aldenbuch>>Springer’sche Chronik 1912

Leseprobe aus der „Springer’schen Chronik“

Ludwig Uhland und Waldenbuch

Mehrfach erwähnt Otto Springer den zum sog. „Schwäbischen Dichterkreis“ zählenden Schriftsteller, Politiker und Gelehrten Ludwig Uhland, der auf dem Weg von Tübingen nach Stuttgart immer wieder in Waldenbuch Einkehr hielt.

„Der Weg von Tübingen nach Stuttgart beträgt gute sieben Stunden, auf welche auch sieben Berge, Bückel oder Stiche zu rechnen sind, die den wandernden Handwerksburschen und Studenten, noch mehr aber den Kutschern und Fuhrleuten schon unzählige Verwünschungen entlockt haben. In damaliger Fußgängerischer Zeit nahm ein Ludwig Uhland es nicht schwer, gute Freunde durch den Schönbuch halbwegs bis Stuttgart zu begleiten und dann nach dem Scheidetrunk wieder umzukehren. In seinem von 1810 bis 1820 geführten Tagebuch ist Waldenbuch 15mal erwähnt, wie er teils allein, teils in heiterer Gesellschaft dort verweilte, im Sommer 1819, als er in seiner Vaterstadt Tübingen glänzend zum Landtagsabgeordneten gewählt war, eine Extrapost zu nehmen und würdig dort einzuziehen. ...“ (S. 143)

„In dem schon erwähnten Tagebuch Ludwig Uhlands ist unterm 19. August 1814 verzeichnet: „Klarer sonniger Tag. Fahrt von Stuttgart nach Tübingen mit Karl Mayer und seiner Schwester Jette. Lesung meiner neuesten Gedichte in Waldenbuch“. Uhland war ein pünktlicher junger Mann, der genau die Tage aufzeichnete, an denen die Muse ihn besuchte, und so können wir mit Sicherheit feststellen, was seine damals neuesten Gedichte waren. Wie mag der treue Karl Mayer samt seiner feinsinnigen Schwester in dem traulichen Herrenstüblein des Gasthofs zu Post in Waldenbuch den zärtlichen Liebesklagen des Studenten „Als ich einst bei Salamanca ...“ dann des Jägers „Als ich einstmals in den Wäldern ...“ gelauscht haben, wie mögen sie entzückt gewesen sein, als sie aus dem Zyklus „Sängerliebe“, die Romanzen von Durand „Nach dem hohen Schloß von Balbi“ und von Dante „War’s ein Tor der Stadt Florenz“ usw. vernehmen durften. ...“ (S. 148)

Aus: Otto Springer, Geschichte der altwürttembergischen Landstadt Waldenbuch, Stuttgart 1912, S. 143 und 148

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