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Der Begriff Not beinhaltet zwei Bedeutungen: Notwendigkeit und Notlage, Elend und Mangel. In der Bezeichnung Notgeld sind beide Bereiche verschmolzen und spiegeln die wirtschaftliche, finanzielle und monetäre Situation der (jeweiligen) Kriegszeiten wider. In diesem Kontext sei an das Kipper- und Wippergeld, die systematische Münzentwertung bzw. Geldschöpfungsmethode zur Zeit des 30-jährigen Krieges erinnert. Dass von Seiten des Staats in Kriegszeiten dubioses Geld, Kriegsnotgeld ausgegeben wird, ist also ein alter Hut. Beim Notgeld unseres Betrachtungszeitraums werden einerseits die gängigen Münzen aufgrund des durch den langen Krieg anhaltenden Metallmangels ersetzt. Damit haben wir es also hier mit dem Kriegsnotgeld im Kontext des 1.Weltkriegs und der unmittelbaren Nachkriegszeit, also der Jahre 1914 – 1921, zu tun.
Durch die Einführung der Rentenmark kommt die Hyperinflation (Siehe Grafik Inflation 2) zum Abschluss. Die Rentenmark ihrerseits wird im August 1924 durch die neue Reichsmark abgelöst. Von dieser Zeit profitieren die Schieber, Schwarzhändler und Sachwertbesitzer, diejenigen, die von der Hand im Mund leben, werden nicht tangiert, wohingegen die Normalbürger, die Sparer, Rentner und Pensionäre existentielle Verluste erleiden. Die systemstabilisierende bürgerliche Mittelschicht wird quasi ausgelöscht; sie macht dafür die Weimarer Republik verantwortlich und wird so, wissentlich oder unwissentlich, zum Steigbügelhalter Hitlers. Zum Notgeld des 1.Weltkriegs
Nota bene: der Goldstandard wurde mit Beginn des 1.Weltkriegs aufgehoben. Es gab keine Goldumlaufswährung mehr, d.h. eine Banknote konnte jetzt nicht mehr in Gold umgetauscht werden.
Es erscheint offensichtlich, dass der Kaiser und die Reichsregierung in absehbarer Zukunft mit einem Krieg rechneten. Mittels Schubladenplänen bereitete sich der Staat darauf vor, wie ein solcher Krieg finanziert werden sollte. Der Zusammenhang zwischen Kriegsbeginn (1.August 1914 Kriegserklärung des Deutschen Reichs an Russland und am 3.August 1914 an Frankreich) und dem Darlehnskassengesetz vom 4. (sic!) August 1914 (siehe Darlehnskassengesetz im Anhang) und der unmittelbar darauf erfolgten Ausgabe von Darlehnskassenscheinen (Darlehnskassenschein über 50 Mark vom 5.August 1914 und von 1 Mark bzw. 2 Mark vom 12. August 1914) springt ins Auge. Die umlaufende Geldmenge wird enorm vergrößert und damit wird eine allmählich steigende Inflation eingeleitet, die in dem Maße gravierender werden wird, wie einer wachsenden Geldmenge ein aufgrund des Krieges zunehmend eingeschränktes Warenangebot gegenüberstehen wird. Wer diese Reichsschulden einmal bezahlen soll, lässt sich anhand der deutschen Kriegsziele ablesen. Was aber wird passieren, wenn das Deutsche Reich den Krieg verliert? Emittent der Darlehnskassenscheine ist 1914 die Reichsschuldenverwaltung genauso wie 1920, obwohl zwischendurch ein deutlicher Systemwechsel stattgefunden hat. Auch schuldenmäßig lebt das alte Reich weiter und lässt die neue Republik für eben diese Schulden gerade stehen mit den oben bereits erwähnten Konsequenzen.
Dieses quasi private Notgeld existiert in Form von Papiergeld, Porzellan- oder Metalljetons, auf Seide gedruckten Geldscheinen, aller Art von Lederstücken, Absätzen oder Schuhsohlen etc. Aber auch in Form von Münzen, die aus Zink, Zink-Nickel, Eisen, Messing oder Aluminium geprägt sind, hierzu gehört der Herrenberger Pfennig, aber auch die 10 Pfennig Münzen aus Calw, Kirchheim/T und Welzheim. Während des Krieges stellen sich die Veränderungen des offiziellen Kleingelds in Form von Münzen wie folgt dar: Seit 1917 werden Münzen zu ½ Mark aus schwarzem Silber geprägt, um dem Hamstern dieser Münzen vorzubeugen. Neben den hier dargestellten Veränderungen des offiziellen Münzkleingelds gibt es zwischen 1914 und 1915 eine erste Welle von Notgeld, das fast ausschließlich aus Scheinen besteht. Da das alte Münzgeld zunehmend aus dem Geldkreislauf verschwindet, kommt es zwischen 1917 und 1918 neben der immer noch vorhandenen Ausprägung von Münzgeld aus Aluminium, Zink und Eisen zu einer massiven Emission von Papierkleingeld. All dies geschieht, um in diesen sehr schwierigen Zeiten das Wirtschaftsleben auf der untersten Ebene, vor Ort, durch das Vorhandensein von Kleingeld weiterhin irgendwie möglich zu machen. | ||||||||||||||
Mit freundlicher Genehmigung des Autors - alle Bilder und Grafiken: Dr. Michael Geyer
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