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Kleindenkmale im Schönbuch

Autor: Peter Göbell
Webseite www.denksteine-schoenbuch.de

Bild: Die Webseite www.denksteine-schoenbuch.de von Peter Göbell erfasst nach und nach alle Kleindenkmale im Bereich des Naturparks Schönbuch.

Auf seiner Webseite www.denksteine-schoenbuch.de hat Peter Göbell auf dem Gebiet des 156 km2 großen Naturparks Schönbuch bisher 270 sog. „Kleindenkmale“ (Stand 2012) erfasst. Ziel dieses Projektes ist es, die privat gesammelten Daten über die dort existierenden Objekte den Besuchern und Freunden des Schönbuchs zur Verfügung zu stellen und allmählich eine vollständige Dokumentation aller Kleindenkmale im Schönbuch zu erlangen. Für zeitreise-bb hat er einen Überblick zusammengestellt.

Unter Denkmale verstehen wir die vielen Objekte, die von Menschenhand geschaffen die Zeiten überdauert haben und durch unsere Erinnerungskultur eine besondere Wertschätzung erfahren. So sind Kulturdenkmale Objekte verschiedenster Art, die von der geschichtlichen und kulturellen Entwicklung der Menschheit zeugen. Denkmale im täglichen Sprachgebrauch, sind meist geschaffen als künstlerisches Objekt, um an eine bestimmte Person oder an ein Ereignis zu erinnern.

Was sind Kleindenkmale?
Kleindenkmale haben als wesentliches Unterscheidungsmerkmal das Attribut klein.
Aber ebenso wichtig sind die weiteren Merkmale, wie
  • sie sind ortsfest und freistehend
  • von Menschenhand geschaffen, aus beständigem Material wie Holz, Metall oder Stein, dadurch häufig mit einer gewissen künstlerischen Bearbeitung versehen
  • sie sind geschaffen, um entweder an eine Person oder ein Ereignis zu erinnern
  • oder um einem speziellen Zweck zu dienen
Oftmals werden aber auch andere Objekte, die sich nicht streng an diesen Kriterien messen lassen, wie Hochwassermarken, Torbögen, Trockenmauern, Feldschützhäuschen oder Kapellen dazu gezählt. Hier ist immer auch persönliche Ermessenssache mit im Spiel.

Im weiteren kann man die Kleindenkmale auch nach Ihrem Umfeld einteilen, in dem sie zum Einsatz kamen, wie z.B.:
  • Jagd und Forstwirtschaft
  • Verkehrswege und Straßen
  • Recht, Verwaltung und Grenzen
  • Gewässer
  • Landwirtschaft und Weinbau
  • Glauben und Religion
  • geschichtliche Ereignisse und Personen
Kleindenkmale im Schönbuch
Auf meiner Website www.denksteine-schoenbuch.de habe ich bisher 270 Objekte im 156 km2 großen Naturpark Schönbuch erfasst. Hier findet sich auch genaues Kartenmaterial, mit dessen Hilfe, alle Denkmale genau lokalisiert werden können. Etwa 60 km2 der Fläche liegen auf dem Gebiet des Landkreises Böblingen, darunter der Herrenberger Stadtwald, Nufringen, Gärtringen, Hildrizhausen, Altdorf, Holzgerlingen, Weil i. Schönbuch und Waldenbuch.

Kleindenkmale der Jagd- und Forstwirtschaft
Bei einem so großen Waldgebiet verwundert es nicht, dass sich in den vorhandenen Kleindenkmalen vordringlich die Jagd und Forstwirtschaft widerspiegeln. Hierzu gehören u.a. Hirschsteine, Unglückssteine, Förstersteine und Distriktsteine.

