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Der Pietismus in Württemberg und Griebs Einstellung zum Pietismus

Autorin: Evelyn Ficus

Quelle: Seminarkurs „Christoph Friedrich Grieb“ am Stiftsgymnasium Sindelfingen, Schuljahr 2010/2011

Der schmale und der breite Weg

Bild:: „Der schmale und der breite Weg“ – Ausdruck des pietistischen Selbstverständnis des späten 19. Jahrhunderts (Foto: StadtA Böblingen) - Klicken Sie in das Bild, um es zu vergrößern.

Inhaltsverzeichnis der Seminararbeit
  1. Einleitung
  2. Was bedeutet "Pietismus"
  3. Geschichtliche Einordnung des Pietismus - Konditionen und Gründe der Entstehung des Pietismus
  4. Der württembergische Pietismus
    IV.1. Besonderer Blick auf den Pietismus im Kreis Böblingen
  5. Kritik am Pietismus
    V.1. Der "tätige Glaube" von Gustav Werner
  6. Griebs Kritik am Pietismus und seine eigene Philosophie
  7. Fazit
Quellenverzeichnis
Anhang

Auszüge aus dem Text von Evelyn Ficus:



II. Was bedeutet "Pietismus"?
…Um ein Bild ihrer Frömmigkeit zu erstellen, spricht man vom schmalen und breiten Weg. Der schmale Weg ist derjenige, den die Pietisten im Diesseits beschreiten, der Weg voller Prüfungen und Unannehmlichkeiten, um in das Himmelreich zu gelangen. Der breite Weg beschreibt die große Anzahl an Sünden und verwerflichen Entscheidungen, die ein Mensch in seinem Leben versucht ist zu begehen. Selbst Sex ist für die Pietisten ein verwerfliches Unterfangen, doch im Gegensatz dazu ist das Zeugen von Nachkommen ehrenwert, da man neuen Menschen die Möglichkeit bietet, in das Reich Gottes zu gelangen (vgl. Textauszug aus www.petermangold.de/pietismus.htm). Auf ein gut und brav geführtes pietistisches Leben folgt die innere Umkehr - das zu sich selbst zurückfinden nach der, durch begangene Sünden verschuldeten, Selbstentfremdung - aus der eine Besserung der sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse resultiert.



Zu Zeiten seiner Entstehung im 16. Jahrhundert galt der Pietismus als moderner und neuartiger Glaube, da er eine neue Ära der Glaubensauslegung und der Erziehung einleitete. Kinder sollten nicht länger für unangebrachtes Verhalten bestraft werden, besonders nicht durch Gewaltanwendung. Außerdem wurden Kindergärten eingeführt, die Pietisten wendeten sich zudem gegen rigide Formen wie die Kirchzucht und unterrichteten ihre Kinder lieber zu Hause, als diese in von der Kirche kontrollierte Schulen zu schicken. Zudem kam die Betrachtung des Menschen als Individuum, weshalb auch das Tagebuch-Schreiben zum wesentlichen Bestandteil des pietistischen Alltages wurde.



III. Geschichtliche Einordnung des Pietismus - Konditionen und Gründe der Entstehung des Pietismus
Die pietistische Bewegung trat zum ersten Mal nach Zeiten der Reformation auf. Ab 1541 wurde Württemberg protestantisch berührt. Der Katholizismus wurde als Abgötterei bezeichnet und der Protestantismus als ,,Reinheit der rechtgläubigen Religion” (Hans Dieter Frauer, Die schwäbische Insel - Das fromme Zucht-Haus Württemberg) angesehen. Doch die Art den Protestantismus als Landesreligion durchzusetzen schien einigen Gläubigen nicht angemessen und nicht fromm genug. Daraus entstanden kleine, damals als Sekten bezeichnete, nebenkirchliche Bewegungen - unter anderem der Pietismus -, die ihre Frömmigkeit und Gläubigkeit in eigenen Gemeinden zu erhalten versuchten. Seine ursprünglichen Wurzeln hat der Pietismus in der von Valentin Andreae entworfenen Idealstadt Christianopolis (vgl. www.petermangold.de), die auch von Philipp Jakob Spener (1635-1705), der als "Vater des Pietismus“ (www.zeitreise-bb.de) bezeichnet wurde, vertrat. Er war der Gründer der Gemeinschaftsstunden, in welchen sich die Pietisten regelmäßig trafen.

