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Wie die Kirche ins Dorf kam Die Münklinger Jakobskirche Quelle: Münklingen – Aus der Geschichte der Gemeinde und ihrer Kirche, hrsg. von der Evangelischen Kirchengemeinde Münklingen, 1970, S. 12-19Autor: Siegfried Pfleiderer | ||||
Bild: Die Jakobskirche in Münklingen. Ins Dorf kam die Kirche erst nach der Reformation. Die Reformation brachte Münklingen wichtige kirchengeschichtliche Veränderungen. Durch Herzog Eberhard wurde es Anfang des 15. Jahrhunderts württembergisch und mit Herzog Ulrich nach 1534 evangelisch. Das Brauchtum der Jakobswallfahrten erlosch. Damit verlor die alte Jakobskirche einen wesentlichen Teil ihrer Aufgaben. Für Ablässe, Wallfahrten und dergleichen als Hilfsmittel der Sündenvergebung hatten die Reformatoren nichts übrig. (...)Nachdem Herzog Ulrich mit der Reformation in Württemberg begonnen hatte, führte sein Sohn Christoph das Werk seines Vaters weiter. Feld- und Wallfahrtskirchen, mit denen besonders viel katholisches Brauchtum verbunden war, ließ er abreißen und dafür die Kirchen im Dorf bauen. Die Jakobskirche in Münklingen konnte nach seiner Ansicht jedoch als Friedhofskapelle für die Begräbnispredigten bestehen bleiben. Als Kirche war sie Ungnade gefallen und bekam eine untergeordnete Aufgabe zugewiesen. Sie blieb aber noch einige Zeit erhalten, bis sie ein unbekanntes Ende fand. Man vermutet, dass das spätgotische Fischblasenfenster über dem Westeingang der Dorfkirche von der alten Kirche übernommen wurde, wie auch die Glocke aus dem 14. Jahrhundert. Bild: Westseite mit spätgotischem Fenster über dem Eingang. Die schieferbedeckte Spitze des 33 m hohen Turmes neigt sich leicht nach Süden – Bitte klicken Sie in das Bild, um es zu vergrößern Zur Baugeschichte der alten „Kirche im Dorf“ entdeckte der Ortpfarrer 1968 im Staatsarchiv in Ludwigsburg vier alte Schreiben aus dem 16. Jahrhundert. ... Sie erhalten interessante Nachrichten zur damaligen Verlegung der Münklinger Kirche vom Berg hinab ins Dorf. (...) Wir sehen daraus, wie der Herzog zielstrebig den Neubau in Angriff nahm. Er tat alles, um das Vorhaben schnellstens zum baldmöglichsten Termin – „künftig Herbst“ (1567) – durchzuführen. (...)Am 28. Dezember 1568 aber starb der Herzog, ein großer Verlust für ganz Württemberg! Hat man danach in Münklingen die Hoffnung auf eine Kirche im Dorf aufgegeben? Befürchtete man, die nötigen Mittel nicht zusammen zu bekommen? Oder kam in der Hinteramtsgemeinde an der Grenze zu katholisch gebliebenen Herrschaften des „Biet“ eine Gegenströmung auf, die aus Pietät am Alten festhalten wollte? Beabsichtigte man, den alten Zustand zu konservieren und Kirche und Pfarrhaus doch weiterhin außerhalb des Dorfes zu belassen? Dafür spricht, dass im Jahr 1570 oben am Jakobsbrunnen noch ein neues Pfarrhaus gebaut wurde. Das Pfarrhaus im Dorf konnte dann erst nach dem 30jährigen Krieg gebaut werden. (...) Bild: Die Inschrift über dem Hauptportal datiert die Kirche ins Jahr 1594. Darüber das damals gültige herzoglich-württembergische Wappen. Die Tür stammt aus dem Jahre 1901. - Für eine Detailansicht klicken Sie bitte hier Offensichtlich sind die Münklinger von ihrer herzoglichen Obrigkeit nicht zu ihrem Glück gezwungen worden. Sie selbst sind es, die unter Herzog Ludwig im Jahre 1580 die Initiative ergriffen und darum baten, dass das „angeregte Werk des Kirchenbaus im Flecken“ ausgeführt werde. ... Noch 14 Jahre dauerte es, bis [1594] der Kirchbau im Flecken ausgeführt war. (...) An der Außenwand über dem Hauptportal ist das damals gültige herzoglich-württembergische Wappen angebracht. ...Die Münklinger „Kirche im Dorf“ war eine betont evangelische Kirche: Auf dem bis 1901 vorhandenen Schalldeckel über der Kanzel stand „Eine feste Burg ist unserer Gott“ und das Martin Luther-Bild hing nicht minder beherrschend an der Stirnwand des Kirchenschiffs als das Kruzifix. ... Nirgendwo erscheint in den Akten für die Dorfkirche Jakobus als Kirchenheiliger und Schutzpatron. Erst die heutige von antikatholischen Emotionen freigewordene Zeit kann es sich wieder erlauben, an die früheste Vergangenheit anzuknüpfen und von einer „Jakobskirche in Münklingen“ zu sprechen. (...) | ||||
Der Text wurde gekürzt.
Mit freundlicher Genehmigung der Kirchengemeinde Münklingen
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