Hirschsteine sind Denksteine, die zur Erinnerung gesetzt worden sind, nachdem ein kapitaler Hirsch, vom Besitzer des Jagdregals einer befreundeten Persönlichkeit zum Abschuss freigegeben und von dieser erfolgreich gestreckt wurde. Sie kamen erst im 19. Jahrhundert auf. Im Gebiet des Schönbuchs finden sich insgesamt sechs solcher Steine.

Hirschstein

Bild rechts: Schönes Beispiel für einen Hirschstein: „Erbach-Stein“ an der Schnapsallee. (Foto: Peter Göbell)

Ein schönes Beispiel ist der sog. „Erbach-Stein“ an der Schnapsallee. Erbach war ein Jugendfreund von König Friedrich (1806 - 1816). Er erlegte in der Hirschbrunft in der Früh um 6:30 Uhr auf dem Holzapfelplan einen kapitalen, jagdbaren Hirsch von 16 Enden. Revierförster Bechtner von Weil im Schönbuch führte auf der Pirsch. Zum Dank erhielt Förster Bechtner von dem Grafen eine neue Kugelbüchse mit der Inschrift auf dem silbernen Daumenschild "Mein Dank Dir, die Freude mir". Der Jägerbursche bekam 2 Louisdor als Anerkennung.1*

Schwarz-Stein

Bild links: Der „Schwarz-Stein“ erinnert an einen tödlichen Unfall im Herrenberger Stadtwald. (Foto: Peter Göbell)

Doch diente seit Alters her der Wald nicht nur dem Jagdvergnügen der Herrscher, er war stets auch für die umliegende Bevölkerung eine wichtige Rohstoffquelle. Da blieb es nicht aus, dass es besonders bei Baumfällarbeiten oft zu schweren Unfällen kam, die nicht selten einen tödlichen Ausgang nahmen. So finden wir als Beispiel für einen sog. Unglücksstein den „Schwarz-Stein“ im Herrenberger Stadtwald.
Seine Die Inschrift lautet:

"Denkstein / für Joh. Gg. Schwarz / v.
Mönchberg / der hier am 18. Dez 1906 / 23
Jahre alt / beim Holzfällen von / einer
Buche erschlagen / wurde. / Matth. 25,21."
"Ruck Hildzh." "1908"

Man kann heute noch im Archiv des Herrenberger Gäuboten den Zeitungsartikel über das Unglück und die Todesanzeige nachlesen.

Tscherningstein

Bild rechts: Denkmal für einen verdienten Forstmann: Der Tscherningstein. (Foto: Peter Göbell)

Eine Anzahl von Förstersteinen erinnert an verdiente Forstmänner, wie z.B. der Tscherningstein bei der Kälberstelle (da, wo sich die B464 und die Straße Dettenhausen – Tübingen kreuzen). Friedrich August v. Tscherning wurde am 12.Juli 1819 in Tübingen geboren und verstarb am 22.Juni 1900 in Bebenhausen, wo er auch begraben ist. Er war Forstmann, Naturwissenschaftler und Historiker, Oberforstrat und von 1854 – 1892 Forstmeister in Bebenhausen. Er hat sich große Verdienste um die Forstwirtschaft einerseits, aber auch um die Aufdeckung der kulturgeschichtlichen Vergangenheit des Schönbuchs erworben. Der Stein wurde 1906 von Maximilian v. Biberstein, königlicher Forstmeister von Weil im Schönbuch, errichtet.2*

Distriktstein

Bild links: Distriktstein auf dem Betzenberg bei Waldenbuch. (Foto: Peter Göbell)

Mit sog. Distriktsteinen wurden die einzelnen Abteilungen in einem Forst markiert. Meist sind diese recht einfach gehalten und wenig spektakulär. Doch gibt es einige interessante Ausnahmen auf dem Betzenberg bei Waldenbuch, die 1952 unter der Leitung von Forstmeister Knödler (1890 - 1962), Forstamt Waldenbuch-Plattenhardt, erstellt wurden. Die Steine zeigen eingehauene Tafeln mit den Abteilungsnamen jeweils genau in die entsprechende Richtung des zu markierenden Reviers.3*

