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Quelle: Die Peterskirche in Gültstein. 1091 – 1991, hrsg. von der Ev. Kirchengemeinde Gültstein, Herrenberg 1991, S. 77-79 Autoren: Jürgen Kresin / Andrea Gackenheimer | ||||
In früherer Zeit umgab der Friedhof die Pfarrkirche. Das Leben der Menschen war von der Taufe bis zur letzten Ruhestätte eng mit der Kirche verbunden. Im Jahre 1830 verlegte man den Friedhof nach außerhalb, da sich der alte Platz allmählich als zu klein erwies. Heute zeugen an der Kirchhofsmauer nur noch einige Grabdenkmale von dem früheren Vorhandensein des Friedhofs. Bei diesen steinernen Monumenten handelt es sich meist um Epitaphien, die dem Toten zum Gedächtnis erstellt wurden, während das Grab selbst an anderer Stelle des Friedhofs lag. An der Kirchhofsmauer, sowohl außen als auch innen, finden sich eingemauerte Epitaphien, die erst in neuerer Zeit wieder entdeckt wurden, da sie zwischenzeitlich als Wegplatten Verwendung gefunden hatten. Auch Grabsteine, nur mit eingemeißeltem Namen und dem Todesjahr, sind noch vorhanden.
Caspar Laurentius Wittleder trat 1740 sein Amt als Hirsauischer Pfleger in Gültstein an. Er war alles andere als ein christlich-sanftmütiger Mann. Seine insgesamt drei Ehefrauen behandelte er sehr schlecht. Die zwei Kinder aus erster Ehe wurden deshalb von seinen Schwiegereltern zu sich genommen. Nach dem Tod seiner ersten Frau begab sich Wittleder 1747 wieder auf Freiersfüße. Seine Auserwählte, die 22jährige Franziska Elisabeth von Gültlingen-Berneck, raubte er kurzentschlossen, als sie sich bei Verwandten in Schwandorf aufhielt. In Gültstein angekommen, zwang er Pfarrer Pichler zur sofortigen Trauung. Zwar wurden er und der Pfarrer später bestraft, aber die Ehe blieb gültig. In den folgenden dreieinhalb Ehejahren schenkte Franziska nach einer Fehlgeburt zwei Kindern das Leben. Als sie das vierte erwartete, starb sie. Der Versuch, das Ungeborene zu retten, gelang zwar, aber es starb bald darauf und wurde mit der Mutter beerdigt. Wittleder blieb nicht lange allein und heiratete eine geborene Stuber aus Urach. Bald darauf wurde er als Kirchenkastenverwalter nach Stuttgart gerufen. 1762 erhielt er den Rang eines Kirchenratsdirektors, um für Herzog Karl Eugen Geld für dessen aufwendigen Lebensstil zu beschaffen. Ohne Skrupel entnahm er hierfür 550.000 Gulden aus dem Kirchengut. Als er keine weiteren Summen mehr aufbringen konnte, fiel er Ende 1766 in Ungnade. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er als kurpfälzischer Geheimer Rat in Heidelberg, wo er am 14. Dezember 1769 starb. | ||||
Der Text wurde gekürzt.
Mit freundlicher Genehmigung der Autoren und der Kirchengemeinde Gültstein. Die 80 Seiten starke Broschüre „Die Peterskirche in Gültstein 1091-1991“ ist für 5,00 Euro beim Ev. Pfarramt Gültstein, Cranachstr. 4, 71083 Herrenberg, Tel: 07032/71395, erhältlich. Grabsteine – Zeugnisse der Kindersterblichkeit Ein sprechendes Zeugnis der Kindersterblichkeit vergangener Zeit befindet sich in der ehemaligen Wallfahrtskirche von Mauren. Lesen Sie hierzu in „Zeitreise-BB“ den Artikel „Die Grabmäler der sieben Töchter des Eberhard Wolf von Dachenhausen“. Diese Seite drucken |
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