Später wurde eine strenge Kirchzucht eingeführt, die so weit ging, dass sogar Sitzordnungen in der Kirche fest geregelt wurden, alles kontrolliert wurde und jedes eigenwillige Handeln bestraft. Auch wenn Todesstrafen aus Glaubensgründen nie vollzogen wurden, gab es andere Methoden Anhänger anderer Glaubensbewegungen zurechtzuweisen. "So nahm man etwa Eltern die Kinder weg, es gab Entlassungen, Berufsverbote, Geld- und Kerkerstrafe und schließlich Landesverweisung.” (Hans-Dieter Frauer, Die schwäbische Insel - Das fromme Zucht-Haus Württemberg).



Erst im 19.Jahrhundert sollte sich etwas ändern. Während der Befreiungskriege 1813 bis 1815 schlossen sich Pietisten, die Kirche und somit auch der württembergische König zusammen, um gegen Napoleon, der die Macht in Deutschland an sich gerissen hatte, vorzugehen. Napoleon wurde als Antichrist bezeichnet. Dieser Begriff veranschaulicht die gemeinsame Feindseligkeit von Kirche und Pietisten gegenüber Napoleon. Hier begann die Zusammenarbeit der Landeskirche mit den pietistischen Gemeinden. Immer mehr relevante Aufgaben und Ämter der Landeskirche kamen den Pietisten zu. Um diese neugewonnene Stellung und Freiheit zu bewahren, schlossen sich die Pietisten den konservativen Ansichten der Landeskirche an und vertraten diese. Selbst während dem Vormärz und der folgenden Revolution 1848 lehnten die Pietisten die demokratischen und nationalistischen Forderungen und Ziele strikt ab. Der König sei als Staatsoberhaupt zu bewahren, da er von Gott persönlich einberufen war. Die Landeskirche und die Pietisten agierten gemeinsam gegen alle Art von revolutionären Gedanken.



IV. Der württembergische Pietismus
Auch in Württemberg entwickelte sich bereits im 16.Jahrhundert eine pietistische Bewegung. Als Begründer des württembergischen Pietismus gelten Öttinger und Bengel. Bengel war ein in Winnenden geborener Pietist, der zuerst in einem Kloster tätig war und Theorien um die Offenbarung aufstellte. Laut ihm sollte Christi im Jahre 1836 auf die Welt zurückkehren und das Jüngste Gericht eintreffen…

Öttinger übernahm Bengels Rolle nach dessen Tod. "Öttinger war Anhänger der Allversöhnungslehre” (www.pol-ag.de, Abschnitt Öttinger). Alle Glaubensrichtungen sollten sich wieder zu einer einzigen, großen Gemeinde zusammenschließen und alle Differenzen und Streitigkeiten zwischen Gläubigern sollten beiseite geräumt werden. Der ehemalige Theologiestudent hatte erstmalig eine relativierte Sicht von Himmel und Hölle erschaffen. Öttinger wurde Prälat in Murrhardt, predigte 1778 zum letzten Mal und starb 1782. Der Böblinger Michael Hahn übernahm Öttingers Ansichten (vgl. http://www.pol-ag.de).

