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Steinenbronn>>Sühnekreuz

Altes Sühnekreuz restauriert

Laut Sage hat ein Steinenbronner vor 500 Jahren einen Mönch erschlagen

Quelle: Filderzeitung vom 23. 08. 1996

Autor: Johannes Kaps

Bild: Das alte Sühnekreuz an der ehemaligen B 27 wurde bereits mehrfach versetzt. 1882 beim Bau der Straße und zuletzt 1996 beim Bau des Radwegs in Richtung Waldenbuch.

STEINENBRONN. Das alte Steinkreuz, das im Frühsommer dem neuen Teilstück des Radwegs von Steinenbronn in Richtung Waldenbuch weichen musste, wurde jetzt unweit des alten Standorts wieder aufgestellt. Wie der Leiter der Straßenmeisterei Sindelfingen, Wolfgang Bachmann, gestern mitteilte, wurde das geschichtsträchtige Denkmal vom Moos befreit, restauriert und der Schriftzug nachgezogen.

Radlern sowie Autofahrern auf der alten B 27 - seit Jahresbeginn offiziell zurückgestuft zu der Landstraße L 1208 - können nunmehr lesen, dass das Sühnekreuz im Jahr 1882 beim Straßenbau versetzt wurde. Das war damals notwendig, weil seinerzeit Steinenbronn erstmals ans offizielle Straßennetz angeschlossen wurde und das Sandstein-Kreuz nach Auskunft des Heimatforschers Paul Schwarz vermutlich mitten auf der neuen Fahrbahn-Trasse - der späteren Bundesstraße B 27 - stand.

Vor dem Bau dieser Verbindung war die Schönbuch-Randgemeinde Steinenbronn von anderen Ortschaften aus nur über Feldwege erreichbar. Die historische Route von Tübingen über Waldenbuch nach Echterdingen führt nämlich über die Schweizer Straße - auch Alte Poststraße genannt an der Schlößlesmühle vorbei nach Stuttgart.

Paul Schwarz ist sich ziemlich sicher, dass das Sühnekreuz aus dem 15. Jahrhundert stammt. Damals verlangte die Rechtsprechung, dass sich ein Mörder verpflichten muss, für’s Seelenheil des Getöteten in der Kirche Heilige Messen lesen zu lassen und am Tatort ein Sühnekreuz zu errichten. Es musste der Überlieferung zufolge fünf Schuh hoch und drei Schuh breit sein. Wenn die Sage stimmt, dann hatte genau an dieser Stelle ein Steinenbronner Bürger einen Mönch umgebracht. Zu dieser Story meint Paul Schwarz: „In jeder Sage steckt ein Fünkchen Wahrheit“. Ob der Mörder später selber mit dem Galgen oder Gewehrschuss ins Jenseits geschickt wurde, ist nicht bekannt.

Während das 70 Zentimeter hohe Original-Sühnekreuz bereits über 500 Jahre Wind und Wetter ausgesetzt ist, sind die Sockel viel jünger.

Mit freundlicher Genehmigung der Filderzeitung.

Zu diesem Thema finden Sie in Zeitreise BB auch den Artikel: „Das Haslacher Sühnekreuz - Steinernes Zeugnis mittelalterlicher Rechtspraxis“ – um diesen Artikel aufzurufen, klicken Sie bitte hier.

Literaturhinweis:
Die Flurnamen von Steinenbronn. Gesammelt und bearbeitet von Paul E. Schwarz, hrsg. von der Gemeinde Steinenbronn, Böblingen 1978 (Veröffentlichungen des Heimatgeschichtsvereins für Schönbuch und Gäu e. V., Bd. 13), S. 60.

Gemeinde Steinenbronn

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