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Baugeschichte der Ev. Kirche zu Mönchberg Quelle: Aus Schönbuch und Gäu. Beilage des Böblinger Boten, 6/1969Autor: Adolf Schahl | ||||||||||
Bild: Ober-Mönchberg und die Michaelskirche von Osten aus gesehen - Michaelskirche Im Lagerbuch der Hirsauer Pflege Gültstein von 1698 wird Mönchberg wie folgt beschrieben: „Die Burg so auf dem Berg mit einer dicken Mauren umgeben ist, begreift ein Clösterlein, worunter ein großer gewölbter Keller, desgleichen ein Kirchlein...., nicht weniger eine wohl gebautte Kelter mit freien Bäumen, sodann eine Behausung, Zehend-Scheuer und Hofraithin“. Das „Clösterlein“ wird an anderen Stellen auch das Große Haus oder das Mönchshaus genannt. 1709 ist die Rede davon, dass das Große Haus und das Kirchlein aneinander stoßen. Dieses Mönchshaus war ein Winkelhakenbau, der aus dem „Langen Bau“ und einer „Widerkehrung“, d. h. einem Flügel, bestand. Er hatte einen großen Saal von 40 Schuh Länge, 30 Breite und 12 Höhe.1* Die genannte „Behausung“ wird einmal auch als das alte Forsthaus bezeichnet. Von der „Ringmauer“ um den Burg- oder Schlosshof hören wir öfters.Der Neubau der Ev. Michaelskirche im Jahre 1748 Der Neubau der Kirche von 1748 wurde durch die am 13. Juli 1739 geäußerte Bitte der Gemeinde um eine Erneuerung des alten „Kirchleins in dem Mönchhof“ eingeleitet; auch das Mönchshaus wollte man erneuern. 1744 begann man die Erneuerung des Kirchleins näher ins Auge zu fassen, wobei Zimmermann Hans Georg Klein von Gültstein schon den Vorschlag machte, den Langen Bau des Mönchshauses für eine neue Kirche zu verwenden. Am 12. März 1745 machte der bekannte Architekturoffizier Karl Eugens J. Chr. D. von Leger einen Grundriss und einen Überschlag für eine neue Kirche, die außen rechteckig sein sollte, innen jedoch dreiseitig schloss (Restraum wohl Sakristei). Es wurde erwogen, dafür das Mönchshaus, so weit als möglich, zu gebrauchen. Die Ausführung scheiterte daran, dass sich die Mönchberger mit der alten Kirche begnügen wollten, wie sich bei einer Befragung ergab, die Johann Adam Groß d. Ä. am 30. Juni vornahm. Bild: Mit der Anordnung von Kanzel, Altar und Taufstein in einer Linie entspricht die Mönchberger Michaelskirche auch heute noch dem damaligen Idealtypus eines protestantischen Predigtraums - Blick ins Kirchenschiff Schließlich kam es 1748 doch zu einem völligen Neubau und zwar nach Rissen und einem Bauüberschlag des besagten Groß, der sich dabei an die von Leger’schen Pläne anlehnte (...). Dieser Neubau ist ein rechteckiger Saal mit angebauter Sakristei. Zu einem Fundament und auch für das aufgehende Mauerwerk benützte man teilweise das Mönchshaus. ... Das Kirchendach erhielt zwei Walme, die Täferdecke2* wurde am Dachstuhl vermittels eines Hängewerks befestigt. Entlang der West- und Nordseite wurde eine Empore angelegt. Die Kanzel kam an die Ostwand, unter ihr erstellte man den Altar (Mauerblock mit hölzerner Deckplatte), davor den Taufstein. Der Grundstein wurde am 3. August 1748 gelegt, die Einweihung fand am 22. Oktober statt, doch wurde der Neubau erst Anfang November ganz ausgemacht. Eine Holztafel mit geschweifter Rahmung und gemalter Inschrift erinnert an die Grundsteinlegung und verschiedene Stiftungen; Schultheiß J. G. Maier gab 20 Gulden, die Einwohner trugen insgesamt 74 Gulden3* bei. Vom alten Kirchlein blieben damals der Chorturm, mit seitlichen Rundbogenfenstern und die später veränderte Apsis stehen, auch Ansätze der Schiffsmauer; ferner ist heute noch der vermauerte Chorbogen mit seinen Kämpfersimsen erkennbar.Auf Schatzsuche Bei Abbruch des 31 Schuh langen und 18 Schuh breiten Schiffs kam es zu einem interessanten Intermezzo, das für die beteiligten Handwerker recht misslich war. Man beobachtete nämlich, dass die Altarplatte vorzeitig verrückt worden war und stellte unter dieser eine leeres, wie es heißt „gerahmtes“, Loch fest. Der Verdacht lag nahe, dass hier Kleinodien entwendet worden waren, welche die einstigen Mönche vor ihrem Auszug versteckt hatten. In Wahrheit freilich handelte es sich dabei um eines der für Altäre vorgeschriebenen Reliquiengräber. Sogleich meldete sich ein Schatzsucher namens Peter Bahlinger aus Nebringen, der auf eigene Kosten nach dem angeblich unter der Kirche befindlichen Gewölbe graben wollte, „worin die abgekommenen Meßpfaffen bey ihrer Flucht ihr Bestes verwahrt und gelassen haben sollen“. In diesem Zusammenhang wurde behauptet, es bestehe zwischen dem Mönchshaus und der Kirche ein unterirdischer Gang, in dem man bis in jenes Gewölbe könne, doch sei der Eingang unter