zeitreise bb
Schönaich>>Münzschatz>>Keltischer Münzschatz

Der keltische Münzschatz von Schönaich

Einer der bedeutendsten Münzfunde im Lande

Quelle: Schönaicher Ortsgeschichte – Begebenheiten und „Gschichtla“. Herausgeber: Gemeinde Schönaich, 2003, S. 36-38

Autor: Walter Jehle

Bild: Der keltische Münzschatz von Schönaich. „Regenbogenschüsselchen“ nannte der Volkmund die gebogenen Münzen. Man stellte sich vor, die mit geheimnisvollen Zeichen bestückten Münzen, seien vom Regenbogen herabgetropft und mit einem Zauber behaftet. (Foto: Verein für Heimatgeschichte Schönaich) – Für eine Gesamtansicht klicken Sie bitte hier

Auf Schönaicher Markung befinden sich drei keltische Grabhügel, zwei im Laubach und einer im Bührleshau. Dieser wurde um 1926 von Oberlehrer Keppler angegraben und 1975 vom Landesdenkmalamt erneut untersucht. Der Grabhügel aus der jüngeren Hallstattzeit (um 500 v. Chr.) enthielt drei, z. T. stark gestörte Gräber.1*

Von herausragender Bedeutung ist jedoch der keltische Münzschatz, der 1852 mehr oder weniger zufällig bei Schönaich gefunden wurde. Vermutlich waren die Münzen gegen Ende des 2. oder in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. vergraben worden.

Auf den Zeitreise-BB Seiten haben wir einige Artikel und Originalquellen zusammengestellt, die vor allem die orts- und familiengeschichtliche Komponente dieses Aufsehen erregenden Fundes näher beleuchten.

Lesen Sie hier zunächst einen Abschnitt aus der Schönaicher Ortsgeschichte von Walter Jehle:

„Der keltische Münzschatz von Schönaich ist ein weiterer wichtiger Beweis für den Aufenthalt der Kelten in unserem Gebiet.
Am 3. Juni 1852 wurde bei uns durch Kinder des Zwirners2* Richard Lauxmann (und einige Tage später auch durch ihn) am Rohrer Pfad3* in Höhe des Oberen Lehle ein keltischer Münzschatz, so genannte „Regenbogenschüsselchen", gefunden. Unter einem Münzschatz versteht der Fachmann eine Ansammlung von drei und mehr Münzen, die absichtlich verborgen wurden. Der Schönaicher Münzschatz besteht aus zwei Gold- und 20 Silbermünzen und gehört zu den bedeutendsten Münzfunden in unserem Lande. Dies nicht nur wegen der großen Anzahl sondern auch, weil die im Schatz von Schönaich in zwei ähnlichen Typen enthaltenen Silbermünzen zum Zeitpunkt ihres Auffindens noch völlig unbekannt waren. Dies führte dazu, dass der in überwiegender Zahl vorliegende Münztyp als „Typus von Schönaich" in die numismatische (münzkundliche) Terminologie eingegangen ist.

Bild: Die erste Veröffentlichung des Münzschatzes erfolgte 1854 durch Eduard Paulus in den Schriften des Württembergischen Alterthums-Vereins, 1. Band, 3. Heft, Stuttgart 1854, S. 23/24. – Für eine Gesamtansicht klicken Sie bitte hier

Nach den Münzfunden zu urteilen, kam bei den in unserem Lande siedelnden Keltenstämmen ungefähr seit dem Übergang vom 3. zum 2. Jahrhundert v. Chr. der Gebrauch geprägten Geldes auf. Das in der gesamten Münzgeschichte einzigartige Phänomen der keltischen Münzprägung ist, dass es sich bei allen Münztypen durchweg um Nachbildungen von Vorbildern aus dem Mittelmeerraum handelt, die sich aber immer mehr von diesen Vorbildern entfernten. Durch die fortgesetzte Kopierung wurden die ursprünglichen Bilder unverständlich und in abstrakte, mit neuem Sinngehalt erfüllte Ornamente verwandelt. Die gewölbten Vorderseiten der Schönaicher Münzen zeigen unter anderem Lockenköpfe mit Vogelköpfen, Blattkränze, Schlangen und andere, drachenartige Tiere. Die Münzen gehören wegen der Prägung auf der Rückseite zur Gruppe der so genannten süddeutschen Kreuzmünzen.“

1

Die Ergebnisse der Grabung hat W. Jehle in seiner Schönaicher Ortsgeschichte „Begebenheiten und Gschichtla“, Schönaich 2003, S. 29-35 beschrieben.

2

Zwirn: aus zwei oder mehr Einzelfäden zusammengedrehter, also gezwirnter Faden; daraus abgeleitet die Berufsbezeichnung des Zwirners.

3

Früher viel benutzter Verbindungsweg nach Rohr

Mit freundlicher Genehmigung des Autors und der Gemeinde Schönaich

Die Ende des Jahres 2003 erschienene neue Schönaicher Ortsgeschichte von Walter Jehle umfasst 592 Seiten und ist für 24,00 Euro im Schönaicher Rathaus, in der Mediothek des Bürgerhauses sowie in den Schönaicher Buch- und Schreibwarenhandlungen erhältlich.

Auf folgenden Zeitreise-BB-Seiten finden Sie weitere Artikel und Quellen zum keltischen Münzschatz:
Fundmeldung des Schönaicher Schultheiß Roller an den Topographen Paulus vom 21. Juni 1852
Brief des Finders Richard Lauxmann an seinen Sohn vom 1. Juli 1852.
„Keltische Münzen gegen die Not“, Artikel aus der Sindelfinger Zeitung vom 9. Juni 2000.

Literaturhinweise:
Der Keltische Münzschatz von Schönaich und die Geschichte des Fundes, herausgegeben vom Förderkreis Kunst Schönaich e.V., Schönaich 1989; darin v. a. der Aufsatz von Ulrich Klein: „Der keltische Münzschatz von Schönaich“, S. 9-30.
Ulrich Klein: Die Erfassung der Fundmünzen aus Württemberg, in: Archäologie in Württemberg, hrsg. von Dieter Planck, Stuttgart 1988, S. 531-537.
Fritz Heimberger: Schönaich – Geschichte einer Wachstumsgemeinde. Herausgegeben im Gemeindeauftrag von Heinz Erich Walter, Walter-Verlag, Ludwigsburg 1970.

Diese Seite drucken
Zum Seitenanfang

www.zeitreise-bb.de