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„Koi Hendernis bis Amerika" 1922 wird Schönaich an die Eisenbahn angeschlossenQuelle: Das 20. Jahrhundert im Spiegel der Zeit. Der Kreis Böblingen im Rückblick von 100 Jahren. Röhm Verlag, Sindelfingen 1999, S. 56 | ||||
Bild: Von 1922 bis 1954 dampfte das „Zügle“ den Schönaicher First hinauf. Der Güterverkehr wurde fünf Jahre später eingestellt. (Foto: Verein für Heimatgeschichte Schönaich) 29. April 1922 - ein großer Tag in der Ortsgeschichte von Schönaich. „Jetzt ghair mr au zor Welt, jetzt sei mr wia a Großschtadt gstellt. Koi Hendernis hält oin ma a vo hia bis Amerika" jubelte Heimatdichter Ernst Keppler, als der erste Zug in die Gemeinde dampfte.Ein Auto konnte sich damals kaum jemand leisten, der Zug war das wichtigste Verkehrsmittel. Mit der neuen Verbindung erschloss sich den Schönaichern ein Stück der weiten Welt. Wobei schon die Fahrt nach Böblingen nicht immer so ganz reibungslos klappte. Oft genug brauchte der Zug mehrere Anläufe, ehe er die Steigung im Herdlauch schaffte. Käse auf der Straße Unterwegs lauerten dann weitere Gefahren. An den Übergängen Schönaicher First, Südbahnhof oder Herrenberger Straße gab es immer wieder schwere Unfälle auch mit Toten und Verletzten. Weniger tragisch verlief dagegen ein Zusammenstoß nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein Laster voller Käse donnerte am Böblinger Südbahnhof in den Schönaicher Zug. Die Passagiere machten sich sofort über die Ladung her. Bild: Bahnhof Schönaich um 1928. (Foto: Wilhelm Kroth) - klicken Sie in das Bild, um es zu vergrößern Eigentlich stand schon 1911 fest, dass die Gleise bis Schönaich und möglichst durch das Aichtal weiter nach Nürtingen führen würden. Damals genehmigte der Landtag den Ausbau der Bahn bis Waldenbuch und plante die erste Rate im württembergischen Staatsetat ein. Die Probegrabungen für die Strecke sind heute noch im Gebiet Roter Berg im Südosten von Schönaich zu sehen.Doch der Erste Weltkrieg durchkreuzte die Pläne. Während die Schönbuchbahn zwischen Böblingen und Dettenhausen bereits fuhr, blieben die Schönaicher bis 1922 abgehängt. Erst dann wurde die Weiche am Schönaicher First umgelegt. Schönaich blieb dann aber Endstation, Waldenbuch wurde 1928 an die Filderbahn angekuppelt. Jahrzehntelang behielt die Bahn ihre Bedeutung als wichtigstes Verkehrsmittel. Das änderte sich erst in den 50-er Jahren, als die Bundespost regelmäßig Busse nach Böblingen pendeln ließ. Am 2. Oktober 1954 stiegen zum letzten Mal Passagiere in die Waggons, der letzte Güterzug ging am 30.Juni 1959 auf die kurze Fahrt zwischen Schönaich und Böblingen. | ||||
Mit freundlicher Genehmigung der Sindelfinger Zeitung / Böblinger Zeitung
Lesen Sie hier alle vier Strophen des Gedichts „Zur Eisabaheiweihong z' Schönoach“ von Ernst Keppler. Einen kurzen Überblick über die Eisenbahngeschichte im heutigen Landkreis Böblingen mit Links zu weiteren Eisenbahnthemen auf www.zeitreise-bb finden sie hier. Gemeinde Schönaich Diese Seite drucken |
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