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Pumpbrunnen in Steinenbronn

Quelle: "Denkmale in der Nachbarschaft - gesehen und besucht im Kreis Böblingen" Röhm Verlag Sindelfingen 1990

Autor: Paul E. Schwarz

Bild: Gab der Apotheke seinen Namen: alter Pumpbrunnen an der Stuttgarter Straße

Was wäre Steinenbronn ohne seine Brunnen? Nicht einmal seinen Namen trüge es zu Recht! Während die Filderorte in den vergangenen Jahrhunderten in trockenen Zeiten oft unter Wassermangel zu leiden hatten, floss das Trinkwasser in Steinenbronn stets reichlich.

Schon in der Beschreibung des Oberamts Stuttgart von 1851 heißt es dazu: "Gutes und gesundes Wasser geben drei laufende und drei Pumpbrunnen; die Hauptquelle, welche mit steinernen Platten sorgfältig gefasst und überwölbt ist, heißt der Klingenbrunnen, vermutlich ursprünglich der Steinenbrunnen. Er befindet sich an der südwestlichen Seite des Ortes und läuft in den Klingenbach ab, welcher südöstlich von Steinenbronn entspringt und in den Sulzbach mündet".

Reich der Quellen
Dass die ganze Markung besonders reich an Quellen war, bestätigt bis heute die Richtigkeit des Ortsnamens. Dies ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass an den Rändern der oberen Schichten des Keupers, auf dem die Steinenbronner Liasplatte aufliegt, sich ein ausgedehnter Quellhorizont gebildet hat, weil das Grundwasser nicht weiter versickern kann, sondern bei entsprechendem Schichtgefälle als Quelle oder Brunnen aus dem Boden austritt. Ein großer Teil dieser Quellen ist allerdings nach dem Zweiten Weltkrieg verschüttet oder durch den Bau von Straßen abgeschnitten worden. Von den ständig fließenden Brunnen im Ort ist als einziger noch der Klingen- oder Jakobsbrunnen an der Schönaicher Straße erhalten geblieben. Da die Quellen und ständig fließenden öffentlichen Brunnen den Wasserbedarf für Mensch und Tier in der Gemeinde nicht decken konnten, wurden schon im ausgehenden Mittelalter von den reicheren Bürgern eigene Brunnen gegraben und mit Schöpfvorrichtungen als Ziehbrunnen eingerichtet. Das Schöpfen an diesen Brunnen war jedoch sehr mühsam und zeitraubend.

Bild: Einzig erhaltener ständig fließender Brunnen ist der Klingen- oder Jakobsbrunnen an der Schönaicher Straße

Morsch und rissig
Als technische Weiterentwicklung entstanden die ersten hölzernen Pumpbrunnen. Die Brunnenströcke dazu wurden meist von den Deuchelbauern, die auch hölzerne Wasserleitungsröhren fertigten, hergestellt. Die Schöpfleistung dieser Holzbrunnen war aber recht unbefriedigend. Außerdem wurden sie bald morsch, rissig und undicht.

Als daher im 19. Jahrhundert, insbesondere von den staatlichen schwäbischen Eisenhüttenwerken und -gießereien die ersten Brunnenpumpen serienmäßig gegossen wurden, begannen sich die Bauern, deren Anwesen nicht unmittelbar an die öffentlichen, nicht ständig fließenden Brunnen angrenzte, für die Einrichtung eigener moderner Pumpbrunnen zu interessieren.

Das Handwerk der Brunnenbauer blühte. Oft wurden die Brunnenschächte, unter Anleitung eines gelernten Brunnenbauers, von Familienangehörigen, Freunden und Bekannten im Eigenbau hergestellt. Häufig wurden die Brunnen auch von zwei oder mehreren Nachbarn gemeinsam gebaut und benutzt.

Beruf Brunnenbauer
Beruflich war der Brunnenbau meist mit dem Gewerbe des Maurers verbunden. In neuerer Zeit - bis 1938 - übte in Steinenbronn Wilhelm Wenger das Handwerk des Maurermeisters und Brunnenbauers aus. Auch Wilhelm Jäger war noch Maurermeister und Brunnenbauer. Bald nach dem Zweiten Weltkrieg ist der Beruf des Brunnenbauers aus Mangel an Aufträgen eingegangen.

Mit dem Bau der Wasserleitung in Steinenbronn von 1927 bis 1933 - ihr erster Bauabschnitt wurde am 01. Juli 1928 in Betrieb genommen - haben die Pumpbrunnen ihre Bedeutung verloren. Eine kurze Renaissance erlebten sie, als nach dem Krieg durch die Aufnahme der Ostflüchtlinge die Einwohnerzahl sprunghaft angestiegen war und die Wasserleitung, bis zu ihrer Erweiterung, den erhöhten Trinkwasserbedarf vorübergehend nicht mehr decken konnte.

Bild: Gusseiserner Brunnen, liebevoll restauriert und umfunktioniert, in der Tübinger Straße (Foto: Paul E. Schwarz) - klicken Sie in das Bild, um es zu vergrößern

Verkauft und verschrottet
Durch die Veränderungen der bäuerlichen Struktur der Dörfer sowie durch den Bau von Häusern und Straßen, sind viele dieser alten schönen Brunnen weggeräumt, umgesetzt, verkauft und verschrottet worden. Angesichts dieser Entwicklung wurde in Erwägung gezogen, einige besonders schöne Exemplare der früher in Steinenbronn so zahlreichen gusseisernen Pumpbrunnen in das Landesdenkmalbuch aufzunehmen.

Man kann sich heute kaum noch vorstellen, welch mühevoller Arbeitsaufwand nötig war, um den täglichen Wasserbedarf für Mensch und Vieh heraufzupumpen und in Eimern ins Haus zu tragen. Die ganze Familie, auch die größeren Kinder; teilten sich die tägliche Pflicht des Wasserholens. "Am Brunnen" traf sich auch jung und alt aus der ganzen Nachbarschaft. Im geselligen "Schwätzle" konnte man sich kurz ein wenig ausruhen und Neuigkeiten von den Familien und vom Dorf austauschen.

Es war oft ein buntes, bewegtes Treiben an den Pumpbrunnen, besonders an warmen Sommerabenden, wenn auch das Vieh zum Tränken kam. Die Pumpbrunnen vor den Bauernhäusern gehörten so zum dörflichen Bild, wie die "Miste" und die "Güllenpumpe". Und heute? Verschwunden ist die Idylle und das Leben um die nun unbeachtet und unberührt dastehenden Brunnenstöcke.

Mit freundlicher Genehmigung der Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung

Viele Fotos und eine genauen Aufstellung aller Pumpbrunnen und ihrer Standorte in Steinenbronn finden sie in der Neuveröffentlichung dieses Artikels in:

Paul E. Schwarz
Steinenbronn - Neues von Gestern und Vorgestern,
Bd.2. Hrsg.: Heimatverein Steinenbronn e.V.,
Geiger-Verlag, Horb am Neckar 2002, S. 54-64

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