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Schönaich>>Münzschatz>>Brief des Schultheißen
Quellen zum keltischen Münzschatz von Schönaich:

Der Brief des Schultheißen Roller an Eduard Paulus

Quelle: Walter Jehle: Schönaicher Ortsgeschichte – Begebenheiten und „Gschichtla“. Herausgeber: Gemeinde Schönaich 2003, S. 36-38

Bild: Der Brief des Schultheißen. Überzeichnete Collage von Ines Scheppach aus dem Jahre 1988. Das Blatt gehört zu der Bilderserie „Die Familie L., Schönaich – eine Geschichte aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts“, die 1989 zusammen mit dem keltischen Münzschatz in Schönaich ausgestellt wurde. (Aus: Der Keltische Münzschatz von Schönaich u. die Geschichte des Fundes, Schönaich1989, S. 46) - klicken Sie in das Bild, um es zu vergrößern

Im Zusammenhang mit dem Münzfund von 1852 schrieb der Schönaicher Schultheiß Lukas Roller am 21. Juni 1852 einen Brief an den Topographen Eduard Paulus nach Stuttgart. Abgesehen von der Fundmeldung an sich bezeugt der Brief ein beachtliches Interesse an den Relikten der Vergangenheit. Der Brief des Schultheißen befindet sich heute in den Akten des Landesdenkmalamtes. Er wird im folgenden in einer Transkription wiedergegeben. Interpunktion und Orthographie blieben im Großen und Ganzen unverändert.

Bild: Faksimile der ersten Seite des Briefes des Schönaicher Schultheißen Lukas Roller an den Topographen Eduard Paulus in Stuttgart vom 21. Juni 1852. (Aus: Der Keltische Münzschatz von Schönaich u. die Geschichte des Fundes, Schönaich1989, S. 22 - klicken Sie in das Bild, um es zu vergrößern

„Euer Wohlgeboren!
Vor einigen Tagen sahe ein hiesiger armer Zwirner seine Kinder mit anscheinend gewölbten haftenlosen Knöpfen spielen, er untersuchte sie genauer u. fand, daß sie Figuren haben die er nicht kannte, schloß daher u. da er auf denselben nirgends sahe, daß die Heften weggebrochen seyen, daß es alte Münzen seyen; er wusch sie in Saifenwaßer u. siehe da die vermeintlichen Knöpfe waren Silber, er besann sich nicht lange sondern ließ sich den Platz auf welchem seine Kinder diese Münzen fanden, zeigen, suchte mit ihnen u. fand 7 weitere Stüke, gestern hakte er wieder auf der gleichen Stelle u. fand beiliegende u. weitere größere Bruchstüke von einem irdenen Geschirr und ein Stük Gold, nun grübelte er mit der Hand u. fand 13 weitere Stük und ein Goldstük; ich nahm als ich von der Sache erfuhr sogleich Augenschein ein, ich sahe daß der Finder Reichardt Lauxmann mitten in dem Weg der nach Rohr führt, gegraben hatte, die naheliegenden Güter waren früher Allmand u. sind die Krautgärten im Obern Lehle, weiter oben sind die Herdt/Heerd/lauchAeker u. die Elsenhalde, rechts drüben der Wald Rothenberg/:vielleicht Rottenberg:/ Vom s. g. (so genannten) Seebächlein an bis zum Rothenberg u. bis zur Elsenhalde ist eine große schöne Ebene, auf welcher derselbe Lauxmann einen Sporn gefunden haben will und auf welcher ein anderer Bürger ein altes Goldstük u. ein Anderer das beikommende Eisen fand. /:vielleicht die Spitze von einem Pfeil:/ ich erlaube mir nun ein Exemplar der gefundenen Münzen Ihnen zuzusenden u. Sie um Nachricht zu bitten, ob Sie solches u. die übrigen dem armen Finder nicht abkaufen u. im Fall Ja, was Sie dafür zahlen wollen, u. ob Sie es nicht für gut finden, weitere Nachgrabungen vorzunehmen.

Ich bin zwar kein AlterthumsForscher allein ich glaube doch behaupten zu dürfen, daß auf einem Ausläufer des RothenbergWaldes eine Burg gestanden hat; ein kleiner Einschnitt der diesen Ausläufer von dem hintern Berg trennt, scheint mir ein Burggraben gewesen zu seyn. Nicht weit davon entfernt ist der s. g. Goldbukel /:Geldbukel:/ ein künstlich aufgeworfener Hügel, u. etwas weiter oben die s. g. Hohenwart. Ich hätte schon Nachgrabungen vorgenommen, allein ich befürchte, daß ich dadurch der Sache mehr schaden als nützen würde, thun Sie also was Ihnen gutdünkt.

Mit vollkommenster Hochachtung etc.
Schönaich 21. Juni 1852.

Schultheis Roller.“

Mit freundlicher Genehmigung der Künsterin Ines Scheppach und des Förderkreises Kunst Schönaich e.V.

Die Ende des Jahres 2003 erschienene Schönaicher Ortsgeschichte von Walter Jehle umfasst 592 Seiten und ist für 24,00 Euro im Schönaicher Rathaus, in der Mediothek des Bürgerhauses sowie in den Schönaicher Buch- und Schreibwarenhandlungen erhältlich.

Auf folgenden Zeitreise-BB-Seiten finden Sie weitere Artikel und Quellen zum keltischen Münzschatz:
Brief des Finders Richard Lauxmann an seinen Sohn vom 1. Juli 1852.
Walter Jehle: Der keltische Münzschatz von Schönaich.
„Keltische Münzen gegen die Not“, Artikel aus der Sindelfinger Zeitung vom 9. Juni 2000.

Literaturhinweise:
Der Keltische Münzschatz von Schönaich und die Geschichte des Fundes, herausgegeben vom Förderkreis Kunst Schönaich e.V., Schönaich 1989.
Die 58 Seiten starke Broschüre mit den gezeichneten Bildern von Ines Scheppach ist zum Preis von 8,00 Euro im Rathaus der Gemeinde Schönaich oder über die Kunst- und Werkschule Schönaich erhältlich.

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