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Die Sklaverei in Nordamerika und der amerikanische Bürgerkrieg - mit einem Blick auf Christoph Friedrich Griebs Engagement in der Sklavenfrage

Autor: Christoph Salzer

Quelle: Seminarkurs „Christoph Friedrich Grieb“ am Stiftsgymnasium Sindelfingen, Schuljahr 2010/2011

Titelseite

Bild:: Titelseite von Griebs Buch zur von 1855 (Abbildung: privat) – Klicken Sie in das Bild, um es zu vergrößern.

Inhaltsverzeichnis der Seminararbeit
  1. Einleitung
  2. Die Sklavenfrage in den USA
    a) Definition: Sklaverei
    b) Sklaverei in der Weltgeschichte
    c) Sklaverei in den USA
        i) Anfänge
        ii) Weitere Entwicklung
        iii)Sklaverei zu Griebs Zeiten – Das 19. Jahrhundert
  3. Der Abolitionismus
    a) Was ist der Abolitionismus?
    b) Der Abolitionismus in England
    c) Der Abolitionismus in den USA
  4. Griebs Position zur Sklavenhaltung
    a) Vorwort zu Griebs Buch „Sklavenleben in Amerika“
    b) Griebs Position und Argumentation
  5. Der amerikanische Bürgerkrieg
    a)Allgemeine Informationen zum Bürgerkrieg
    b) Ursachen des Bürgerkriegs
        i) wirtschaftlich/sozial
        ii) politisch
        iii) Abwägung der Ursachen und Rolle der Sklavenfrage
    c) Ausgangslage 1861
    d) Verlauf und Ende des Bürgerkriegs
    e) Folgen des Bürgerkriegs
  6. C. F. Griebs imaginäre Position zum Bürgerkrieg
  7. Ausblick: Die Auswirkungen des Bürgerkriegs auf heute
  8. Bibliographie/Literaturverzeichnis
Anhang 1
Anhang 2
Anhang 3


Auszüge aus dem Text von Christoph Salzer:

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II. Die Sklavenfrage in den USA

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c) Sklaverei in den USA

i) Anfänge
Schon kurz nach Beginn der Kolonialisierung trafen bereits im Jahre 1619 die ersten Sklaven in Virginia ein. Die Geschichte der Sklaverei war also schon von Beginn an dicht mit der Geschichte der USA verknüpft. Noch im 17. Jahrhundert wurden von der englischen Kolonie South Carolina mehrere Gesetze erlassen, welche die Sklaverei regelten und diese auch erlaubten. Zu diesem Zeitpunkt wurden die USA jedoch nicht nur von den Briten kolonialisiert, sondern auch von Niederländern und Franzosen. In Louisiana beispielsweise, das von Frankreich beherrscht war, wurde die Sklaverei durch den Code Noir bis 1763, als die Franzosen die Kolonie aufgeben mussten, erlaubt. Der Code Noir, der die Rechte der Sklaven scharf beschränkte, war aber in anderen Kolonien noch bis 1848 gültig.

ii) Weitere Entwicklung
Die einzige Kolonie, in der die Sklaverei auch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts große Bedeutung hatte, blieb zunächst South Carolina. Hier wurden mit der Zeit auch Beschränkungen und Zölle auf die Sklaveneinfuhr erhoben, um einem unkontrollierten Anwachsen der Sklavenbevölkerung und eventuell daraus resultierenden Sklavenaufständen vorzubeugen. Nichtsdestotrotz gab es einige Aufstände, die jedoch keinen Erfolg hatten. Als Reaktion wurden die Sklavengesetze weiter verschärft und die Rechte der Sklaven beschnitten. So konnte zum Beispiel ein aufständischer Sklave sofort mit dem Tod bestraft werden. Jegliche Freiheiten, wie z.B. die Versammlungsfreiheit oder das Recht auf Bildung wurde allen Sklaven aberkannt. In der zweiten Hälfte (des 18. Jahrhunderts) erließen dann auch weitere Kolonien im Süden der USA, wie Georgia oder Tennessee Sklavengesetze.

Eine gegenläufige Entwicklung zeichnete sich dagegen im Norden ab: 1774 verboten Connecticut und Rhode Island die Einfuhr von Sklaven, weitere Kolonien folgten nach der Unabhängigkeitserklärung 1776. Einige gingen sogar schon so weit, die Sklaverei komplett abzuschaffen und Maßnahmen zur Freilassung der Sklaven zu treffen. Um die Zeit der Unabhängigkeitserklärung gab es in den USA jedoch schon 460.000 Sklaven.