Die Confessio Wirtembergica wurde eingeführt, ein württembergisches Glaubensbekenntnis. Wollte man dieses Glaubensbekenntnis nicht anerkennen, musste man mit einigen Unannehmlichkeiten rechnen, wie z.B. Friedrich Christoph Oetinger, dem das Recht Bücher zu verfassen aberkannt wurde, da er zu offen über seine pietistischen Gedanken schrieb und solche auch nicht zensieren lassen wollte… Doch anders als in den anderen Teilen Deutschlands schlossen die Pietisten sich bereits 1693 mit Kirche und Staat zusammen und konnten so maßgeblichen Einfluss auf die württembergische Bevölkerung nehmen. Allerdings war es ihnen verboten, ihre Versammlungen während der Gottesdienste abzuhalten und die „Stund“ sollte auch nicht die Feldarbeit oder Arbeit im Allgemeinen stören. Separatisten waren von diesen Regelungen ausgeschlossen, nur landeskirchlichen Pietisten war es erlaubt, eine Gemeinde zu bilden, solange sie die Kirche in ihren Stunden nicht in ihre Diskussionen mit einbezogen. Bereits vor 1693 gab es einige pietistische Bewegungen, die die Stund in Württemberg verbreiteten und so die Stund und Stundenleute im Schwäbischen zu allgemein gültigen Begriffen machten. Zu den üblichen Mitgliedern der pietistischen Gemeinden zählten sich Handwerker, Bauern und Weingärtner (vgl http://www.pol-ag.de/html/pietismus.html).

Ihre Ziele waren Heils- und Selbstfindung, da man nicht an das Heil durch die Amtskirche glaubte. Deswegen entschloss man sich in Württemberg, sich dem weltlichen Treiben zu entziehen um das Heil in der persönlichen Auseinandersetzung mit Glauben und Theologie zu finden… Trotz aller Bündnisse zwischen Amtskirche und Pietisten wurden separatistisch-pietistische Gemeindemitglieder oft verfolgt, ihre Wohnungen gestürmt, ihre Familien bedroht und dem war meist nur mit Flucht entgegenzuwirken.

IV.1 Besonderer Blick auf den Pietismus im Kreis Böblingen
Dank des Generalreskriptes 1743 konnte sich der Pietismus nicht nur in Württemberg, sondern vorwiegend auch im Umkreis Böblingen ausbreiten. So trifft man zum Beispiel in Sindelfingen auf Informationen über Frederike Fricker, eine Frau, die nicht nur pietistisch erzogen wurde, sondern dieses Wissen als Lehrkraft weitervermitteln wollte. Vor ihrem Lehramtsantritt verstarb sie allerdings. Trotzdem kann man aus ihren Poesiealben und Tagebüchern herauslesen, wie ihr Leben - und so das vieler anderer pietistischer Frauen - verlief. Eine ihrer Schriften zeigt ihre Ansicht vom Pietismus und ihre Lebensart: "Sei mild bei deines nächsten Fehle / Doch strenge deiner eignen Seele / Verschließ Dein Herz dem Weltgetümmel / Und halt es offen für den Himmel” (Auszug aus Frederike Frickers Poesiealbum).

Hier erscheint auch der oben erwähnte Michael Hahn (1758-1819) nochmals. Er war der Sohn eines Bauern und ein Laienprediger, wie es sie unter den Pietisten oftmals gab. Er stammte ursprünglich aus Altdorf und sein Ziel war "im Licht der Reformation fort [zu] wandeln und den reinen Protestantismus [zu] erlangen” (www.zeitreise-bb.de). Michael Hahn hatte außerdem Kontakt zu Immanuel Gottlieb Kolb (1784-1859), der seinerzeit in Dagersheim, einem Stadtteil von Böblingen den Pietismus lehrte und predigte. Immanuel Kolb hatte immer ein offenes Ohr für Probleme seiner Mitbürger und war dementsprechend sehr beliebt. Zudem kamen ihm die organisatorische Ordnung der Hahn’schen Gemeinschaften nach Anton Egelers Tod zu und er beteiligte sich durch Kommentare an den Schriften, die Hahn seinerzeit verfasst hatte. Er wurde also sichtlich von der Hahn’schen Theologie, die auf strenger ethischer Erziehung und menschlicher Selbstverantwortung beruhte, geprägt. Nach Kolbs Tod übernahmen die Brüder Ziegler die Fortführung seines Werks. Diese Dagersheimer und Böblinger Pietisten schafften eine neue Mentalität: Der Mensch solle durchhalten und eine innere Widerstandskraft aufbauen, da Kriege, Hungersnöte und Armut Zeichen Gottes seien, Prüfungen, die es zu bestehen galt…