Stundenstein

Bild rechts: Der Entringer Stein auf dem Bromberg gibt genau Auskunft darüber, wie lange der Wanderer noch unterwegs ist. (Foto: Peter Göbell)

Kleindenkmale zum Thema Verkehrswege und Straßen
Ein typisches Beispiel für diese Kategorie sind die sog. „Stundensteine“. Stundensteine sind Wegweiser/Entfernungssteine, wobei die Entfernung früher in Stunden angegeben wurde. Ein Stundenstein gibt die Richtung und die benötigte Zeit zum nächsten Ort an.

Ein schönes Beispiel ist der sog. „Entringer-Stein“ auf dem Bromberg. Der Stein gibt genau Auskunft darüber, wie lange der Fußgänger in der angezeigten Richtung noch unterwegs ist. So erfahren wir, dass man von hier in 1 1/2 Stunden über die Diebsteigbrücke nach Entringen gelangt, in 3/4 Stunden zum Schaichhof, in 1 3/4 Stunden dem Brombergtrauf entlang, am Kappelles Brunnen vorbei, zur Teufelsbrücke hinunter, durchs große Goldersbachtal nach Bebenhausen und schließlich in 1 Stunde Altdorf erreicht. Eine Reisestunde maß zu der Zeit 1600 Ruten mit je 10 Fuß, bei 1 Fuß = 28,65 cm (ab 1870). Umgerechnet entspricht so einer Stunde eine zurückgelegte Strecke von 4,584 km.4*

Recht, Verwaltung und Grenzen
Zu der Abteilung Recht, Verwaltung und Grenzen gehören die vielen Markungssteine, die nicht nur Eigentumsgrenzen beschreiben, sondern auch die Gebiete, in denen z.B. die Abgabe „der Zehnte“ begann, die Zugehörigkeit zu einer Gerichtsbarkeit oder Fischrechte abgrenzte.

Aufbau eines Markungssteines

Bild links: Typischer Aufbau eines Markungssteines. (Bild: Peter Göbell)

Die Markungssteine sind sehr häufig nach dem gleichen Muster aufgebaut. Der Stein ist mit dem Fuß in der Erde, den oberen Abschluß auf dem oft konischen, viereckigen Körper nennt man den Kopf, auf dem meist die Weisung eingehauen ist, eine Linie, die den Grenzverlauf kennzeichnet. Mit einer geraden Linie versehen bezeichnet man den Markstein als Läufer. Doch so kann die Weisung auch ein Eckpunkt oder ein Knotenpunkt sein, wenn der Grenzverlauf einen Knick macht oder sich mehrere Grenzen in diesem Punkt treffen. Auf der einen Seite, dem einen Besitzer zugewandt, befindet sich häufig ein Wappen, eine Abkürzung oder ein Symbol, auf der anderen Seite die Insignie des angrenzenden Gebietes. Kleine Dörfer oder Gemeinden zeigen oft ein Pflugmesser oder ein Pflugeisen, wenn sie noch kein eigenständiges Wappen führen durften. An den Seiten des Steines finden wir eine Nummerierung der beteiligten Gebiete, oft mit der Jahreszahl der Besteinung versehen. Der Zeuge (ein kleiner Gegenstand, später auch Tontäfelchen) wurde von dem sog. „Untergänger“, einer Vertrauensperson des Dorfes, unter den Fuß gelegt und war nur diesem bekannt, um bei späteren Grenzstreitigkeiten die Richtigkeit der Lage des Grenzsteines zu bezeugen.

Markungsstein

Bild rechts: Der Markungsstein am Streitweg bei der L1184 markiert die Grenze zwischen Herrenberg und Hildrizhausen. (Fotos: Peter Göbell) – Für eine vergrößerte Ansicht von Vorder- und Rückseite, klicken Sie bitte in das Bild.

