zeitreise bb
Weil im Schönbuch>>Max von Biberstein
Forstmann und Ehrenbürger von Weil im Schönbuch

Max von Biberstein

Quelle: Heimatbuch Weil im Schönbuch – Breitenstein – Neuweiler, hrsg. von der Gemeinde Weil im Schönbuch, 1988, S. 221-223

Autor: Walter Hahn
Max und Pauline von Biberstein

Bild: Max und Pauline von Biberstein. (Aus: Heimatbuch Weil im Schönbuch, 1988, S.222) – Klicken Sie in das Bild, um es zu vergrößern

Geboren wurde Max von Biberstein am 18. Februar 1848 in Belsenberg bei Künzelsau im Hohenlohischen. Sein Vater war dort Pfarrer, vor seinem Amtsantritt Hauslehrer im Schloß Langenburg und später Dekan in Künzelsau und Ravensburg. Max von Biberstein machte das Landexamen und besuchte das theologische Seminar von 1862 bis 1866. Nach einem Vorpraktikum im Forstamt Murrhardt begann er 1867 in Tübingen das Forststudium, das er 1870 in Hohenheim abschloß. Im Deutsch-Französischen Krieg rückte er im Sommer 1870 als Kriegsfreiwilliger mit dem 4. Württ. Reiterregiment der Königin Olga an die Front. Nach seiner Rückkehr lernte er als Forstreferendar vorübergehend das Forstamt in Weil im Schönbuch kennen. Ab 30. Juni 1875 arbeitete er für einige Jahre als Forstamtsassistent in Blaubeuren. Dort lernte er seine spätere Frau Pauline kennen, mit der er sich am 18. Februar 1878 verheiratete. Sie war die Tochter des Oberjustizrats Feuerbach aus Stuttgart und eine Enkelin des Johannes von Schlayer, Staatsminister in Stuttgart von 1832 bis 1850.

Ehemaliges Forsthaus

Bild: Ehemaliges Forsthaus mit Remise an der Dettenhäuser Straße - Klicken Sie in das Bild, um es zu vergrößern

Am 15. August 1881 erfüllte sich ein großes Ziel für Max von Biberstein. Es wurde ihm das »Revier« und spätere Forstamt Weil im Schönbuch übergeben. Mit seiner jungen Familie wohnte er zunächst im Gasthaus zum Ochsen im 2. Stock, bis er in das alte Forsthaus an der Hauptstraße, gegenüber der Jägerstraße, das eher einem alten Bauernhaus glich, einziehen konnte. Das Haus brannte 1911 ab und wurde wieder neu aufgebaut. Nachdem ihm das Bauamt die Instandsetzung des Forstdienstgebäudes verweigert hatte, baute er um 1900 sehr großzügig auf eigene Kosten das Forstamtsgebäude an der Dettenhäuser Straße, das er später sehr preiswert an den Staat verkaufte.

„Als Forstmann gehörte Oberförster Max von Biberstein zu der Generation, die eine gründliche naturwissenschaftliche Ausbildung an der Universität erfuhr und damit die landesweite Aufbauarbeit in den aus der Feudalzeit verwüsteten und verödeten Waldflächen in die rechten Bahnen lenkte. Nicht das Wild, sondern ein gesunder, ertragreicher Wald stand für diese Generation an erster Stelle und diese Grundeinstellung brachte ihm Erfolge - aber auch Konflikte. Bei Hofe nämlich wollte man Hirsche sehen und Hirsche mögen eben die auf den Ödflächen mühsam großgezogenen Bäumchen nur zu gern!

