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Herrenberg>>Wirtschaft "Zum Hasen"

Woher die Wirtschaft „Zum Hasen“ in Herrenberg ihren Namen hat

Quelle: Heimat Schönbuch und Gäu. Ausgewählte Beiträge zur Geschichte einer Landschaft und ihrer Menschen. Festgabe für Landrat i. R. Karl Hess zu seinem 75. Geburtstag am 10. August 1986 (Veröffentlichung des Heimatgeschichtsvereins für Schönbuch und Gäu e.V., Bd. 17), S. 109-110

Autor: Karl Heß

Bild: Am Rande der Herrenberger Altstadt, in der ehemaligen Vorstadt, liegt der stattliche Gasthof „Hasen“ (Hasenplatz 6). Seine Geschichte lässt sich bis weit ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen.

Ist das überhaupt eine Frage? Seit alters her heißen unsere Wirtschaften neben Pflanzen (Rose, Linde, Traube) und sonstigen Gegenständen (z. B. Kanne, Pflug, Sonne, Stern) vor allem auch nach Tiernamen: Löwen, Adler, Ochsen, Lamm, Hirsch, Rößle, Bären. Warum soll da ausgerechnet der ,,Hasen" nicht dazu passen? Und doch scheint mir dieser Wirtshausname wenigstens in Herrenberg seine besondere Geschichte zu haben.

Vom „Vorstadtwirt“ zum „Haasenwirt“
Der Name ist als Wirtschaftsbezeichnung bei uns nicht so häufig wie die anderen genannten Tiernamen. Wohl findet er sich heute z. B. in Böblingen und Gärtringen, war früher auch in Aidlingen anzutreffen. Aber soweit ich sehe, sind diese Wirtschaften und damit auch ihr Name wohl nicht allzu alt. So bleibt noch der stattliche „Hasen" in Herrenberg, der durch seine Größe und seine Lage auffällt. Aber dieser Gasthof liegt nicht innerhalb der alten Stadt, sondern an ihrem Rand, wo sich der Verkehr außerhalb der alten Stadtmauer entlang einen Weg gesucht hat. Dies weist schon darauf hin, dass er erst erbaut sein kann, als die Mauern und Tore der Stadt ihren schützenden Charakter mehr und mehr verloren. Noch 1674 hieß der Wirt einfach der „Vorstädter Wirt". Auf dieser Wirtschaft in der Vorstadt aber saß eine Familie Haas. Der Familienname ging dann allmählich auf die Wirtschaft über, aus dem Vorstadtwirt wurde der „Haasenwirt", und seine Wirtschaft bekam damit spätestens um 1700 den Beinamen Hasen, den sie auch behielt, als sie an Besitzer anderen Namens überging. Und alle anderen Wirtschaften dieses Namens in der Umgebung dürften erst im Lauf der Zeit nach ihr benannt worden sein.

Bild: Ein Hase ziert das Schild des Wirtshausauslegers. Namensgebend war ursprünglich vermutlich nicht das Tier, sondern die Familie Haas. Der Familienname ging dann auf die Wirtschaft über.

Zur Geschichte der Familie Haas
Eine Stammtafel in der Herrenberger Chronik des Vogts Hess erzählt uns Näheres über die Namen gebende Familie Haas. Ihre Angaben halten aber der Nachprüfung nur teilweise stand; wie so oft, müssen wir auch hier die Erfahrung machen, dass der Chronist in familiengeschichtlichen Fragen sehr oberflächlich war und nicht so kritisch und gewissenhaft vorging, wie man dies heute in historischen Dingen gewohnt ist. Entgegen seinen Angaben finden wir als Ahnherrn der Wirtsfamilie nicht einen Konrad Haas in Mönchberg, sondern Martin Haas in Affstätt1*, der schon um 1520 geboren sein dürfte. Von ihm geht es über einen Hans, der 1569 eine Grötzinger aus Nufringen heiratete, und einen jung Martin (1574-1627) zu zwei Brüdern Andreas und Johannes, die beide nach Herrenberg heirateten. Der letztere, der etwa von 1601 bis 1666 lebte, scheint der erste Vorstadtwirt gewesen zu sein. Noch sein Sohn von der Ratsherrentochter Agnes Klemm namens Konrad, gest. 1701, und der Enkel Martin Haas (1678-1734) saßen mit Sicherheit auf ihrem „Hasen", und noch heute erzählt uns die Wirtschaft durch ihren Namen von ihren einstigen Gründern und Besitzern.

Die „Taube“ in Oberjesingen
Vielleicht haben wir es bei dem Wirtschaftsnamen „Taube" in Oberjesingen mit einer ähnlichen Namensschöpfung zu tun; doch lässt sich dies nicht mit gleicher Sicherheit nachweisen. Auf dieser Wirtschaft saß zu Anfang des 19. Jahrhunderts Gottlob Friedrich Daub, gebürtig aus Malmsheim; er hatte eine Marquart aus Oberjesingen geheiratet, wurde auch Gemeinderat und durch eine Tochter, die den Bauern Johannes Butz aus Deufringen (1801-1879) zum Manne nahm, Urgroßvater der Dichterin Auguste Supper. Wie aus der Familie Haas die Hasenwirte wurden, dürfte dieser Daub durch seinen Namen zum „Taubenwirt" geworden sein. Auch in seiner Heimat Malmsheim gibt es eine Wirtschaft zur „Taube“, die ohne weiteres auch mit dieser Familie zusammenhängen könnte; die „Taube“ in Deufringen wäre dann eben nach einem dieser Vorbilder benannt.

1

Südlich von Affstätt gab es eine Flurbezeichnung „Hasenhof", was vielleicht auch auf diese Familie Bezug hat (Oberamtsbeschreibung Herrenberg 1855, S. 144).


Mit freundlicher Genehmigung der Familie Heß und des Heimatgeschichtsvereins für Schönbuch und Gäu e.V.

Der Artikel erschien erstmals in der heimatgeschichtlichen Beilage des Böblinger Boten „Aus Schönbuch und Gäu“, Nr. 39/1952.

In der Broschüre „Vom Steuerumgang zum Stadtrundgang – Das historische Herrenberg in neuer Sicht“, (Herrenberg 1999), konnte Stadtarchivar Dr. Roman Janssen die Geschichte des Herrenberger „Hasen“ noch weiter zurückverfolgen und um neue Fakten ergänzen. Wenn Sie weiter lesen wollen, klicken Sie bitte hier.

Stadt Herrenberg
Hotel Gasthof Hasen

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