der Kirche vermauert worden. Tatsächlich liegt noch heute unter dem Neubau von 1748 ein gewölbter Keller, der auf das Mönchshaus zurückgeht und gegen die alte Kirche eine vermauerte Öffnung zu haben scheint. Die Sage von einem unterirdischen Gang bis Herrenberg kann hier nicht näher behandelt werden. Bild: Von der alten Kirche blieb nur noch der Chorturm, mit seitlichen Rundbogenfenstern und einer kleinen Apsis stehen. Auf der Südseite kann man heute noch die Ansätze des Schiffs und den vermauerten Chorbogen mit seinen Kämpfersimsen erkennen. Reparatur statt Abriss: Die Mönchberger kämpfen um ihre Kirche (1561-64)Es verdient bemerkt zu werden, dass man sich 1561 sogar mit dem Abbruch des alten Kirchleins getragen hatte. Nach einem Befehl des Herzogs Christoph nämlich sollten alle Kirchen, in denen nicht gepredigt und in denen keine Sakramente gespendet wurden, abgebrochen werden. Darum kam es zu einem vom Herrenberger Vogt am 30. Juni 1561 bestätigten Schreiben von Gemeinde, Geschworenen und Schultheiß, in dem versichert wird, es werde im Kirchlein gepredigt, auch würden hier die „Ehen gemacht und bestätigt“. Auch brauche man die Glocken, „wenn man einem Kranken deß Herrn Nachtmahl gereicht oder eines gestorben, hat man ein Zeichen geleutet, damit menigklich sollichs wissen möge, und die Verstorbenen christlicher Ordnung nach zur Erden bestätigen helffen, item wenn Brunst, Kriegslöff oder anderes sich zugetragen, das eine schnelle Zusamen-Beruffung erfordert, das man alßdann mit gedachter Glockhen die Sturm angeschlagen“. 1564 ging es nur um den Turm. Es wurde verordnet, dass „der thurm so im schlößlin steet“ um die Hälfte verkürzt wird, und es wurde vorgeschlagen, ein Türmlein „uff das Langwerk“, d. h. das Schiff, zu setzen. Dagegen protestierten die Mönchberger erfolgreich. ... Sie führen ins Feld, der Turm sei Glockenträger und als solcher zur Alarmierung der Dorfgenossen vonnöten. Wir wissen, dass der Turm blieb, ja die Mönchberger erreichten sogar 1567/68 eine Reparatur ihres Kirchleins wegen der „Allten, Krankhen auch Jungen so die predigt zu Giltstain füeglich nit besuchen künden“. ... Zum Weinbau in Mönchberg Die im Lagerbuch von 1698 erwähnte Kelter verschwand bald nach dem Neubau von 1748; die anfallenden Materialien und den Gelderlös verwendete man für die 1749 neu erbaute Zehntscheuer samt Fruchtkasten in Gültstein. Die Vorgeschichte ihres Abbruchs gibt einen seltenen Einblick in die Geschichte des Weinbaus von Mönchberg. Zimmermann Jerg Gack besah sie am 2. März 1743 und stellte fest, dass die gesamte Einrichtung samt den drei Bäumen - obwohl die Kelter seit dreißig Jahren leer stand - noch intakt war. Unter Berufung auf sein Gutachten äußerte sich am gleichen Tag der Hirsauer Pfleger und Verwalter von Gültstein dahin, es gebe in Mönchberg zwei Keltern mit je drei Bäumen, die obere stehe „oben dem Berg nahe bey dem Burghof“, würde aber „wegen der anno 1715 ausgehauenen und in Baumgüether gerichteten Weinbergen seit dieser Zeit nimmer gebraucht“. Nur noch 11 Morgen4* gebaute Weinberge seien vorhanden, ein weiterer Anbau sei nicht zu besorgen. Von der anderen Kelter würde nur ein Baum gebraucht. Die drei Bäume der oberen Kelter scheint man noch einige Zeit aufgehoben zu haben, denn für die Erbauung der Gültsteiner Pfarrscheuer im Jahre 1774 werden, wie es heißt, die drei Mönchberger Kelterbäume verwendet. „biß annhero dann undt wann die kleine Kinder begraben“ Daß man im Mönchberger „Burghof“ einst auch Tote begrub, ist wenig bekannt. Es heißt zwar schon 1564, die Mönchberger wären „todt unnd lebendig pferrig gen Gültstein“. Dennoch berichtete der Hirsauer Pfleger von Gültstein am 12. September 1709 an den Herzog, es sei um die Kirche und das Große Haus ein „pläzlein, worein biß annhero dann undt wann die kleine Kinder begraben“ würden (Erwachsene sowie Kinder über 3 - 4 Jahre werden in Gültstein beerdigt). Die Antwort des Herzogs Eberhard Ludwig vom 27. Juni 1710 ist klar: man solle „die Begrabung ihrerTodten aber in solcher Burg nicht mehr gestatten“, vielmehr hätten sich die Mönchberger in allen Fällen des Gottesackers zu Gültstein zu bedienen.5*
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Der Text wurde gekürzt
Mit freundlicher Genehmigung des Heimatgeschichtsvereins für Schönbuch und Gäu e. V. Literaturhinweis: Kirchen im Landkreis Böblingen Hrsg. Evang. Kreisbildungswerk und Kath. Bildungswerk Kreis Böblingen. Red. Fritz Heimberger, Verlag Schnell & Steiner, München/Zürich, 1990, S. 49-50. Diese Seite drucken |
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