Verschärft wurden die Fronten, als der aus dem fernen Preußen angeheuerte Freiherr von Plato, ein Corpsbruder des Königs, das Hofjagdamt übernahm und mit seiner Jagdpolitik die Arbeit der Forstleute draußen sehr erschwerte. Zwischenzeitlich hatte nämlich im Jahr 1886 im Schönbuch ein böser Schneebruch die Arbeit eines halben Jahrhunderts, die schon in vollem Wuchs stehenden Jungbestände, zerstört. Neue Forstkulturen und ihre Sicherung vor Wild und Insekten waren nötig. In einem vielbeachteten Vortrag vor der Versammlung württembergischer Forstbeamter in Bebenhausen zeigte Max von Biberstein Wege auf, aus dem entstandenen Chaos auf standörtlicher Grundlage neue Bestände heranzuziehen - Bestände, die wir heute noch als würdige Wälder rings um den Bromberg bewundern können.“1*

Seine Heirat und seine sparsame Lebensweise machten den Oberförster zu einem wohlhabenden Mann. Ihr Vermögen legte die Familie aber nicht auf Konten und in Wertpapieren an, sondern in großherziger Weise zum Wohl ihrer Mitmenschen und deren Nachkommen. 1899 wurde ein Kindergarten von der »Oberförsterin« der Gemeinde gestiftet, der jahrzehntelang einen segensreichen Einfluß ausüben durfte. Der Oberförster war mit zwei anderen Forstleuten zusammen der Begründer der Württembergischen Forstwaisenstiftung.

Familiengrab der Biberstein

Bild: Familiengrab der Biberstein auf dem Friedhof in der Bahnhofstraße – Klicken Sie in das Bild, um es zu vergrößern

Am 27. März 1904 starb Pauline von Biberstein und wurde in der neu geschaffenen Familiengruft auf dem Friedhof an der Bahnhofstraße beigesetzt. 1906 ging Max von Biberstein, bedingt durch Krankheit, in den vorzeitigen Ruhestand. Am 16. Mai verabschiedete ihn die Gemeinde. „Eine Deputation überreichte ihm im Namen der bürgerlichen und kirchlichen Gemeinde schöne Ehrengaben. Der Scheidende war seit September 1881 unser Forstamtsvorstand und kam in 25 Jahren seines Hierseins beruflich und außerberuflich mit allen Schichten der Bevölkerung in Berührung. Längere Zeit gehörte er auch dem Kirchengemeinderat an und leistete so insbesondere bei der Renovation der Kirche und der Anpflanzung des ehemaligen Kirchhofes willig treue Dienste mit Rat und Tat. Um ihrer dankbaren Anerkennung Ausdruck zu geben, verlieh ihm daher die Gemeinde das Ehrenbürgerrecht. Natürlich fehlten in der Reihe der Ehrungen des Scheidenden auch Berufsgenossen und Untergebene nicht mit schönen und sinnreichen Angedenken.“2*

In der Nähe der Kälberstelle ließ Max von Biberstein noch ein dem früheren Bebenhäuser Forstmeister August von Tscherning (1819-1900) gewidmetes Denkmal setzen. Der Tscherningstein mit der lateinischen Inschrift: »patri scaienbuchensi« (dem Vater des Schönbuchs) erinnert an die von Tscherning wiederentdeckte ehemalige Herrensiedlung, das um ca. 1400 erwähnte Baierhaus.3*

1912 wurde er noch zum Königlich-Württembergischen Forstmeister ernannt. Am 15. Oktober 1913 starb Max von Biberstein im Alter von 65 Jahren. Die Landesforstverwaltung Baden-Württemberg hat Max von Biberstein in die Reihe berühmter Forstleute aufgenommen und wird sein Leben und Wirken in einer besonderen Veröffentlichung würdigen.

1

Zitat ohne Quellennachweis

2

Zitat ohne Quellennachweis

3

Das Haus ist noch auf der Gadner'schen Forstkarte von 1592 verzeichnet.


Mit freundlicher Genehmigung der Gemeinde Weil im Schönbuch

Literaturhinweis:
Die Familie von Biberstein, mit ihren Nebenfamilien im Schwäbischen Raum. Helmut Dinckelaker, Erdmannsweiler (Hg.), Leer 1979.

Diese Seite drucken
Zum Seitenanfang

www.zeitreise-bb.de