Und das zahlte sich aus: Einige der früher auf wahrscheinlich pietistischer Grundlage aufgebauten Unternehmen existieren noch heute, auch wenn sie ihre Namen geändert haben, wie z.B. Real, Mitglied der Konzernkette Metro, der früher den Namen Kriegbaum trug. Solche Unternehmen stellten bis in die 50er, 60er Jahre nur pietistische Gemeindemitglieder ein. Die Unternehmen gingen sehr fürsorglich mit ihren Angestellten um, es wurden zum Beispiel Gedenkannoncen für verstorbene Mitarbeiter verfasst und in Zeitungen veröffentlicht, doch waren die Aufnahmebedingungen in solche Firmen ebenfalls festgelegt. War ein pietistischer Bewerber nicht konfirmiert oder erinnerte sich nicht mehr an seinen Denkspruch der Konfirmation, wurde ihm nicht einmal die Möglichkeit offenbar, sein Können durch praktische Arbeit unter Beweis zu stellen. Allerdings wurde diese Art der Unternehmungsführung durch den Staat untersagt…

V. Kritik am Pietismus
Im Gegensatz zum Lebenssinn Frederike Frickers und ihrer Ansicht vom Pietismus stehen viele andere wichtige Persönlichkeiten. Unter anderem erzählt der berühmte Brief an den Vater von Hermann Hesse von dessen Erfahrung mit dem Pietismus und der pietistischen Erziehungsweise seines Vater: ,,Um ein guter Christ muss man ein schlechtes Gewissen haben. Man muss sich schuldig fühlen, um sich an der Erlösung freuen zu können. Ja, man kann die ersehnte Liebe Gottes nur finden, wenn man sich selber hasst. Man kann nur groß werden, wenn man sich selber klein macht, Güte nur finden, wenn man sich selbst verurteilt.” Sein bitteres Fazit lautet: "Diese Lehre hat mein Leben verdorben, und ich kehre nicht zu ihr zurück.” Jetzt stellt sich die entscheidende Frage, wieso Hesse dem Pietismus so verhasst entgegenstand, während Frederike Fricker ihn so gerne annahm und vertrat. Im Allgemeinen spricht man heute von zwei Hauptkritikpunkten.

Der erste Kritikpunkt ist die Berufung der Pietisten auf die Widerspruchsfreiheit der Bibel. Wobei doch Naturwissenschaften, Fortschritt und selbst Theologie die Irrtumslosigkeit der Bibel anprangern, halten Pietisten an dieser eher konservativen Sichtweise fest. Allerdings bringt das wörtliche Verstehen der Bibel nicht nur im Glauben Probleme mit sich. Im Beruf sowie in Gesellschaft kann es so zu Missverständnissen kommen, die die Erhaltung der Ordnung stören könnten.

Als weitere Kritik am Pietismus ist die Rechtfertigungslehre zu sehen. Aus der bloßen Frage, ob der Glaube allein zur Heilserfüllung führen kann, entstehen immer mehr Fragen um die pietistische Lebensart. Führt es zur wahrhaftigen Erfüllung, in einer kleinen Gruppe von Menschen theologische Themen zu diskutieren? Muss man die restliche Gesellschaft dabei ausschließen? Ist eine Ausgrenzung weltlicher Themen sinnvoll? Diese Fragen blieben nicht unbeantwortet. Resultierend aus der Rechtfertigungslehre ergab sich somit die Theorie des Heilsegoismus. Geht der Pietist die Gefahr ein, sich so sehr auf sich selbst und seine eigene Gemeinde zu konzentrieren, dass er alles wichtige ausblendet? Sollte er dies tun, so ist die Gefahr groß, dass dieser Glaube nicht in die Zukunft reichen wird, da er ein zu utopisches und zu klein gehaltenes Weltbild vermittelt. Die Ausgrenzung und Abwendung von jeglichem gesellschaftlichen Zusammenhalt könnte auch das Interesse der Pietisten, ihr Heil für sich selbst zu erreichen, zerstören, da Glaube eigentlich Gemeinschaft und Zusammenhalt repräsentiert. Die Verantwortung des Menschen gegenüber des Menschen und des Menschen vor Gott wird durch dieses Verhalten gestört und könnte zu einer Separation der Pietisten von der Gesellschaft führen, was für beide Seiten kontraproduktiv im Sinne des zu erhaltenen Friedens wirken könnte.



