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Das frühe Hausen


Quelle: Aus der Frühgeschichte von Hausen an der Würm. Herausgegeben von der Gemeindeverwaltung Hausen an der Würm, 1968

Autor: C. H. Schmidt
Sieht man in den Dörfern in und um das Würmtal zwischen Merklingen und Pforzheim eine Art Berührungszone zwischen Württemberg und Baden, so führten die politischen Ereignisse im ausgehenden 14. und im 15. Jahrhundert zu einer Auflösung dieser Zone kleiner Herrschaften und zu ihrer Aufteilung zwischen den beiden landesfürstlichen Gebieten. Heimsheim, Möttlingen und Münklingen kamen zu Württemberg, ebenso Hausen an der Würm, letzteres aber erst über die Klosterherrschaft, als diese im 30-jährigen Krieg zusammenbrach. Hausen huldigte 1649 in Merklingen dem Herzog von Württemberg. (...)


Kieser'sche Karte

Bild rechts: Hausen im Jahre 1687 auf der Forstkarte von Andreas Kieser. (Foto: Landesmedienzentrum BW/Stuttgart)

Wenn wir auch für Hausen aus den Urkunden bisher nichts über die Gründe der verschiedenen Besitzwechsel entnehmen können, so dürfen wir doch wohl annehmen, dass die sicher antiwürttembergisch eingestellten Herren von Steinegg das Dorf Hausen lieber ans Kloster gelangen ließen als an Württemberg. Auch die 1407 wohl durch Verwandtschaft mit den Rittern von Steinegg ins Würmtal kommenden Herren von Gemmingen lehnten sich später lieber an Baden als an Württemberg an. (...)

Wie bereits gesagt, bestimmte der tiefe und lang währende Gegensatz zwischen Württemberg und Baden im 14. und 15. Jahrhundert die Geschichte der Dörfer im Würmtal. Es ist wohl die Annahme berechtigt, dass dieser Gegensatz auch im Denken und Fühlen der Bevölkerung noch weiterlebte, als die mehr oder weniger kriegerischen Auswirkungen längst beendet waren. So stoßen wir in Hausen noch im 18. Jahrhundert immer wieder auf ein gutes Verhältnis auch zu den zu Baden gekommenen Schleglerdörfern wie Mühlhausen, Steinegg und Neuhausen. Es kann sein, dass darin ein vielleicht unbewusstes Fortwirken alter, guter Beziehungen vorliegt.

Herrenalb

Bild links: Das Kloster Herrenalb (Landkreis Calw) bestimmte ab 1450 die Geschicke von Hausen an der Würm. Das Kloster wurde 1536 aufgehoben und besteht heute nur noch als Ruine. (Foto: Landesmedienzentrum BW/Stuttgart)

Ab 1450 bestimmte nun das Kloster Herrenalb die Geschicke von Hausen an der Würm. Dieses Kloster war eine frühe Gründung des Zisterzienser Ordens, der gegen Ende des 11. Jahrhunderts von dem burgundischen Kloster Citeaux (cistercium) ausging. Der Orden bedeutete nach der älteren, cluniazensischen Reform, die sich in Deutschland vor allem von Hirsau aus verbreitet hatte, wieder eine strengere Erneuerung der Benediktinerregel "Bete und arbeite" (ora et labora). Bernhard von Clairvaux, der dem Zisterzienser-Orden seinen Stempel aufdrückte, forderte alte Einfachheit, Armut und tägliche Handarbeit. Er verurteilte auch in bewusstem Gegensatz zu Hirsau die Schmückung der Kirchen durch Skulpturen und Malereien, die die Andacht der Gläubigen stören und abziehen konnten. Aber auch diese Bemühung um ein gottgefälliges Leben verebbte im 13. Jahrhundert. Es bildete sich bei den Zisterziensern ein Ordenscharakter aus, der nach den Worten Mettlers "mönchische Frömmigkeit und nüchternen Geschäftsgeist, kraftvolle Gediegenheit und kühle Vornehmheit" vereinte.

Pfarrkirche St. Sylvester

Bild rechts: Die im Kern spätgotische Hausener Pfarrkirche St. Sylvester kam zusammen mit dem Dorf an das Kloster Herrenalb, das sie sich 1447 einverleibte.

Die Erwerbung von Hausen durch das Kloster erfolgte zur Zeit der größten äußeren Blüte von Herrenalb. Was wir von der Verwaltung des Klosters in Hausen wissen, deutet auf strenge Ordnung und ausgeprägten Erwerbssinn. Zeugnisse für diese Verwaltung sind auch die noch im Hausener Pfarrarchiv vorhandenen, sog. "Lagerbücher", welche die Einteilung des Bodens und die Pachtzinse genau verzeichnen. Es ist daher auch verständlich, dass später, als das Klosteramt Merklingen, zu dem Hausen gehörte, schon württembergisch war, diese Verwaltung unangetastet bestehen blieb und als selbständiges Kameralamt erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verschwand. Es sei dazu aber erwähnt, dass neben dem nüchternen Geschäftsgeist auch echte Frömmigkeit weiterlebte. Davon zeugt der nachstehende Vers aus dem Hof des Merklinger Klosteramts: "Wir sind hier fremde Gäste - und bauen doch so feste - und wo wir sollen ewig sein - da bauen wir so wenig drein."
Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Weil der Stadt.

Weblink:
Klöster in Baden-Württemberg

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