit zwei Jahren Bescheid. Während der Erdaushubarbeiten für die Gottlieb-Daimler-Gewerbeschule wurden Steine gefunden, die einen römischen Brunnen an dieser Stelle vermuten ließen. Nachdem die Erdaushubarbeiten jetzt weiter fortgeschritten waren, wurden die Steine sichergestellt und das Fundament ausgegraben.

Das dreiköpfige Grabungsteam hatte bei nicht immer leichten Bedingungen, eine lohnenswerte Ausgrabung gefunden. Dies bestätigte Dr. Ingo Storck vom Landesdenkmalamt in Stuttgart. Dr. Storck bestätigte auch, dass die genaue Datierung dieses Brunnens, die mit Hilfe eines Verfahrens, das von Dr. Becker von der Universität Hohenheim entwickelt wurde, sicherlich möglich sein wird. Gerade auf dem Gebiet der Gottlieb-Daimler-Schule sind in den letzten Jahren eine ganze Reihe römischer Funde geborgen worden. Dies ist besonders dem jungen Amateurarchäologen Frank Wiedmayer zu verdanken. Der Sindelfinger Schüler hat den jetzt geborgenen römischen Brunnen schon im Februar 1980 entdeckt, zusammen mit einer schönen Terra-Sigillata-Schüssel.

Damals wurde der Marktplatz des römischen Sindelfingen und eine Straßenkreuzung der zivilen Siedlung freigelegt. Daraus ist ersichtlich, dass bereits zur Zeit der Römer Sindelfingen ein Straßenknotenpunkt war.

Die weiteren Ausgrabungen wurden damals vom Landesdenkmalamt aus finanziellen Gründen verschoben. Die Stadt Sindelfingen ist aber dem Denkmalamt jetzt dankbar, dass trotz der eingeschränkten Mittel jetzt noch der Auftrag für diese Ausgrabung ergangen ist.

Die Notgrabung wird geleitet von Ewald Altheimer, einem 26jährigen Geologiestudenten aus Tauberbischofsheim und ehrenamtlichen Mitarbeiter des Landesdenkmalamtes in Stuttgart für den Main-Tauber-Kreis. Ihm hilfreich zur Seite stand der städtische Mitarbeiter des Sindelfingen Bauhofes Fozli Gashi und der 19jährige Frank Wiedmayer, der zur Zeit die 13. Klasse des Pfarrwiesen-Gymnasiums Sindelfingen besucht. Der jetzt ausgegrabene Brunnen war in Stein gefasst und stand auf einem hölzernen Sockel. Der Zustand des beinahe 2000 Jahre alten Holzes, wahrscheinlich Eiche, ist laut Dr. Storck vom LDA "erstaunlich gut". Dr. Storck führt den guten Zustand des Holzes auf die besondere Beschaffenheit der Torferde zurück, in der der Brunnen gestanden hat. Das fieberhaft grabende Dreierteam hofft jetzt auch noch auf ein paar weitere schöne Funde aus der Brunnensohle.

Bereits gestern konnte ein etwa 75 cm langer Holzstab, der außerordentlich gut erhalten ist, geborgen werden. An ihm befanden sich gut erhaltene gewobene Textilreste, auf denen noch ganz deutlich die Farbe zu erkennen war. Wie Dr. Storck mitteilte, ist im ganzen süddeutschen Raum ein ähnlicher Fund noch nicht bekannt geworden. Die besondere Beschaffenheit der Torferde, die sonst in Brunnen gefundene Knochen- und Speisereste aufgelöst haben, sind möglicherweise der Grund für das noch so gut erhaltene Textilstück.
Literaturhinweise:
Jörg Heiligmann
Das römische Sindelfingen
In:Sindelfinger Fundstücke - Von der Steinzeit bis zur Gegenwart, hrsg. vom Stadtarchiv Sindelfingen, Sindelfingen 1991

Thomas Knopf
Das römische Sindelfingen.
Mit Beiträgen von Th. Hoppe, P. Menzel und Reinhard Rademacher. Materialhefte zur Archäologie in Baden-Württemberg, 55. Stuttgart 2000

Mit freundlicher Genehmigung der Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung

Diese Seite drucken
Zum Seitenanfang

www.zeitreise-bb.de