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Leonberg>>Oberamtsbeschreibung 1852
„Als vorherrschende moralische Eigenschaften der Bewohner können Fleiß, Sparsamkeit, ernsthafter und religiöser Sinn bezeichnet werden“

Die Beschreibung des Leonberger Oberamts von 1852

Autorin: Susanne Schmidt
Die Stadt Leonberg. Lithografie

Bild: Die Stadt Leonberg. Lithografie von F. F. Wagner. (Frontispiz der Beschreibung des Oberamts Leonberg, Stuttgart 1852) – Klicken Sie in das Bild, um es zu vergrößern

Bereits das Herzogtum Württemberg war verwaltungstechnisch in sog. „Ämter“ eingeteilt. Leonberg, eine der frühesten Stadtgründungen des damals noch den Grafentitel führenden Adelsgeschlechts, war seit 1351/52 Amtsstadt. Als solche war sie Sitz eines Vogts, der als herzoglicher Beamter auf dieser Ebene die Verwaltungsgeschäfte leitete und lange Zeit im sog. „Steinhaus“, dem heutigen „Schwarzen Adler“ residierte. 1758 wurden die Ämter in Oberämter umbenannt und auch die Vögte führten von nun an den Titel eines Oberamtsmannes.

1806 wurde Württemberg in Folge der weitreichenden Umwälzungen der napoleonischen Ära zum Königreich erhoben. Umgehend verfügte Friedrich I den Aufbau einer neuen einheitlichen Verwaltungsstruktur. Noch im selben Jahr wurde das erheblich vergrößerte Staatsgebiet in 77 Oberämter, darunter auch ein Oberamt Leonberg, eingeteilt. 1810 und 1818 wurde ihre Zahl nochmals auf 64, bzw. 63 reduziert. Als Verwaltungseinheit überlebten die Oberämter das Königreich und hatten Bestand bis 1934. Erst im Dritten Reich wurden sie mit der Kreisordnung von 1934 in Kreise umbenannt, deren Anzahl 1938 deutlich verringert wurde. Aufgelöst wurde der Landkreis Leonberg jedoch erst im Zuge der Kreisreform von 1973.

Die württembergischen Oberamtsbeschreibungen
Im Jahre 1820 wurde auf Dekret des württembergischen Königs Wilhelm I (1781-1864) das “königliche statistisch-topographische Bureau“ in Stuttgart gegründet. Zwischen 1824 und 1886 wurden dort genaue Beschreibungen aller 64 Verwaltungsbezirke und ihrer Gemeinden erarbeitet. Ziel war es, eine detaillierte und vollständige Landes-Volks- und Ortskunde zu erstellen, „so daß jede Regierungs-Behörde und jeder Württemberger fortlaufend eine richtige und umfassende Kenntniß von dem Zustande und den Verhältnissen des Vaterlandes sich zu schaffen Gelegenheit habe."1*

Altes Oberamteigebäude in Leonberg

Bild: Altes Oberamteigebäude in Leonberg (Oberamteistrasse 7). Das stattliche Fachwerkhaus besitzt noch einen mittelalterlichen Kern. Im Königreich Württemberg residierte hier der Oberamtmann. (Foto: STA Leonberg)

Stadt und Amt Leonberg
Als 30. Band erschien im Jahre 1852 die Beschreibung des Oberamts Leonberg. Verantwortlicher Redakteur und Hauptautor war zu dieser Zeit der Altertumsforscher und Topograph Eduard Paulus (1803 - 1878), der auch die Bände zu den Oberämtern Böblingen (1850) und Herrenberg (1855) verfasste. Die Beschreibung des Leonberger Oberamts entspricht dem üblichen, standardisierten Schema. Im ersten Teil erfolgt eine allgemeine Beschreibung der geografischen Lage und Beschaffenheit, der historischen Besonderheiten, der körperlichen und charakterlichen Eigenschaften der Einwohner sowie ihrer sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse. Der zweite Teil enthält eine genaue Beschreibungen der damals 2445 Einwohner zählenden Oberamtsstadt Leonberg und der 27 Gemeinden bzw. „Schultheißereien“. Im dritten Teil befinden sich Anlagen mit Tabellen und statistischem Material. Illustriert ist der Band mit einer Lithografie der Stadt Leonberg und vier Holzschnitten. Auch eine Karte des Oberamtsgebiets wurde beigefügt.

Karte des Leonberger Oberamts

Bild: Karte des Leonberger Oberamts aus der Beschreibung des Oberamts Leonberg von 1852 - Klicken Sie in das Bild, um es zu vergrößern

Bis heute sind die Oberamtsbeschreibungen eine unverzichtbare, auch immer wieder vergnüglich zu lesende Quelle zur württembergischen Landeskunde. Reprints erschienen in den Jahren 1961 bis 1980 im Horst Bissinger Verlag in Magstadt und mittlerweile im Verlag Adalbert Gregor Schmidt in Schlaitdorf. Nach und nach werden die Oberamtsbeschreibungen auch auf dem Internet-Portal Wikisource, einer Sammlung von urheberrechtsfreien oder unter einer freien Lizenz stehenden Quellentexten, veröffentlicht. Die Beschreibung von Stadt und Amt Leonberg können hier bereits abgerufen werden.

1

Aus: Königl. Württ. Staats- und Regierungs-Blatt 1821 S. 155

Internet-Links:
Wikisource: Beschreibung des Oberamts Leonberg von 1852 – Quellen und Volltexte
Wikipedia: Oberamt Leonberg
Wikipedia: Oberamt
Wikipedia: Verwaltungsgliederung Württembergs
Reprints der Oberamtsbeschreibungen: Verlag Adalbert Gregor Schmidt in Schlaitdorf

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