VI. Griebs Kritik am Pietismus und seine eigene Philosophie
Auch der 1810 in Sindelfingen geborene Christoph Friedrich Grieb war kein Freund der pietistischen Lebensart. Er war Anhänger von Charles Fourier, welcher eine eher utopische Gesellschaft anstrebte… Das entsprach Griebs Ansicht um eine neue Kirche, da er den Protestantismus für einen guten Glauben, die Katholiken aber für die bessere Gemeinde hielt, wollte er eine Einigung beider Kirchen, zurückführend auf das Urchristentum. Im Urchristentum solle der Grundsatz ,,Gott ist die Liebe - die Liebe ist Gott” (Ausschnitt Abbruch und Neuzeit oder Jetztzeit und Zukunft, Christoph Friedrich Grieb, Kopie beiliegend) gelten, die Menschen sollen fähig sein, sich füreinander aufzuopfern und hinzugeben. Grieb war also definitiv ein Freund des tätigen Glaubens von Gustav Werner.

Außerdem bezeichnet er eben diese Tätigkeit als neue Philosophie. Die Zeiten der schriftlichen Auseinandersetzung mit wichtigen Themen seien vorbei, "[e]s [könne] Nichts geben, daß der Welt nütze, wenn es sich nicht auf das Leben, auf die Wirklichkeit anwenden [lasse]” (Grieb in Abbruch und Neubau oder Jetztzeit und Zukunft). Man brauche die Tat, um die Gesellschaft aufrecht zu erhalten. Hieraus lässt sich nun auch Griebs Kritik an den Pietisten herauslesen. In seiner Gesellschafts-Ökonomie beschreibt er eine gewissen Engstirnigkeit und Abweisung der Pietisten gegenüber neuen, sozialen Methoden und Einrichtungen. Grieb sagt hier, dass während die Protestanten jegliche Art solcher sozialen Einrichtung gutheißen und unterstützen würden, die Katholiken sowie die Pietisten, die hier als "jesuitisch-frömmelnd” (Griebs Gesellschafts-Ökonomie) bezeichnet werden, nicht einverstanden mit dieser Art von Gesellschaftsführung wären…

VII. Fazit
Der Pietismus war im 16. Jahrhundert eine sehr moderne Glaubensbewegung. Den Menschen als Individuum anzusehen, und Kinder davon nicht auszuschließen war revolutionär. Doch diese Ansicht sollte sich nicht mehr verändern. Deswegen wurden sie besonders im 19.Jahrhundert als konservative Gegner der Demokratie und Revolution gesehen. Das mag vielleicht auch der Grund sein, weshalb es immer nur eine geringe Zahl an pietistischen Gemeinden gab. Trotzdem veränderten ihre Ansichten und ihre Mentalität ganz Württemberg. Während der Industrialisierungsphase und auch danach ermutigte der pietistische Glaube die Bevölkerung durchzuhalten und weiter gegen Armut und wirtschaftlichen Rückstand anzukämpfen. Nun im 21. Jahrhundert ist Württemberg ein industrielles Paradies. Hier wurden Computer und Auto erfunden und werden noch immer hier produziert. Das mag sehr wohl auf die Durchsetzungskraft der pietistischen Mentalität zurückzuführen sein. Wäre dieser Glaube nicht gewesen, wer vermag zu wissen, wie dieses Land als verspätete Nation und als verspäteter Industriestaat diesen Rückstand aufgeholt hätte. Und selbst wenn kaum jemand etwas vom Pietismus weiß, so werden teilweise heute noch pietistische Ansichten in bestimmten Institutionen vertreten. Verdiene und spare soviel du kannst, scheint auch heute noch ein berühmter Satz der Württemberger sein, auch wenn das manchmal eher ein Vorurteil als die Wahrheit beschreibt.

Mit freundlicher Genehmigung der Autorin
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