Von diesen Markungssteinen finden wir auch im Schönbuch immer noch sehr viele, wie z.B. diesen Markungsstein am Streitweg, der die Grenze zwischen Herrenberg und Hildrizhausen markiert.

Kleindenkmale an Gewässern
Zu der Abteilung Wasser gehören im Schönbuch die vielen Brunnen, die man auch zu den Kleindenkmalen rechnet. Gerade durch die vielen Taleinschnitte werden die wasserführenden Schichten des Keupers, der den größten Teil des Schönbuchs ausmacht, angeschnitten und so findet man viele Laufbrunnen, also solche die wegen der Hanglage von der darüber liegenden und gefassten Quelle stetig gespeist werden.

Schwabentreue-Brunnen

Bild links: Schwabentreue-Brunnen von 1940, Standort: Böblinger Sträßle. Während des Krieges wurde der Brunnen von der „Stuttgarter Brunnentante“ gestiftet. (Foto: Peter Göbell)

Die Brunnen dienten früher sowohl den vielen Menschen, die im Schönbuch ihrer Arbeit nachgingen, als auch dem Vieh, welches im Wald gehütet wurde. Brunnen am Schönbuchrand wurden auch zur örtlichen Wasserversorgung der angrenzenden Gemeinden genutzt, wie das Königsbrünnele oberhalb von Herrenberg, oder der Hengstbrunnen bei Altdorf. Heute dienen die Brunnen mehr der Erfrischung des ermüdeten Wanderers, was aber auch wieder problematisch ist, da an den meisten Brunnen das Schild „Kein Trinkwasser“ angebracht ist. Als Brunnentröge dienen Steintröge, die entweder aus einem Stück geschaffen oder aufgemauert sind oder aber ausgehöhlte Baumstämme. Insgesamt gibt es im Schönbuch ca. 60 Brunnen, wie zum Beispiel der bekannte Schwabentreue-Brunnen bei der Josefsruhe am Böblinger Sträßle.

Das „Geschlossene Brückle“

Bild rechts: Das „Geschlossene Brückle“ führt über den Ochsenbach. (Foto: Peter Göbell)

Ebenso kann man auch die kleinen alten Brücken mit zu den Kleindenkmalen zählen, die zum sicheren Überqueren der vielen Bachläufe dienen. Diese gemauerten Brücken zeichnen sich oft durch ihre schönen Rundbögen aus, wie z.B. das „Geschlossene Brückle“, das über dem Ochsenbach führt.

Weitere Kategorien von Kleindenkmalen
Neben den oben genannten Kategorien, gibt es noch eine ganze Reihe von Kleindenkmalen zur Landwirtschaft und zum Weinbau. Dazu zählt man z.B. Feldschützhäuschen oder auch Weinbergmauern und Wengertsteigen. Auch finden sich einige Gedenksteine, die im Zusammenhang mit geschichtlichen Ereignissen stehen oder an Personen erinnern. Dazu gehört das bekannte Soldatengrab im Goldersbachtal.

Seltenheitswert besitzen im Schönbuch dagegen Kleindenkmale mit religiöserem Hintergrund. Im seit der Reformation streng protestantisch geprägten Altwürttemberg waren Heiligenfiguren und Madonnenbilder tabu. Bis auf zwei Feldkreuze bei Schloss Roseck (Unterjesingen/Landkreis Tübingen) gibt es im Schönbuch keine Beispiele, die in diese Gruppe passen.

1

Hahn, Der Waldwanderer im Schönbuch, 1972, S.58

2

Schriftenreihe der Landesforstverwaltung BW, Bd.56, 1982, S.292

3

Albert Renz, Weil i. Schönbuch

4

Dieter Kapff / Reinhard Wolff, Steinkreuze, Grenzsteine, Wegweiser. Kleindenkmale in Baden-Württemberg, Stuttgart 2000, S.83



Mit freundlicher Genehmigung des Autors

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