Am 4. März 1789 trat dann die Verfassung der Vereinigten Staaten in Kraft. Obwohl sie Freiheit und Gleichheit vor dem Gesetz festsetzte, enthielt sie diese Grundrechte den Sklaven vor. Weiterhin war die Haltung und Einfuhr von Sklaven den Staaten gestattet, die dies ausdrücklich wünschten. Eine einheitliche Regelung konnte aufgrund der gegensätzlichen Positionen von Nord- und Südstaaten nicht erreicht werden.

Durch steigende Rentabilität des Baumwollanbaus, breiteten sich Baumwollplantagen in den Südstaaten immer mehr aus und damit auch die Sklaverei.

iii) Sklaverei zu Griebs Zeiten – Das 19. Jahrhundert
Während die ohnehin schon kleine Zahl der Sklaven in den Nordstaaten im 19. Jahrhundert abgebaut wurde, wuchs sie im Süden weiter an. Die Zahl der Aufstände nahm dabei genauso zu, wie der Import von Sklaven, der um die Jahrhundertwende 1800 seinen höchsten Stand erreichte.

Ein weiterer Streitpunkt stellte die Aufnahme weiterer Staaten in die USA dar. Durch die voranschreitende Expansion nach Westen kamen sowohl im Süden, als auch im Norden der USA neue Staaten hinzu. Die Nordstaaten wollten eine Annäherung der neuen Staaten an die Sklavengesetzgebung der Südstaaten verhindern, die Südstaaten beabsichtigten genau dies. Durch Kompromisse war dann beispielsweise in einem neuen Staat die Sklaverei erlaubt, während sie in einem anderen verboten wurde. Mittlerweile flohen auch immer mehr Sklaven vom Süden in den Norden. Laut Gesetzgebung des Kongresses, sollten diese Sklaven wieder zurück in den Süden geschickt werden, dies wurde in der Realität aber nur selten angewendet. Durch den vermehrten Einfluss des Abolitionismus (siehe betreffendes Kapitel) verschärften sich die Gegensätze zwischen Nord und Süd weiter.

Ihren absoluten Höchststand erreichte die Sklaverei dann erst kurz vor ihrer Abschaffung im Jahre 1865: Damals lebten mehr als 4 Millionen Sklaven in den Südstaaten. Dort betrug der Anteil der Sklaven an ihrer Gesamtbevölkerung in manchen Staaten schon mehr als 50%.

III. Der Abolitionismus

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c) Der Abolitionismus in den USA
Die Abolitionismus-Bewegung blieb nicht auf England beschränkt. Ihr Funke sprang schon bald auf die USA über, wo der Abolitionismus ab ca. 1830 eine größere Bedeutung erlangte. Dies war jedoch nur in den Nordstaaten der Fall. Den Abolitionismus an sich gab es schon länger, er entstand bereits im 18. Jahrhundert. Der Sklavenhandel selbst, also nicht die Sklaverei im Allgemeinen, wurde 1808 schon verboten. Dieses Verbot wurde allerdings vor allem in den Südstaaten sehr unzureichend durchgesetzt. Dadurch kam es nur zu einer kleinen Verringerung des Sklavenhandels, der Besitz von Sklaven blieb jedoch weiterhin erlaubt.

Außerdem war es in den USA seit ihrer Gründung Sache der Einzelstaaten, wie sie mit der Sklaverei umgehen wollten. In einigen Staaten war sie deshalb auch schon seit diesem Zeitpunkt verboten. Die meisten Bundesstaaten nördlich von Maryland, das etwa in der Mitte der Nord-Süd Ausdehnung der USA an der Ostküste liegt, schafften die Sklaverei zwischen 1789 und 1830 ab. In der Verfassung selbst wurde die Sklaverei jedoch nicht direkt erwähnt und war aus diesem Grunde auch nicht explizit verboten.

