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Hoffen auf Aufschwung und Wohlstand

Geschichte der Eisenbahn im Kreis Böblingen

Quelle: zeitreise bb

Autorin: Susanne Schmidt

Bild: Die Bahnlinie Stuttgart – Nagold bei Leonberg in den 1890er Jahren (Foto: STA Leonberg) - klicken Sie in das Bild, um es zu vergrößern

Kaum ein Thema erregte ab der Mitte des 19. Jahrhunderts bis ins frühe 20. Jahrhundert die Gemüter so stark wie die „Eisenbahnfrage“.

In Deutschland begann das Eisenbahnzeitalter im Jahre 1835 mit der privat finanzierten Bahnlinie von Nürnberg nach Fürth. In Württemberg, wo sich König Wilhelm I. für das Modell einer Staatseisenbahn entschieden hatte, wurde 1845 zwischen Cannstatt und Untertürkheim die erste Bahnlinie in Betrieb genommen. Mit der Gründung des Deutschen Reiches, blieb zwar die Bahn in Württemberg von 1871 bis 1919 Sache des Landes, zusätzlich wurden aber auch neue Privatbahnen gebaut, wie die 1906 eröffnete „Strohgäubahn“ von Korntal nach Weissach.

Schnell war absehbar, dass sich die Eisenbahn zum wichtigsten Träger des industriellen Fortschritts entwickelt hatte. Auch die Mobilität war in nie geahntem Ausmaß angestiegen. Kein Wunder also, dass um die Streckenführungen hart gekämpft wurde. Beinahe überall im Land hatten sich Eisenbahn-Komitees gebildet, die Lobbyarbeit im württembergischen Landtag leisteten. Auch im Gebiet des heutigen Landkreises Böblingen, der sich im wesentlichen aus den ehemaligen Oberämtern Böblingen, Herrenberg und Leonberg zusammensetzt, war dies nicht anders. Jede Gemeinde wollte in den Genuss eines Bahnanschlusses kommen, zumal es um die Straßen- und Verkehrsverbindungen nicht gerade zum Besten gestellt war.

Leonberg machte den Anfang
Der Startschuss im heutigen Kreisgebiet fiel im Oberamt Leonberg. Am 30. November 1869 machte die sog. „Schwarzwaldbahn“ Stuttgart - Calw - Nagold ihre Jungfernfahrt nach Leonberg. 1865 hatte der Landtag in einer Kampfabstimmung mit knapper Mehrheit entschieden, die Bahntrasse nicht über Böblingen und Herrenberg, sondern über Leonberg und Weil der Stadt zu führen. Friedrich Gottlob Karl von Varnbüler, Leitender Minister des Königreiches Württemberg und Besitzer großer Schlossgüter in Hemmingen und Höfingen, hatte sich für diese Trasse eingesetzt. 1872 war die Strecke eingleisig fertig gestellt.

Gäubahn

Bild: Gäubahn bei Böblingen (Bild: StadtA Böblingen)

Böblingen und Herrenberg erreichte die Schiene mit einiger Verspätung. Im Jahre 1879 wurde die sog. „Gäubahn“ von Stuttgart über Böblingen und Herrenberg nach Freudenstadt ans Schienennetz angeschlossen. Dr. Otto Elben, von 1868-82 Landtagsabgeordneter des Bezirks, hatte sich unermüdlich für die Strecke stark gemacht.

Jede Gemeinde wollte einen Bahnanschluss
Ein Grund, dass es mit den Eisenbahnwünschen in unserer Gegend insgesamt eher zäh voran ging, lag sicher in der Uneinigkeit der betroffenen Gemeinden. Jedes Dorf hoffte auf Industrieansiedlung, Aufschwung und Wohlstand und schielte eifersüchtig auf die Nachbarorte. Dies zeigen auch die langen Diskussionen um die Erschließung des Schönbuchs. Ständig wurden in der Abgeordnetenkammer neue Trassenführungen der „Schönbuchbahn“ erörtert, die schließlich zwischen 1907 und 1911 von Böblingen über Holzgerlingen und Weil im Schönbuch bis nach Dettenhausen geführt wurde. Schon ein Jahr zuvor war 1910 die Ammertalbahn zwischen Herrenberg und Tübingen eingeweiht worden.

Abgekoppelt in der Eisenbahnfrage blieben für längere Zeit Gemeinden wie Sindelfingen oder Schönaich und Waldenbuch, die beide erst in den 20er-Jahren ans Schienennetz angeschlossen wurden. Sindelfingen blieb 1883/84 zunächst nichts anderes übrig, als eine „Bahnhofstraße“ genannte Verbindungsstrecke zum Böblinger Bahnhof zu bauen. Nach vielen Eingaben erfolgte schließlich 1913 der erste Spatenstich zur Bahnlinie Böblingen – Renningen (Rankbachbahn), die endlich auch Sindelfingen, wenn auch nur in Form einer Stichbahn, den lang ersehnten Bahnanschluss brachte.

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