Steinenbronn>>NS-Zeit>>Kriegsende 1945

Zeitzeugen erinnern sich:

Die französische Besatzung in Steinenbronn

Quelle: Paul Schwarz: Das Ende des Zweiten Weltkrieges in Steinenbronn. In: Steinenbronn - Neues von Gestern und Vorgestern. Herausgeber: Heimatverein Steinenbronn, Geiger-Verlag, Horb am Neckar 1997, S. 110-111. Gottlob Krauß
Durch die einrückenden Truppen wurden Eier, Butter und andere Lebensmittel requiriert.

Helmut Hanselmann
Es wurde bekanntgegeben, dass Radiogeräte, Fotos und Schusswaffen abgegeben werden müssten. Es ging das Gerücht um, dass auf der Post nachgeprüft werde, wer ein Gerät angemeldet habe. Das verlieh der Ablieferungsbereitschaft größten Nachdruck. Die kleinen Radios, meist Volksempfänger, wurden gleich in Fahrzeuge verladen und als Kriegsbeute abtransportiert. Uhren wurden den Leuten auch abgenommen. Die Soldaten fragten nach der Zeit, wer daraufhin arglos seine Uhr zeigte, war sie los. Die Leute, die am Morgen des 20. April aus der aufgelösten Bekleidungskammer des letzten deutschen Truppenteils in Steinenbronn Wehrmachtsuniformen zum Färben und Umarbeiten abgeholt hatten, lieferten diese, meist aus Angst vor Entdeckung, schleunigst wieder ab.

Am Abend kam eine Einheit Franzosen mit Panzern und stellte ihre Fahrzeuge auf den Straßen und in den Höfen ab. Die Soldaten quartierten sich in den umliegenden Häusern ein. Teilweise kam es auch zu Gewalttätigkeiten. Auch bei uns im Haus waren viele Soldaten. Die einen verpflegten sich selbst, andere aßen die Eier und das Eingemachte von uns. Später kamen viele Marokkaner durch den Ort. Meist führten sie Pferde oder Maulesel mit. Manche Marokkaner fuhren mit requirierten deutschen Fahrrädern, zum Teil ohne Bereifung. Teilweise benahmen sie sich wie Kinder. Oft wurde auch geplündert. Man war froh, wenn so ein Trupp weitergezogen war.

Karl Hertfelder
Abends gegen 10 Uhr bekamen wir Einquartierung in Form eines Tanklastwagenfahrers. Das Fahrzeug wurde in die Scheune gestellt. Um 12 Uhr Mitternacht kam noch ein französischer Soldat und quartierte sich bei uns ein. Er war sehr freundlich und beruhigte uns: Wir brauchten keine Angst zu haben; so lange er hier sei, passiere uns nichts. Am Morgen verabschiedete er sich mit freundlichen Worten des Dankes.

Reinhold Schuldt
Die Marokkaner kamen erst einen oder zwei Tage später. Sie hatten es besonders auf Hühner und Fahrräder abgesehen. Bei Paul Ziegler belästigten Marokkaner die dort gerade versammelten Frauen. Da kam der bei Gärtner Wacker beschäftigt gewesene französische Kriegsgefangene namens Comas und schickte die Marokkaner weg, so dass den Frauen nichts passierte.

Frau Ilse Haisch
Wenige Tage später kamen dann die Umgehungsstraße herauf Kolonnen von Marokkanern mit ihren Turbanen und Umhängen. Fast jeder hatte ein deutsches Fahrrad bei sich und an den Lenkstangen hingen Hühner. Uns wurden auch die Hühner und zwei Fahrräder weggenommen. Dann bekamen wir zwei Franzosen ins Quartier, deren Fahrzeug wegen Motorschaden ausgefallen war. Einer davon schrieb in großen Buchstaben etwas in Französisch auf das Scheunentor und von da ab hatten wir vor den anderen Soldaten Ruhe. Jetzt kamen die Frauen aus der Nachbarschaft, wenn es gefährlich wurde, immer zu uns, weil sie wussten, dass sie hier sicher waren. Das blieb auch so, bis die Lage sich wieder beruhigt hatte.

Frau Emilie Rudischhauser
Gegen 15.00 Uhr kamen Marokkaner die Seilerstraße entlang und requirierten aus den Häusern Fahrräder und Hühner. Meine ältere Schwester Luise und ich (damals 21 Jahre alt) versteckten uns im Beerengarten hinter dem Haus. Ein Marokkaner entdeckte uns aber doch. Als er auf uns zukam, machte er drohende Gebärden des Halsabschneidens. Zu Tode erschrocken rannten wir wieder zum Haus, in der Absicht, notfalls das Haus von Nachbar Schnell über der Straße zu erreichen. Bei ihm war in seiner Schuhmacherei ein gefangener Franzose beschäftigt, von dem wir wussten, dass wir uns dort sicher fühlen konnten. Der Marokkaner verfolgte uns aber glücklicherweise nicht weiter. ...


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