Im Jahre 1831 wurde die „New-England Anti-Slavery Society“ gegründet, eine Abolitionistengesellschaft, die der englischen „Gesellschaft zur Abschaffung der Sklaverei“ sehr ähnlich war. Wie der Name allerdings schon sagt, war diese Gesellschaft auf Neuengland, also den Nordosten der USA beschränkt. Während der Abolitionismus im Norden immer mehr Bedeutung gewann, blieb die Situation im Süden unverändert. Dies führte zu einer noch schrilleren und übertriebenen Verteidigung der Sklaverei durch die Südstaaten, die ihre gesellschaftlichen Überzeugungen als Antwort auf den Abolitionismus im Norden nur noch mehr betonten. Daraus resultierte der Beginn einer Streitfrage, welche die USA entzünden und spalten würde. Zu diesem Zeitpunkt akzeptierten viele Nordstaatler die Haltung der Abolitionisten noch nicht, da sie ihnen zu extrem erschien. Dies war auch die Meinung von Abraham Lincoln, dem späteren Präsidenten der USA. Wie die meisten Nordstaatler war er bereit, die Existenz der Sklaverei hinzunehmen und die Freilassung der Sklaven nur allmählich voranzutreiben.

Den Abolitionisten war diese Haltung jedoch viel zu schwach und inkonsequent. Sie forderten die sofortige Freilassung der Sklaven, wobei sie durchaus auch zu Gewalt bereit waren. Ein Beispiel dafür ist der berühmte Abolitionist John Brown, der durch unerbittliche Gewalt gegenüber Sklavenhaltern, die etlichen das Leben kostete, zu einem Anführer der Anti-Sklaverei Guerilla wurde....zwar hlug die Aktion fehl, woraufhin John Brown wenige Tage später gehängt wurde. Er wurde dadurch aber zum Märtyrer, zum Held und zum Symbol für den Kampf gegen die Sklaverei.

Neben dem gewaltsamen Widerstand wurde jedoch auch friedlich zum Widerstand aufgerufen und viel Propaganda betrieben, so zum Beispiel durch den Abolitionisten William Lloyd Garrison. Zum durchschlagenden Erfolg der Abolitionismus-Bewegung kam es jedoch erst während und nach dem amerikanischen Bürgerkrieg, was in dem betreffenden Kapitel dann noch näher erläutert wird. Nach der Sklavenbefreiung im Jahre 1865 setzte sich die Abolitionismus-Bewegung neue Ziele: Sie engagierten sich zum Beispiel in anderen Ländern um dort für die Befreiung der Sklaven zu kämpfen. Auch vor Ort blieben sie aktiv: Ständig versuchten sie die Lebensbedingungen der schwarzen Amerikaner zu verbessern. Daraus resultierte dann auch die US-amerikanische Bürgerrechtsbewegung Mitte des 20. Jahrhunderts.

Durch den großen Erfolg der Abolitionisten in England und den USA wurde diese Bewegung auch in anderen Staaten angestoßen, zum Beispiel in Frankreich, in Portugal oder in Deutschland, wo sie unterschiedlich erfolgreich waren. Sie zeichnen sich aber alle dadurch aus, dass erst versucht wurde den Sklavenhandel zu verbieten und danach die Sklaverei als Ganzes abgeschafft werden sollte.

IV Griebs Position zur Sklaverei

a) Vorwort zu Griebs Buch: „Sklavenleben in Amerika“
Obwohl Christoph Friedrich Grieb die USA als ein sehr fortschrittliches und lebenswertes Land ansah, entsetzte ihn eine Sache aber sehr: Die Sklaverei, die zu seinen Zeiten in großen Teilen der USA allgemein üblich war, widerte ihn zutiefst an und widersprach allen seinen Wertvorstellungen und Überzeugungen. Aus diesem Grund sah er sich dazu veranlasst ein Buch über diese Zustände zu schreiben. Im Jahre 1855 veröffentlichte er dann das Buch mit dem langen Titel „Sklavenleben in Amerika oder wunderbare Lebensschicksale eines auf britisches Gebiet entkommenen, ehemaligen Negersklaven, namens John Brown“. Nach einer Einleitung, in der er zuerst selbst Stellung zu den Zuständen in den Vereinigten Staaten bezieht und einige Informationen zur Sklaverei in ganz Amerika gibt, folgt die eigentliche Geschichte des ehemaligen Sklaven John Brown. Hierbei muss besonders darauf hingewiesen werden, dass der im Buch dargestellte John Brown NICHT mit dem berühmten und schon angesprochenen Abolitionisten John Brown identisch ist. Diese Geschichte ist zudem nicht von Grieb selbst verfasst worden, er übersetzte lediglich die englische Version der Geschichte von „Herr L.A. Chamerovzow, [der] die Bekenntnisse John Brown's fast wortgetreu, und so wie sie aus dem Munde des Letzteren gekommen, niedergeschrieben und sodann veröffentlicht hat.“

