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Bomben auf Steinenbronn

Die Alliierten Luftangriffe vom März 1944

Quelle: Steinenbronn - Neues von Gestern und Vorgestern. Herausgeber: Heimatverein Steinenbronn, Geiger-Verlag, Horb am Neckar 1997, S. 81 – 97

Autor: Paul E. Schwarz

Bild rechts: Die Steinenbronner Kirche nach dem Fliegerangriff vom 15./16. März 1944. Die Kirche wurde nahezu völlig zerstört. Nur die hohlen Umfassungsmauern und der Turmstumpf blieben stehen. (Aus: Die Pfarrei von Steinenbronn und ihre Kirche, 1973, S. 31) - klicken Sie in das Bild, um es zu vergrößern

... Dass die Markung von Steinenbronn im März 1944 zweimal angegriffen wurde, ist zweifellos der Nähe Stuttgarts zuzuschreiben. Während es sich bei den Bombenwürfen vom 2. März 19441* zweifelsfrei um Abweichfehler vom Zielraum Stuttgart handelte, ist bei dem schweren Hauptangriff vom 15./16. März 1944 ein taktischer Plan nicht auszuschließen, zumal zur gleichen Zeit die Nachbarorte Ober- und Unteraichen, Leinfelden, Echterdingen, Musberg, Schönaich und Waldenbuch ebenfalls gezielt bombardiert wurden. Der Verlautbarung des damaligen Polizeipräsidiums Stuttgart zufolge soll der Abschuss eines sog. „Markierers“ oder „Beleuchters“ über Vaihingen dazu beigetragen haben, dass das Zentrum des Angriffs vom Stadtinnern nach Südwesten verlagert wurde, so dass die nachfolgenden Maschinen ihre Ziele in diesem Raum suchten. ...

Bild links: Sog. „Christbaum“. Diese Leuchtbomben sollten den nachfolgenden Bombern die Abwurfstelle anzeigen. (Aus: Steinenbronn - Neues von Gestern und Vorgestern, Horb am Neckar, 1997, S. 82)

Die Bombennacht vom 15. auf 16. März 1944
Am 15. März 1944, einem Mittwoch, war der Himmel bewölkt. Bis zur Nacht hatte sich eine geschlossene Wolkendecke gebildet. Das Leben in Steinenbronn ging seinen gewohnten Gang. ... Da gellten in die Nachstille hinein, etwa um 23.15 Uhr, die Sirenen. Fast gleichzeitig mit dem Alarm hörte man aus der Ferne das Knallen der Flugabwehrkanonen vom Flakgürtel um Stuttgart.

Wenige Minuten später kam das Brummen der Flugzeuge immer näher und schwoll zu einem donnernden Getöse an, das jetzt übertönt wurde durch die hellen Einschläge der Stabbrandbomben und Phosphorkanister. Zwischendurch dröhnte das ohrenbetäubende Krachen und dumpfe Knallen der Detonationen von schweren Sprengbomben. Diese fielen glücklicherweise in der Mehrzahl nordostwärts des Ortes auf die Felder, zerstörten aber durch ihren Luftdruck viele Fensterscheiben der nahegelegenen Häuser und ließen noch die Erde in den Luftschutzkellern erbeben.

Nach den Beobachtungen der meisten Augenzeugen erfolgten die Bombenwürfe in zwei Wellen. Viele Bewohner machten sich, als die Einschläge etwas abebbten, sofort, noch mitten im Bombenhagel der etwas schwächeren zweiten Phase, an die Brandbekämpfung. Glücklicherweise wurde niemand dabei ernstlich verletzt.

Als dann die Bombeneinschläge aufhörten und die Einwohner aus ihren Kellern kamen, bot sich ihnen ein schauerliches Bild: Überall auf den Straßen und in den Gärten flackerten die Brandbomben. Aus vielen Dächern, vor allem aus den Scheunen, quoll dichter Rauch und schlugen schon helle Flammen heraus. Die Brandherde weiteten sich in Sekundenschnelle zu Flächen- und Großbränden aus.

