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Opfer des NS-Terrorregimes in Steinenbronn

Quelle: Die nationalsozialistische Machtergreifung am 30. Januar 1933 und die erste Zeit der NS-Herrschaft in Steinenbronn. In: Steinenbronn - Neues von Gestern und Heute. Herausgeber: Gemeinde Steinenbronn, Geiger-Verlag, Horb am Neckar 1997, S. 79 – 80

Autor: Paul E. Schwarz
Nach Aussage von Zeitzeugen verliefen die Tage der politischen Umwälzung verhältnismäßig ruhig. ... Von der ersten großen Verhaftungswelle nach dem Reichtagsbrand und der 2. Notverordnung zum Schutz von Volk und Staat am 28. Februar 1933 blieb Steinenbronn noch verschont. Nach der Reichtagswahl am 5. März 1933 schlugen die Nazis jedoch auch in unserer Gemeinde brutal zu.

Erste Verhaftungen in Steinenbronn
Am 11. März 1933 kamen von Stuttgart her zwei mit Polizei und SA-Leuten besetzte Lastwagen in den Ort gefahren. Einer davon fuhr in Richtung Waldenbuch weiter. Der andere fuhr vor dem Gasthaus zum Adler vor, wo sie als ersten August Schmid, altes KPD-Mitglied und langjähriger Gemeinderat, verhafteten.

Nach verschiedenen Hausdurchsuchungen wurden Eugen Eberwein und Karl Schuldt aus ihren Wohnungen geholt und auf den Lastwagen gezerrt.
Wilhelm Steck, der gerade mit der Reparatur einer Wasserleitung auf der Straße beim alten Rathaus beschäftigt war, wurde aus dem Graben heraus verhaftet.

Robert Eberhardt war zuvor von zu Hause weggegangen, wurde aber bei der Abfahrt des Lastwagens in Richtung Bahnhof noch entdeckt und ebenfalls mitgenommen.

Gottlob Krauß konnte sich vor dem Verhaftungskommando verstecken und für einige Tage zu Verwandten nach Stuttgart absetzen. Eine Woche später wurde er doch noch zusammen mit Ludwig Schwarz von Polizei und SA-Leuten abgeholt. Beide waren sie Kriegsinvaliden und langjährige Mitglieder der SPD-Fraktion des Gemeinderats. ... Gottlob Krauß wurde in ein kleineres Gefangenenlager nach Weinsberg gebracht, während Ludwig Schwarz fast eine Woche lang in dem berüchtigten Gefängnis der Stuttgarter Polizeidirektion im „Hotel Silber“ gefangen gehalten und von der GESTAPO (Geheime Staatspolizei) verhört wurde.

Etliche Jahre nach der Machtübernahme wurde dann noch ein weiterer Bürger wegen staatsfeindlicher Äußerungen bzw. Widerstandes gegen das Nazi-Regime verhaftet. Ludwig Elsässer, Landwirt, wurde von der GESTAPO auf offenem Feld, wo er mit seinen Kindern gerade beim Futterholen beschäftigt war, festgenommen. Auch er wurde wochenlang im Polizeigefängnis in Stuttgart festgehalten.

Die bei der ersten Aktion Verhafteten wurden zunächst ins Polizeipräsidium Stuttgart gebracht und verhört.

Robert Eberhardt wurde von Stuttgart nach zwei Tagen Haft wieder nach Hause entlassen. Die anderen kamen in das in aller Eile eingerichtete Konzentrationslager auf dem Heuberg 1*. Der Aufenthalt von Eugen Eberwein dauerte nicht lange. Er wurde auf dringendes Gesuch seines Arbeitgebers vorzeitig nach Hause entlassen, weil er eine wichtige Schlüsselfunktion im Betrieb innehatte. Karl Schuldt und Wilhelm Steck durften erst nach mehrmonatiger Haft zu ihren Familien zurückkehren. August Schmid wurde nach 16 Wochen in das Lager Kuhberg in Ulm/Donau überstellt, wo er noch drei Monate auf seine Entlassung warten musste.

Tod im KZ Mauthausen
Ein besonders hartes Schicksal war Gustav Jäger beschieden. 1898 als Sohn einer kinderreichen Familie in Steinenbronn geboren, als Kriegsfreiwilliger des Ersten Weltkrieges verwundet, kehrte er 1926 seinem Heimatort den Rücken und nahm eine Wohnung in Stuttgart. Dort kam er schon früh mit antinazistischen Kreisen in Verbindung. Deshalb wurde er bei der ersten Verhaftungswelle im März 1933 verhaftet und für etliche Wochen auf den Heuberg gebracht. 1938 wurde er erneut verhaftet und zunächst in das KZ Dachau und von dort 1939 in das KZ Mauthausen bei Linz in Österreich verbracht. Dort starb er am 11. April 1940. Die Urne mit seiner Asche wurde nach Steinenbronn zur Bestattung an seinem Geburtsort übersandt. ...

1

Das KZ Heuberg bei Stetten unweit von Hechingen wurde im März 1933 in Betrieb genommen. Ende März waren bereits 1500 „Schutzhäftlinge“, meist SPD und KPD-Mitglieder dort inhaftiert – auch aus dem Kreis Böblingen. Im September 1933 wurde das KZ aufgelöst. Die Wehrmacht übernahm das Lager und nutzte es ab 1942 zur Ausbildung des Strafbataillons 999.

Der Text wurde gekürzt.

Mit freundlicher Genehmigung des Autors.

Paul Schwarz hat für das Steinenbronner Gemeindearchiv 1996 ein Gedenkblatt für die von der NS-Gewaltherrschaft verfolgten und verhafteten Bürger zusammengestellt.

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