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Waldenserort Perouse - Geschichtlicher Abriss

 

Autor: Martin Killinger

Quelle: Arbeitskreis GESCHICHTE VOR ORT

Unser Waldenserort Perouse ist ein Kleinod im Kreis Böblingen mit historischen Wurzeln. Trotz schwerer Anfänge nach Vertreibung und Flucht hat sich Perouse wie viele anderen Waldenserorte insbesondere in den letzten Jahrzehnten seiner über 300-jährigen Geschichte prächtig entwickelt.

Bild: Alte Ansicht des Straßendorfes Perouse mit seiner Waldenserkirche. (Foto: Arbeitskreis GESCHICHTE VOR ORT) - klicken Sie in das Bild, um es zu vergrößern

Neue Heimat für die Waldenser
Am 13. Juni 1699 kamen 71 Waldenserfamilien (242 Personen) in Heimsheim an und bauten am östlichen Rand der Markung Baracken. Zur Erinnerung an ihren Heimatort Perosa im unteren Tal des Chisone nannten sie ihren neuen Ort Perouse. Von ihren Waldensernamen sind bis heute erhalten geblieben: Baret, Mouris, Simondet und Vinçon. Weitere Familien mit Waldensernamen, Baral, Charrier, Gayde, Jaimet, Roux und Servay, sind zugezogen. Nach schwierigen Anfängen war man 1738 in der Lage, in der Hauptstraße das schlichte Gotteshaus zu errichten. Neben dem Kircheneingang erinnert das Waldenserwappen mit dem Wahlspruch „Lux lucet in tenebris“ (Das Licht leuchtet in der Finsternis) an vergangene schwere Zeiten. Im Jahr 1839 kauften die Perouser der Stadt Heimsheim für 3.924 Gulden die Markungsrechte ab. 140 Jahre nach seiner Gründung war Perouse damit eine selbständige Gemeinde. Weil die Markung mit 266,5 ha sehr klein war, blieb Perouse eine arme Gemeinde. 

Wege aus der Armut
Um 1885 begannen die Perouser mit dem Anbau des Krautes und machten damit die besten Erfahrungen und Geld. Es ist auch heute für seine gute Qualität bekannt. 1888 wurde die Spar- und Darlehenskasse Perouse, die heutige Volksbank, gegründet.  1893 konnte der unermüdlich tätige Pfarrer Wilhelm Kopp erreichen, eine Wasserleitung von Heimsheimer Quellen nach Perouse zu bauen. Diese wurde 1895 fertiggestellt und mit einem Wasserfest eingeweiht. Seit 1985 ist Perouse an die Wasserversorgung Rutesheim angeschlossen. Weitere historische Bauten sind das Ev. Pfarrhaus (1762), Zehntscheuer und das Rathaus (1867). Das Henri-Arnaud-Denkmal bei der Waldenserkirche stammt von 1899.

Bild: Dorfstraße mit Bäuerinnen im Jahre 1951. (Landesmedienzentrum BW/Stuttgart)

Entwicklung der Infrastruktur nach 1945
Die Zunahme der Einwohner erforderte die Verbesserung der Infrastruktur. 1951 wurde ein Schulhaus in der Ortsmitte eingeweiht. 1961 wurde der Friedhof erweitert und eine Friedhofhalle gebaut. 1962 folgten die Kanalisation und die Kläranlage. Nachdem 1968 ein Kindergarten an der Silcherstraße neu gebaut wurde, folgte bereits 1970 die neue Gemeindehalle.  Im Zuge der Gemeindereform erfolgte am 1.1.1972 der freiwillige Zusammenschluss mit Rutesheim. Mit der Erschließung von drei Baugebieten Bauplatzwiesen, Hanfländer und Vallon ist die Einwohnerzahl von 900 Einwohnern am 1.1.1972 auf heute 1.250 gewachsen. 

Seit dem Anschluss von Perouse an die Wasserversorgung Rutesheim 1985 durch eine Fallleitung vom Hochbehälter Stockhau in Rutesheim zum Ortsnetz Perouse und Erweiterung des Hochbehälters Stockhau einschließlich einer Druckerhöhungsanlage gehören die vorher unzureichenden Druckverhältnisse in den höher gelegenen Gebieten und immer wieder vorkommenden Unterbrechungen der Wasserversorgung in Perouse der Vergangenheit an.

Bild: Im Zuge der Ortskernsanierung wurde auch die alte Zehntscheuer neben dem Rathaus mustergültig saniert.

Die Feuerwehr konnte 1983 ihr neues Feuerwehrgerätehaus beziehen. Im angrenzenden ehemaligen Lehrerwohngebäude wurde die neue Verwaltungsstelle eingerichtet. 1994 wurde ein neues Löschfahrzeug übergeben. Seit 1973 ist im fr. Schulhaus die Ortsbücherei eingerichtet. 1990 wurden alle Wohngebiete zu Tempo-30-Zonen und seit 1992 ist Perouse mit Breitbandkabel versorgt. Die Ortsumgehung Perouse im Zuge der Landesstraße Friolzheim - Rutesheim wurde 1998 Wirklichkeit. Anschließend hat die Gemeinde die seitherige 550 m lange Ortsdurchfahrt im Zuge der Sanierung Perouse verkehrsberuhigt und auch die historischen Gebäude Altes Rat- und Schulhaus und die Zehntscheuer grundlegend saniert.  Rechtzeitig vor dem Jubiläumsjahr erschien die Ortschronik Perouse, von Pfarrer Herbert Vinçon geschrieben. Sie kann im Bürgeramt im Rathaus erworben werden. Ein von Frau Beutelspacher-Stehle gefertigter Gedenkstein "300 Jahre Perouse" wurde 1999 in der Waldenserstraße aufgestellt.

Im Jahr 2002 wurde die Sanierung im wesentlichen abgeschlossen und eine Info-Tafel mit der Waldensergeschichte und der Geschichte von Perouse beim Henri-Arnaud-Denkmal aufgestellt. Im Jahr 2003 wurde die neue Aussegnungshalle Perouse eingeweiht.
Mit freundlicher Genehmigung des Arbeitskreises GESCHICHTE VOR ORT

Auf den Internet-Seiten der Stadt Rutesheim finden Sie eine pdf-Version des Historischen Stadtführers Rutesheim und Perouse aus dem Jahre 2010.

Für eine Liste der Veröffentlichungen zur Ortsgeschichte von Rutesheim und Perouse klicken Sie bitte hier

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