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„Ein konkreter Mensch mit unverrückbaren Maßstäben für Gut und Böse“ Bundespräsident a. D. Richard von Weizsäcker würdigt in Gebersheim Person und Werk von Albrecht GoesQuelle: Leonberger Kreiszeitung, 28. Juni 2003 Autor: Arnold Einholz | ||||
„Er war ein konkreter Zeitgenosse mit unverrückbaren Maßstäben für Gut und Böse“, sagt Bundespräsident a.D. Richard von Weizsäcker über Albrecht Goes. Mit einem Festakt in Gebersheim wurde gestern ein Gedenkstein enthüllt, der das Wirken von Albrecht Goes und seiner Frau Elisabeth würdigt.
Bild rechts: Albrecht Goes 1975 (Foto: Privatbesitz) „Ich habe für meine Generation keine andere so prägende Persönlichkeit gekannt wie Albrecht Goes. Er war ein kraftvoller Charakter, den ein Feinsinn des Geistes ausgezeichnet hat“, so Bundespräsident a.D. Richard von Weizsäcker in seiner Festrede. „Seine Lyrik sind ergreifende Balladen des Lebens, und seine Worte wurden zu Musik.“ Die unverrückbaren Maßstäbe für Gut und Böse, die im Hause Goes angesetzt wurden, führten unweigerlich dazu, dass hier in der dunkelsten Zeit der deutschen Geschichte Bedrängten Schutz und Hilfe angeboten wurde. Albrecht Goes habe er als einen Menschen mit einem reinem Herzen und einem neuen Geist empfunden, erinnerte sich von Weizsäcker. „Für die junge Generation lohnt es sich immer, in seinem Werk nachzulesen“, gab Richard von Weizsäcker den zahlreichen Festgästen, vor allem aber den Schülern der Gebersheimer Schule, mit auf den Weg.Bild links: Das Gebersheimer Pfarrhaus und die evangelische Kirche. (Foto: Klaus Philippscheck) „Sein Herz hätte gejubelt, wenn er den Chor und die Glocken gehört hätte“, war sich von Weizsäcker sicher, als zu Beginn des Festaktes zu dem „Lobe den Herrn“ der Kantorei Gebersheim die Kirchenglocken erklangen. Der Gedenkstein steht neben der Kirchenstaffel am Pfarrhaus, das über 15 Jahre lang das Heim der Familie Goes gewesen war. Auch für von Weizsäcker war der Besuch in Gebersheim ein Besuch „in der engsten Heimat“. Er verweilte kurz auf der Solitude, dem „Revier kindlichen Unfugs“, aber auch der Stätte, wo auf einem kleinen Friedhof die Eltern begraben sind.„Der Dichter Albrecht Goes war von 1938 bis 1953 Pfarrer in Gebersheim. Zur Seite stand ihm seine Frau Elisabeth, geborene Schneider. In den Jahren des Krieges und der Verfolgung hat sie jüdischen Mitbürgern im Pfarrhaus Zuflucht gewährt.“ Mit dieser in Stein gemeißelten Inschrift wird auch das stille Wirken von Albrecht Goes´ Witwe gewürdigt. Weil sie in der Nazi-Zeit im Pfarrhaus Gebersheim jüdischen Menschen Unterschlupf bot, hat sie mitgeholfen, sie vor dem sicheren Tod zu bewahren. Bild rechts: Bundespräsident a.D. Richard von Weizsäcker und der Historiker Dr. Gerhard Raff in Gebersheim (Foto: Wilhelm Ohmenhäuser) Den Gedenkstein schenkt Bundespräsident a.D. Richard von Weizsäcker der Gemeinde auf Initiative des Stuttgarter Historikers Dr. Gerhard Raff, der sich um Schwaben und seine Dichter und Denker verdient gemacht hat. Bildhauer ist Markus Wolf, der auch den Grabstein für Albrecht Goes auf der Prag und die Gedenksteine am Geburtshaus in Langenbeutingen und am Stuttgarter „Albrecht-Goes-Platz“ gestaltet hat. Vor Ort in Gebersheim war Ortschaftsrat Werner Thumm das Herz und die Seele des Vorhabens.Nach dem Grußwort des Ersten Bürgermeisters Helmut Noë begrüßte auch Pfarrer Andreas Wissmann, der gegenwärtige Bewohner des Gebersheimer Pfarrhauses, die rund 500 Gäste. Dem Dichter Albrecht Goes komme er nach und nach über die Lektüre seiner Werke näher, so Wissmann, dem Pfarrer Albrecht Goes aber begegne er in zahlreichen Erzählungen seiner Gebersheimer Gemeindeglieder... Ein liebevolles Porträt der Eltern, „die nicht nur am Klavier vierhändig spielten“, zeichnete Tochter Rose Kessler, die gemeinsam mit ihren Schwestern Brigitte Dedekind und Christin Waldenfels dem Festakt beiwohnte. | ||||
Mit freundlicher Genehmigung der Leonberger Kreiszeitung Anmerkung: Für den Schriftsteller Albrecht Goes waren die Jahre in Gebersheim eine sehr produktive Zeit. Bereits 1938 verfasste er hier eine Mörike-Biographie, zehn Jahre später seinen Rechenschaftsbericht aus den Kriegsjahren „Unruhige Nacht“. Weiter entstanden in Gebersheim das Spiel „Die fröhliche Christtagslitanei“, zahlreiche Essays, die Erzählung „Das Brandopfer“ und viele Gedichte. Goes war auch ein Verehrer des Warmbonner Dichters Christian Wagner und hielt 1973 eine Rede zur Eröffnung des Christian-Wagner-Hauses. Für eine Kurzeinschätzung von Albrecht Goes zu einem Christian-Wagner-Gedicht klicken Sie bitte hier. Textanhänge:
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