Jeder schaute natürlich zuerst nach seinem Anwesen und, falls er dies unversehrt vorfand, nach dem nächsten Nachbarn. Aber immer wieder wurden neue Brandherde entdeckt. Wo das Feuer rasch Nahrung fand, vor allem in den noch mit Heu und Stroh gefüllten Scheunen, waren die Löscharbeiten meist vergeblich und hoffnungslos. Zuallererst musste das Vieh aus den brennenden Ställen gerettet werden. Vom Feuer scheu gewordene Kühe waren kaum mehr zu bändigen und rannten brüllend durch die Straßen. ...

Bild: Abgebranntes Haus in der Sailerstraße. (Aus: Steinenbronn - Neues von Gestern und Vorgestern, Horb am Neckar, 1997, S. 90)

Die Feuerwehr von Steinenbronn war die ganze Nacht unermüdlich im Einsatz. Später kamen noch die Feuerwehren von Böblingen, Dagersheim und Weil im Schönbuch dazu. Sogar ein Löschzug aus Backnang, der zufällig vorbeifuhr, beteiligte sich an den Löscharbeiten. Es herrschte großer Wassermangel, so dass die Bauern zum Teil mit Gülle löschen mussten. Über dem ganzen lodernden Flammenmeer stand der Brand der Kirche, aus der wie aus einer Riesenfackel die Flammen aus dem glühenden Stumpf des Turmes in den Nachthimmel schlugen. ...

Nach amtlichen Feststellungen wurden außer der Kirche 12 Wohnhäuser und 30 Scheunen zerstört. Fast die gleiche Zahl an Gebäuden wurde mehr oder weniger stark zerstört. Außerdem gingen zahlreiche Nebengebäude ... verloren. In den Ställen verbrannte meist auch das Kleinvieh, das aus den schnell um sich greifenden Flammen nicht mehr gerettet werden konnte. ...

Menschen sind bei dem Angriff gottlob nicht ums Leben gekommen. Etliche haben aber kleinere Verletzungen und Rauchvergiftungen erlitten. Viele Feuerwehrleute mussten wegen Augenschäden, ..., behandelt werden.

Zu dem Angriff auf den ganzen Raum Stuttgart waren 863 Bomber von England aus gestartet. ... Einer der bei dem Angriff abgeschossenen englischen Bomber explodierte über Steinenbronn. Das Leitwerk und die Bombenaufhängung lagen hinter der Kirche. Der weitere Absturzweg ging in nördliche Richtung über den Wald, wo in der Nähe des Bettelwegs nach Musberg die Rumpfteile des Flugzeugs und einige tote Besatzungsmitglieder gefunden wurden.

Auch ein deutsches Jagdflugzeug stürzte ab und schlug im Waldteil „Häule“, rechts der B 27, beim Fußweg zum Bahnhof auf. Der Pilot, der offenbar noch abzuspringen versucht hatte, wurde rechts der B 27 am Weg zur Schlechtenmühle tot aufgefunden.

In den abgebrannten Häusern des Ortes schwelte und glostete es noch tagelang weiter. Über der Ortsmitte lag noch wochenlang ein starker Brandgeruch. ...

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An dem Luftangriff auf Stuttgart am 2. März 1944 waren 557 Bomber beteiligt. Er galt offenbar den Betriebsanlagen der Firma Bosch, an denen schwere Schäden verursacht wurden. Um Steinenbronn fielen in dieser Nacht zahllose Brand- und Phosphorbomben. Am Tag danach mussten Schüler die Blindgänger der Phosphorbomben bergen und in Körben in den Ort zu tragen.

Der Text wurde gekürzt.

Mit freundlicher Genehmigung des Autors und des Heimatvereins Steinenbronn.

Lesen Sie hierzu auch den Augenzeugenbericht von Alfred Haisch.

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