b) Griebs Position und Argumentation
Schon in seinen ersten Zeilen kritisiert Grieb die Gesellschaft an sich, die sich dem Irrglauben unterwirft, das was ein Machthaber einmal beschlossen hat auf immer und ewig geschehen muss. … Anstatt diesen heidnischen Vorstellungen zu folgen, sollten sie sich laut Grieb lieber auf den christlichen Glauben berufen, da dieser sich gegen den Stillstand wendet und für den Fortschritt ist. Somit könnten die Menschen nach höherer Vollkommenheit streben. Indem er den Menschen Mut und Stärke schenkt, hilft der Glaube ihnen im Kampf gegen die Tyrannei und nützt somit allen, außer dem Unterdrücker. Grieb wird dann schon konkret, indem er sagt, dass dieses heidnische Verhalten „um so unbegreiflicher von Seiten solcher [ist], welche in Sachen der Freiheit das große Wort führen zu müssen glauben“. Damit meint er natürlich die USA und zwar vor allem die aristokratische Gesellschaftsordnung mit ihrer Unterdrückung der Sklaven im Süden. Diese Menschen hätten „keine Berechtigung zur Knechtung des schwarzen Menschen und zu den haarsträubenden Gräueln“. Dies gilt auch, obwohl Grieb die schwarzen Sklaven als physisch und geistig minderwertige Menschen bezeichnet, die von den Weißen leben und abhängig sind und außerdem keine eigene Geschichte oder historische Leistungen haben.

Diese Diffamierungen der Afroamerikaner sind aus heutiger Sicht natürlich nicht mehr haltbar, aus damaliger Sicht aber wahrscheinlich völlig normal. Grieb distanziert sich etwas später von diesen Aussagen… Den Neger zum „unzivilisierbaren Wesen“ zu erklären sei schon deshalb ungerecht, da die Geschichte der Weißen auch nicht gerade erfreulicher sei als die der Schwarzen. Laut Grieb müssten die schwarzen Sklaven nach jahrtausendelanger Unterdrückung endlich befreit werden… Der konservative Glaube, dass alles was ist, das einzig Mögliche sei, führt nach Grieb zu Trägheit, Unterdrückung und schließlich zum Tod der Gesellschaft. Er vertritt zudem die These, dass „[a]uch der schwarze Mensch von Gott bestimmt [ist], im großen Concert der Menschheit eine Rolle zu übernehmen“.

Es folgt eine sehr interessante und bedeutungsschwere Aussage Griebs: „Die Zeit wird kommen, wo man sich derselben schämen und sich erstaunt fragen wird, wie man noch in unsern Tagen eine so große und so einleuchtende Wahrheit mißkennen und dafür die dürre Lehre der unbedingten Selbstfurcht predigen konnte“. Damit sah Grieb tatsächlich weit in die Zukunft. Seiner Meinung nach sind alle Menschen nur verschiedene Formen eines Urtyps, die sich zwar etwas in ihrer Art unterscheiden, unter dem Strich jedoch alle vernünftig sind. Er fordert damit einen freien und brüderlichen Verkehr der Menschen aller Länder, Hautfarben und Sprachen im Namen der Wissenschaft und des Christentums. Die oberste Regel der Politik sei das Wohl aller und aus diesem Grund müssten Grieb zufolge alle Privilegien, Missbräuche und Kasten verschwinden. Dies sollte jedoch nicht durch Empörung und Aufstände erreicht werden, sondern durch eine bessere Würdigung der Rechte und Pflichten des Menschen…

Griebs Haltung zur Sklaverei passt perfekt in sein Weltbild und seine humanistische Weltanschauung, welche übrigens auch von vielen Revolutionären der 1848/49er-Revolution vertreten wurde: Dazu gehört der Einsatz für die Menschenrechte, die Ablehnung von Gewalt und die Befürwortung einer gemeinsamen christlichen Kirche ohne Trennung in evangelisch und katholisch.

...

Mit freundlicher Genehmigung des Autors
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