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„Lichter im Dunkel“ Vorwort von Pfarrer Otto Mörike


Quelle: Max Krakauer: „Lichter im Dunkel – Flucht und Rettung eines jüdischen Ehepaares im Dritten Reich“, Quell Verlag, Stuttgart 1975/1991

Der Neuauflage des Büchleins von Max Krakauer stelle ich ein Wort von Dorothee Sölle aus ihrem Buch »Leiden« voran: »Leidfrei bleiben wollen kann eine Art Berührungsangst sein, man will nicht angerührt, angesteckt, befleckt, hineingezogen werden, man hält sich so weit wie möglich heraus, kümmert sich um seine Angelegenheiten. . .«

Dieses Wort trifft doch wohl das Verhalten, das wir Deutschen und wir Christen im Dritten Reich in all dem Leid und Leiden gegenüber den Verfolgten in den Konzentrationslagern und vor allem gegenüber den Juden an den Tag legten - mit Ausnahmen.

Zwischen Januar 1943 und April 1945 wurde das jüdische Ehepaar Krakauer von seinen Fluchthelfern durch 66 Häuser geschleust. Oft wog der einzelne Tag recht schwer, in erster Linie natürlich für die Flüchtigen, aber je und je auch für die Fluchthelfer; denn hinter beiden war ja der Verderber her. Und so verband uns, Juden wie Helfer, zuerst einmal die Angst, dann aber unsere Gäste auch die Dankbarkeit gegenüber uns Helfern, und uns Helfer das Erbarmen mit ihnen und uns alle wiederum die Furcht Gottes.

Als dann nach 800 langen, bangen Tagen die Flucht gelungen war, standen wir vor einem Wunder - und auch wir Fluchthelfer von damals wollen darum in das Schlußwort von Max Krakauer einstimmen: »In tiefer Demut danken wir Gott für seine Hilfe, ohne die wir verloren gewesen wären.«

Schorndorf, im Sommer 1974

Mit freundlicher Genehmigung von „Verlag und Buchhandlung der Evangelischen Gesellschaft“ in Stuttgart.

Weitere Textausschnitte aus dem Buch „Lichter im Dunkel – Flucht und Rettung eines jüdischen Ehepaares im Dritten Reich“: Diese Seite drucken
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