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Die „Fleckenzeichen“ auf den Grenzsteinen

Autor: Klaus Philippscheck
Grenzsteine heißen so, weil sie an dem Platz, an dem sie stehen, auf den Zentimeter genau angeben, wie die Grenze zwischen zwei Ortschaften – oder auch anderen Besitzungen – verläuft. Die Linie oben auf dem Kopf eines Grenzsteins (man nennt sie die „Weisung“ oder auch „Schleife“) zeigt genau den Verlauf der Grenze. Dort, wo die Grenze schnurgerade verläuft, ist auch die Weisung eine gerade Linie. Solch einen Stein nennt man einen „Läufer“. Wenn die Grenze aber z.B. abknickt, steht da ein Stein mit einer abknickenden Linie, einem „Bogen“. (Siehe Bildseite.)

Alter Grenzstein

Bild: Dieser sehr alte Grenzstein zeigt mit seinem Hirschgeweih, dass diese Seite zum „herrschaftlichen Wald“ zeigte. Das heißt, dass dieser Waldteil einst dem württembergischen Herzog, später dem König gehörte. (Foto: Klaus Philippscheck)

Früher war es anders als heute: Da hat nicht jeder Quadratmeter des Landes zu irgendeinem Ort oder einer Stadt gehört, sondern da gab es auch viele andere Besitzer: die „Herrschaft“, also z.B. den Herzog von Württemberg; oder einen Ritter mit seinem Rittergut, oder da gab es auch große Klöster, denen sogar ganze Ortschaften gehörten. Wenn man damals eine Ortsgrenze überschritten hat, dann stand man oft in einem Gebiet, das ganz andere Gesetze und Regeln hatte als der Ort, aus dem man gekommen war.

Kam man irgendwo, mitten auf einem Feld oder im Wald, an eine Grenzlinie, dann wollte man natürlich gleich erkennen, welche Besitzungen hier zusammenstoßen. Deshalb hat man auf fast allen Grenzsteinen die „Fleckenzeichen“ angebracht. Diese Zeichen sagten dann z.B.: „Hallo, hier stehst du an der Grenze zwischen den Flecken Maichingen und Magstadt!“ (Hier erkennt man, dass früher kleinere Ortschaften „Flecken“ genannt worden sind.) Diese Zeichen konnten sehr unterschiedlich aussehen: Manchmal war es einfach der erste Buchstabe des Ortsnamens; oder das Ortswappen wurde gezeigt. Hat der Flecken einem Kloster gehört, dann brachte man einen Abtsstab auf dem Stein an; und manche Fleckenzeichen sind ganz geheimnisvoll, weil sie so uralt sind, dass man gar nicht mehr weiß, was diese Zeichen bedeuten. (Siehe Bildseite.) Manchmal stießen sogar drei Ortschaften oder Besitzungen an einem Punkt zusammen: Das zeigte die Weisung natürlich auch, und der Stein, den man dann „Dreimärker“ nannte, trug vielleicht alle drei Fleckenzeichen.

Weil die Grenzsteine so wichtig waren, sind sie regelmäßig kontrolliert worden. Die Kontrolle war natürlich einfacher, wenn die Steine nummeriert waren. Dann konnte man sofort erkennen, dass ein Stein fehlte, wenn hinter der Nummer 14 die Nummer 16 kam. Dann musste ein neuer Stein gesetzt werden. Und um dies ganz perfekt zu machen, setzte der Steinmetz dann noch die Jahreszahl dazu, an der jeder Grenzgänger erkennen konnte, wann dieser Stein gesetzt worden war. (Siehe Bildseite.)

Sindelfinger Wegstein

Bild: Der prächtige Sindelfinger Wegstein stand bis vor 50 Jahren an der Straße von Sindelfingen nach Darmsheim; dort, wo der Weg von Dagersheim auf diese Straße traf. Heute ist das die Kreuzung mit der B 464.(Foto: Klaus Philippscheck)

Da die wichtigen Grenzen alle auch mit Gräben und Wällen gesichert waren, konnte der Wanderer oder der Fuhrmann die Grenze nur auf der Straße zwischen zwei Orten überqueren. An allen diesen Stellen standen große Wegweiser, die dem Passanten zeigten, dass die Straße an diesem Punkt die Grenze überquerte. Wo auf den Zentimeter genau die Grenze lief, interessierte den Fuhrmann allerdings nicht, deshalb hat der große Wegweiser keine Weisung. Eine Weisung haben also nur die kleineren, aber wichtigeren Grenzsteine.

Wer sich auskennt, der kann auf einem gut erhaltenen Grenzstein regelrecht „lesen“, und so eine Menge interessanter Informationen erhalten.

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- Grenzsteinprojekt Sindelfingen (dabei auch eine Grenzstein-Rundreise um Sindelfingen!)
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